Peter-Hogart-Reihe

Die Knochennadel


Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Juni 2021

Die Knochennadel

Nadeln sind spitz und haben in der Regel einen Zweck zu erfüllen. Allerdings gibt es Ausnahmen. Ein Beispiel wären Nadeln, die als Kunstwerk längst vergangener Zeiten versteigert werden. Eine derartige Versteigerung ist ein essenzieller Bestandteil von Andreas Grubers Roman „Die Knochennadel“, dem dritten Band rund um Versicherungsdetektiv Peter Hogart.

Paris ist eine wunderschöne Stadt und auch die Pariser Oper kann mit einigen Geheimtipps aufwarten. Was sie jedoch nicht kann, ist vernünftige Sicherheitsvorkehrungen für eine Versteigerung zur Verfügung stellen, das findet zumindest Peter Hogart. Er ist vor Ort, um die Auktion einer Knochennadel eines Künstlers namens Bíro zu überwachen. Was anfangs wie ein Spaziergang wirkt, wandelt sich schnell zu einem Drama. Peters Freundin Elisabeth, die Leiterin der Auktion, verschwindet samt der Nadel und es sieht so aus, als wäre sie dafür verantwortlich. Doch kurz darauf wird ein Bieter für die Knochennadel ermordet und es bleibt nicht bei diesem einen. Als auch Peter Hogarts Nichte Tatjana, die im Gegensatz zu ihm zumindest einigermaßen Französisch spricht, in den undurchsichtigen Fall hineingezogen wird, ahnt Hogart bereits Schlimmes. Und doch befindet er sich kurz darauf in einem fremden Land, inmitten einer Mordserie, bei der es irgendwie um einen Kunstzyklus des erwähnten Bíro geht, während rund um ihn herum Menschen entführt werden und sterben. Also lässt sich Hogart auf einen Wettlauf gegen die Zeit ein und wird von Menschen unterstützt, bei denen er nicht weiß, ob er ihnen wirklich vertrauen kann.

Der österreichische Autor Andreas Gruber ist dafür bekannt, viel Recherche in seine Romane zu stecken. Als der Roman an der Pariser Oper beginnt, von einem gewissen Phantom zu sprechen und dann noch ein Charakter Christine heißt, wird man als Leser ein wenig auf die falsche Fährte geführt. Etwas, was nicht unbedingt schlecht ist. Man folgt einem nicht auf die Gegebenheiten vorbereiteten Peter Hogart, der nicht nur Unterstützung aus seiner Chefetage benötigt, sondern auch immer mehr Schritte unternimmt, die ihn selbst hinter Gitter bringen könnten. Und obwohl Gruber einige Andeutungen macht, bleiben die wirklichen Hintergründe der Ereignisse für den Leser lange Zeit unklar. Was sich im vorliegenden Roman gegenüber den Vorgängern deutlich verändert hat, ist der Gewaltanteil, der nicht nur gegenüber den Opfern in den jeweiligen Mordserien ausgeübt wird, sondern auch jener, der den wichtigen Charakteren zuteilwird. Das verblüfft und verstört etwas. Es macht auch nachdenklich, wie man nach einigen Ereignissen „einfach so“ weitermachen kann. Auch wenn es gegen Ende nochmal ein Bonmot gibt, erfüllt sich leider die Hoffnung auf ein Zusammentreffen mit dem Phantom der Oper nicht. Und auch so kann der Roman nicht auf allen Längen überzeugen. Zu viele Schleifen, zu viele Iterationen gibt es gerade zu Beginn, die auch durch das packende Ende nicht ganz ausgeglichen werden können. Natürlich ist „Die Knochennadel“ trotz allem ein grundsolider und sehr spannender Roman. Dennoch ist man von Andreas Gruber etwas mehr gewohnt.

„Die Knochennadel“ ist der dritte Roman von Andreas Gruber, der sich um Versicherungsdetektiv Peter Hogart dreht. Diesmal ist die Handlung in Paris angesiedelt, ist jedoch nicht weniger vertrackt als in den beiden Vorgängerwerken in Prag und Wien. Leider dreht die Handlung hier einige Runden zu viel und wird gegen Ende auch bei einigen Lesern zu ungläubig aufgerissenen Augen führen – aber der Autor ist unbarmherzig. Und auch wenn die Spannung wie immer auf höchstem Niveau ist, gehört der Roman leider nicht zum allerbesten, das Andreas Gruber bisher geschrieben hat.

Details

Bewertung

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