Die grüne Fee

von Hansjörg Schertenleib
Rezension von Emilia Engel | 24. Februar 2022

Die grüne Fee

Ein altes Landhaus in der Abgeschiedenheit Irlands. Ein alter Freund, der zu einer höchst privaten Feier einlädt. Seltsame Begebenheiten, die nicht von dieser Welt sein können. Ein Protagonist, der an seinem Verstand zweifelt. Das ist der Stoff aus dem die besten Gruselgeschichten sind. Der Leser und die Leserin müssen sich in Acht nehmen, denn es besteht durchaus die Gefahr einer Gänsehaut.

Arthur Dold war schon in jungen Jahren ein Einzelgänger und wurde von seinen Mitmenschen für einen Sonderling gehalten. Er war immer gerne für sich und er störte sich nie an dieser Einsamkeit. Einzig Christian Aplanalp war ihm ein treuer Freund durch das ganze Leben. Auch wenn sie sich gelegentlich für kurze Zeit aus den Augen verloren, tat das ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Während Arthur beruflich Landkarten, Atlanten und Globen verkaufte - in der heutigen Zeit ein zugegeben etwas angestaubter Beruf - verdiente Christian sein Geld als Künstler in Amerika. Eine unerwartete Erbschaft bescherte Christian ein abgelegenes Landhaus in Irland. Anlässlich eines Geburtstages lädt Christian nun seinen alten Freund Arthur in sein Anwesen ein, um gemeinsam den 60.Geburtstag zu feiern. 
Das letzte Wiedersehen ist schon ein Weilchen her, doch wie damals harmonieren die beiden Freunde perfekt. Christians Spleens sind Arthur wohlbekannt und er weiß damit umzugehen. Doch irgendetwas scheint mit dem Landhaus nicht ganz zu stimmen. Arthur nimmt Dinge wahr, die ihm merkwürdig erscheinen. Verloren geglaubte Dinge finden sich plötzlich wieder ein. Die Haushälterin Bernadette benimmt sich höchst merkwürdig und besucht ihn überfallartig in seinem Gästezimmer. Und das Haus selbst scheint sich auch ganz sonderbar zu verhalten. Arthur ist sich nicht sicher, ob er der Einbildung erliegt und den Verstand womöglich verliert oder ob hier wirklich etwas Übernatürliches am Werk ist. Als Christian Absinth ins Spiel bringt, beginnt ein außergewöhnlicher, skurriler Abend zwischen Wahn und Wirklichkeit. Ob dieser Abend ein gutes Ende nimmt, ist fraglich.

“Die grüne Fee” ist wie der Untertitel verspricht eine Gespenstergeschichte. Hansjörg Schertenleib schafft es ausgesprochen gut ein atmosphärisches und bedrückendes Gefühl beim Leser zu erschaffen. Man kann förmlich die dicke Luft und die Beklemmung spüren, die den Protagonisten im Laufe der Geschichte immer mehr befällt. Das Buch liest sich wie eine Mischung aus alten britischen Kriminalromanen und Büchern von H. P. Lovecraft, die mehrfach im Buch auch Erwähnung finden. Es ist sogar so, dass der Schreibstil des Autors den Leser gelegentlich vergessen lässt, dass diese Geschichte in der nicht so fernen Gegenwart spielt und nicht in längst vergangen Zeiten des letzten Jahrhunderts.
Im Grunde ist es eine sehr gemächliche Geschichte, nichts geschieht mit Hektik. Nach und nach entrollt sich die Handlung und lässt ganz dezent immer wieder gruselige Momente entstehen, die dem Leser gerade deshalb unter die Haut gehen, weil es Kleinigkeiten sind und es langsam und mit Bedacht geschieht.
Mit “Die grüne Fee” hat der Kampa Verlag wieder einmal einen guten Roman herausgebracht, der eindeutig Lust auf mehr macht.

Wer gerne etwas dezent schauriges Lesen möchte, mysteriös und wie eine Mischung aus H. P. Lovecraft und alten Krimis, der sollte sich unbedingt “Die grüne Fee” zur Hand nehmen. Am Besten genießt sich dieses Buch abends oder nachts für den maximalen Gruseleffekt und einen leichten Schauer, der dem Leser über den Rücken läuft.

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