Snow Crash

von Neal Stephenson
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. März 2022

Snow Crash

Werden Wegbereiter von literarischen Subgenres immer zu Klassikern? Nicht zwangsläufig. „Snow Crash“ von Neal Stephenson war aber nicht nur ein Werk, das man dem Subgenre „Cyberpunk“ zuordnen würde, es hat darüber hinaus durch die Wortkreation des „Metaverse“ und aktuellen Bestrebungen bestimmter Technologiegrößen erneut an Bedeutung gewonnen. Aber wie präsentiert sich der Klassiker aus 1992 den Lesenden von heute?

Es gibt Protagonisten mit langweiligen Namen und solche mit eindrucksvollen. Doch keiner ist so klangvoll wie Hiro Protagonist. Und das, obwohl der Hacker, Sicherheitsberater und laut eigenen Angaben beste Schwertkämpfer der Welt sich derzeit nur mit dem Ausliefern von Pizzas für die Mafia beschäftigt. Nach einer heiklen Zustellung und einer ersten Begegnung mit der jungen Kurier namens Y. T., die Hiros Hintern rettet, wird alles sehr seltsam. Denn zum einen trifft er seine Ex-Freundin Juanita, die ihn vor einer speziellen Droge warnt, und zum anderen seinen alten Freund Da5id, den Boss des „Black Sun“, des wichtigsten Clubs im Metaverse. Dieser möchte sich über die digitale Droge mit dem Namen Snow Crash lustig machen, landet aber nach dem Konsum derselben im Krankenhaus. Und plötzlich ist Hiro in ein Abenteuer verwickelt, das in der Realität und im Metaverse angesiedelt ist. Er trifft auf Raven, einen Alëut – ein Pelzjäger von der gleichnamigen Inselgruppe –, der ein mächtiger Widersacher mit Racheplänen gegenüber der ganzen USA ist. Und auch Onkel Enzo, der Chef der Mafia, und L. Bob Rife, Medienmogul und Besitzer des weltweiten Glasfasernetzes, mischen mit. Es geht um Leben und Tod – und ein völlig neues Verständnis von Sprache und Viren.

„Snow Crash“ hat einige interessante Prämissen, die in mehrerlei Hinsicht viral gehen können. Gerade die Interpretation von Glauben, von Sprache und Wissen und deren Wirkung auf Neuralbahnen regt zum Nachdenken an – auch wenn man letztendlich doch versteht, was die Fehler in den Gedankengängen sind. Spannend und unterhaltsam ist die Geschichte des Romans aber trotzdem – obwohl wenn das Ende etwas abrupt kommt. Es gibt Schwertkämpfe, Vielfalt, Liebe, Hass, Technologie und einfache Technik. Allem kommt der richtige Platz zu, was Fans von Cyberpunk-Werken sicherlich zu überzeugen weiß. Auch wenn „Snow Crash“ nicht an William Gibsons Werke heranreicht, kann man doch einige gute Lesestunden mit ihm erleben. Besonders die interessante Hintergrundidee lässt das Werk definitiv aus dem Durchschnitt herausragen.

„Snow Crash“ ist ein Cyberpunk-Werk von Neal Stephenson aus dem Jahre 1992. Während vieles aus dem heutigen Informationszeitalter damals noch in den Kinderschuhen steckte, enthält der Roman einige wegweisende technische Ideen und auch eine Prämisse, die genauso für Nichttechniker interessant sein könnte. Selbst wenn es nicht zu den besten Werken des Subgenres gehört, bietet es doch spannende Unterhaltung.

Details

Bewertung

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