Sein letzter Tresor

von Horst Bieber
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Februar 2009

Sein letzter Tresor

Wenn jemand aus der Mode kommt oder eine Person nicht mehr die jüngste ist, so sagt man, gehört diese zum alten Eisen. Aber auch Gegenstände können unter Umständen aus altem Eisen bestehen. Zum Beispiel Tresore. Was wäre da für einen Einbrecher von altem Schrot und Korn naheliegender, als einen alten Tresor aufzuschweißen?

Nach vier Jahren wird Tresorknacker Arthur "Pulle" Pullrich vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Die letzten Jahre seiner 6jährigen Haftstrafe wurden ihm wegen guter Führung auf Bewährung erlassen. Doch Pulle kann seine Freiheit kaum genießen. Denn die erste Person die ihm am Tage seiner Entlassung hinter den Türen der Haftanstalt erwartet, ist Kriminalhauptmeister Aloys Schulte. Beide verbindet eine lange Geschichte. Zum einen war es Schulte, der Pulle vor vier Jahren festnahm und hinter Gitter brachte. Zum anderen gibt es da noch den ungeklärten Einbruch bei dem Briefmarkenhändler Benninger. Dessen Tresor wurde geknackt und der gesamte Inhalt gestohlen. Schulte ist davon überzeugt, dass Pulle hinter der Tat steckt. Aus diesem Grund lässt er ihn nach der Haftentlassung nicht mehr aus den Augen. Der Kriminalhauptmeister hofft dadurch einen Hinweis auf den Verbleib des gestohlenen Geldes zu bekommen. Immer wieder beteuert Pulle seine Unschuld, jedoch ohne Erfolg. Eines Tages wird Pulles Nachbar, Peter Harms, tot in seiner Wohnung aufgefunden. Als die Kripo herausfindet, dass es Peter Harms niemals gegeben hat und zusätzlich noch 300.000 Euro Bargeld in der Wohnung des Ermordeten findet, gerät Pulle erneut in Verdacht. Um zu bewiesen, dass er mit dem Mord nichts zu tun hatte und auch sonst Peter Harms nicht kannte, ermittelt Pulle auf eigene Faust und stößt dabei auf ein wohlgehütetes Geheimnis...

"Sein letzter Tresor" ist ein weiterer Kriminalroman aus der Feder Horst Biebers. Trotz verhaltenem Beginn entwickelt sich die Geschichte im weiteren Verlauf zu einem ansprechenden Katz-und-Maus-Spiel. Die Handlung bedient sich einfacher und klassischer Krimielemente, hält wenig Überraschung bereit, verläuft fast schon nach Schema F, schafft es aber dennoch, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Obwohl sich keine große Spannung aufbaut, möchte man am Ende wissen, wer hinter dem Mord und dem mysteriösen Einbruch beim Briefmarkenhändler steckt. Dieses Interesse beim Leser zu wecken, schafft der Autor durch seinen klaren und schnörkellosen Schreibstil. Auch die Charaktere sind schlicht und einfach dargestellt - keine großen Geheimnisse oder Verwicklungen, durch die sich der Leser im Verlauf der Geschichte kämpfen muss.
Da ist Arthur Pullrich, genannt Pulle, der sich auf das Knacken von Tresoren der Marke "Schlözer und Tessmann" spezialisiert hat. Viele von ihnen hat er aufgebrochen oder besser gesagt, aufgeschweißt und immer ist er davongekommen. Bis auf seinen letzten Bruch. Bei diesem wurde er von seinem Auftraggeber aus Rache verraten. Pulle verbindet eine unliebsame Bekanntschaft, fast schon eine Hassliebe, mit dem Kriminalhauptkommissar Aloys Schulte. Dieser, von seinen Kollegen Ass genannt, von Pulle Aas, ist für seine groben, harten, ja fast schon brutalen Methoden bekannt. Obwohl sein Verhalten der Grund ist, dass seine berufliche Laufbahn ins Stocken geraten ist, hält er an seinen Methoden fest. Über vier Jahre verfolgt er Pulle, in der Hoffnung, endlich einen Hinweis auf den ungeklärten Fall zu bekommen. Damit reizt er den Ex-Tresorknacker bis zur Weißglut, lässt aber nicht locker oder sich gar von Pulle einschüchtern. Und dann ist da noch die Hauptkommissarin Carola Heynen, eine unscheinbare Hauptperson, die mit einem Kollegen liiert ist und den Mordfall an Peter Harms aufklären will.
Doch der Roman weist auch vereinzelt Mankos auf. So verwendet der Autor oft umgangssprachlichen Ausdrücke und Begriffe, die mir vertraut waren, aber Personen aus dem süddeutschen Sprachraum verwirren könnten. Auch der plötzliche Wechsel der Protagonisten ist irreführend. Ist im ersten und letzten Teil des Buches Pulle die Hauptperson, wird dieser zwischendurch zu einer Nebenfigur degradiert und die im Mordfall ermittelnde Hauptkommissarin Heynen zur Hauptfigur. Dieser plötzliche Wechsel zwingt den Leser sich neu zu orientieren und bremst kurzzeitig den Lesespaß.

Insgesamt ist "Sein letzter Tresor" ein schlichter, aber dennoch ansprechender und fesselnder Kriminalroman. Durch seine Klarheit und wenig versteckten Andeutungen, ist das Buch leicht und verständlich zu lesen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2006
  • Umfang:
    189 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783894253288
  • Preis (D):
    7,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung