Nachtreiter

von Daniela Knor
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Februar 2010

Nachtreiter

Der Schritt von einem Rollenspielroman zu einem für sich stehenden Werk in einem eigenen Universum, ist sicherlich kein leichter. Es ist schwer sich von formgebendem Beiwerk zu verabschieden, um völlig eigene Wege zu gehen. Doch auch Daniela Knor ist diesen Weg gegangen. Nachdem sie früher hauptsächlich Romane in der Welt von Das Schwarze Auge verfasst hat, präsentiert sie nun mit "Nachtreiter" einen Ausflug in eine neue Welt.

Die Steppenvölker reiten von Sieg zu Sieg, während ihr großer Heerführer sie zu immer neuen Taten anspornt. Als eines Tages die Sonne ausbleibt, werden die Leute unruhig. War dies eine Tat ihrer Feinde? Doch die beiden jungen Krieger Braninn und Grachann finden die Wahrheit heraus, die viel schlimmer ist als erwartet. Niemand anders als ihr eigener Heerführer Ertann ist für das Dunkel verantwortlich, da er sich mit Dämonen eingelassen hat. Doch nach einer lautstarken Beschuldigung, der keiner glauben will, müssen die beiden fliehen.
Regin hat ganz andere Probleme. Sein Vater will den Thron des Landes erringen und beginnt nun damit ihn, den jüngeren und ungeliebten Sohn, in die Pläne mit einzubeziehen. Allerdings ist ihm stets klar, dass sein Vater in ihm nie etwas anderes als nur ein Werkzeug sieht.
Arion hingegen muss seine Halbschwester Sava vor einer ungewollten Heirat retten. Dafür bietet sie ihm Wissen, das er seit langem sucht, nämlich über den verschwundenen Priester Tazlan und dessen zerstörten Tempel.
Danach laufen die Handlungsfäden unaufhaltsam zusammen. Gemeinsam mit der geheimnisvollen Adinim soll das Übel an der Wurzel gepackt werden, um dem Dämonenbeschwörer den Garaus zu machen. Keine Einfache Aufgabe, da er ihnen gefährliche Gegner entgegenschickt.

Daniela Knor beginnt sehr ambitioniert. Sie lässt auf den ersten Blick weit von einander entfernte Handlungen auftauchen, die sich erst im Laufe der Geschichte etwas näher kommen und am Ende - bis auf einige Ausnahmen - in ein gemeinsames Finale münden. Sehr viel Mühe gibt sie sich auch bei der Ausarbeitung der Charaktere. Sympathischen und unsympathischen Gestalten wird beinahe gleich viel Zeit zur Entfaltung eingeräumt, was die Sache wirklich interessant macht. Auch die Hintergrundgeschichte und der Aufbau sind eigentlich hervorragend gelungen...
Denn jetzt kommt das Manko. Man merkt, wie begeistert sich die Autorin ans Werk gemacht hat, um selbiges möglichst gut und überzeugend zu gestalten. Bis ihr dann irgendwann auf Seite 400 auffällt, dass sie die Geschichte auch zu Ende bringen muss. So wird das gesamte Ende auf 70 Seiten gekürzt. Charaktere sterben, gute wie böse. Wie mit einer Heckenschere werden die Auswüchse des Werks gestutzt und die Geschichte zu einem abrupten Ende gebracht. Viele der eigentlich noch nicht abgeschlossenen Handlungsstränge bleiben in der Luft hängen und harren einer hoffentlich erscheinenden Fortsetzung.
Somit ist "Nachtreiter" ein Roman mit hervorragenden Ansätzen, tollen Charakteren einer handwerklich guten Ausführung und einem Ende, bei dem man gekürzt hat, was das Zeug hält. Insgesamt ist das Werk daher leider - wirklich leider - nur durchschnittlich einzustufen. Liebhaber von Fantasyromanen werden das Buch aber sicher trotzdem in ihr Herz schließen können.

Daniela Knor erster "eigenständiger" Roman, der im Piper Verlag erschienen ist, trägt den Titel "Nachtreiter". Das Buch hat wirklich sehr gute Ansätze, die aber in einem offensichtlich ziemlich beschnittenen Ende wieder auf ein Mittelmaß zusammengestutzt werden. Schade, denn die Handlung hatte grundsätzlich sehr viel Potential.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2008
  • Umfang:
    474 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783492701617
  • Preis (D):
    16,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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