Mein böses Herz

von Wulf Dorn
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. April 2012

Ein Herz kann trügerisch oder gar verräterisch sein. Es kann unregelmäßig pochen oder manchmal bis zum Hals schlagen. Doch bisher war den wenigsten Lesern bekannt, dass es auch böse sein kann. Wulf Dorn beweist dies nun in seinem ersten Jugendroman, der den Titel "Mein böses Herz trägt". Ob dieser Titel missverständlich oder angemessen ist, wollten wir uns näher ansehen.

Dorothea mag einiges an ihrem Leben nicht, darunter auch ihren Namen. Aus diesem Grund nennt sie sich Doro. Doch auch viele andere Dinge sind schief gegangen. Aktuell übersiedelt sie mit ihrer Mutter gerade nach Ulfingen, wo sie nach der Scheidung von ihrem Vater einen neuen Job angenommen hat. Schon von Anfang an steht das neue Leben unter keinem guten Stern. Bei ihrer Anreise erleben sie unwissentlich einen Selbstmord mit und der gutaussehende Junge von Nebenan ist der Sohn ihres behandelnden Psychologen. Seit dem Tod ihres kleinen Bruders ist Doro in Behandlung, vor allem da sie immer wieder Wahnvorstellungen hat - unter anderem auch von ihrem als Kleinkind verstorbenen Bruder. Als sie eines Nachts einen beinahe verhungerten Jungen in einer Laube findet, der sie um Hilfe bittet und ihn niemand finden kann, wird ihr sofort wieder der Stempel der Verrückten aufgedrückt. Doch auch weitere Situationen kommen vor, in denen ihr Dinge widerfahren, die sie langsam an ihrem Verstand zweifeln lassen, unter anderem ihre innere Stimme - ihr dunkles Herz, das sie immer wieder hört. Sie beginnt zu glauben, dass Kevin - der Selbstmörder - in Wirklichkeit entführt wurde und irgendwo gefangen gehalten wird. Unterstützt wird sie dabei von einem Freund namens David. Doch zuletzt nimmt sie an, dass ihr Psychologe selbst der Entführer ist. Handelt es sich dabei um Hirngespinste oder ist sie Tatsächlich einem Verbrechen auf der Spur?

Gleich vorab, "Mein böses Herz" ist als Jugendbuch konzipiert. Über weite Strecken kann man diese Kategorisierung durchaus bestätigen. Man hat die beinahe obligatorische Scheidung, eine Protagonistin im Teenager-Alter, interessante Jungs und auch jede Menge Drama. Doch die Basis des Romans, die bis zum Ende nur angedeutet und erst dann klargestellt wird, ist der Aspekt, der das Buch beinahe zu hart für Jugendliche macht. Denn egal wie die Szene am Ende aufgelöst wird, ein Mord an einem Kleinkind von Seiten der Protagonistin bleibt einfach im Hinterkopf hängen. Und dadurch wird sie dem Leser auch nicht vollends sympathisch - beziehungsweise war das so im Fall des Verfassers dieser Rezension. Ja, jeder macht einmal einen Fehler. Aber wenn ein Fehler den Tod eines anderen bewirkt, zur Folge hat oder auch nur potenziell begünstigt, ist das wirklich schwer zu verzeihen. Davon einmal abgesehen ist der Roman durchaus gut gelungen. Er ist spannend, ein wenig gruslig, enthält Detektivermittlungen und auch einige romantische Aspekte. So kann man das Werk mit Fug und Recht als gut bezeichnen. Die etwas niedrigere Gesamtbewertung rührt dabei eher von der Abneigung des Rezensenten für gewisse Inhalte her.

"Mein böses Herz" ist ein spannender, teilweise grusliger und gelungener Jugendroman von Thriller-Autor Wulf Dorn. Einzig und allein die Hintergrundgeschichte der Protagonistin, inklusive dem möglichen Mord an ihrem Bruder als Kleinkind, könnten Leser gegenüber dem Charakter etwas negativ stimmen - so auch im Fall des Verfassers dieser Kritik geschehen. Wer darüber einfach hinweg sehen kann wird dem Werk vermutlich mehr abgewinnen können. Denn der Autor vermag es den Leser durchgehend in den Bann seiner Geschichte zu ziehen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2012
  • Umfang:
    416 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3570160955
  • ISBN 13:
    9783570160954
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung