Krampus

von Brom
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Dezember 2013

Krampus

Die Christianisierung hat viele der alten Bräuche, insbesondere den Glauben an Naturgötter, schwinden lassen. Einige Gestalten, Wesen und Feste konnten allerdings nicht vollständig getilgt werden. Also wurden sie assimiliert und adaptiert. Der Krampus ist eines der besten Beispiele für diesen Integrationsprozess. Nun wurde das Thema vom amerikanischen Autor Brom aufgegriffen und mit etwas anderen Umgebungsbedingungen versehen, der entstandene Roman heißt allerdings ebenfalls "Krampus".

Auch wenn sich Jesse Walker als gescheiterten Musiker sieht, ist er im Moment hauptsächlich ein Versager. Nicht nur, dass er in zweitklassigen Kneipen Gitarre spielt, auch seine Frau hat ihn gemeinsam mit seiner Tochter für einen über 60jährigen und korrupten Polizisten verlassen. Als er jedoch eine blutige Auseinandersetzung zwischen Männern mit seltsam rot leuchtenden Augen und einem Weihnachtsmann beobachtet, scheint sich die Situation für ihn zu ändern. Denn er findet einen purpurnen Sack, aus dem er offenbar alle Spielsachen ziehen kann, die er sich wünscht. Handelt es sich gar um den Sack des Weihnachtsmanns?
Beinahe, denn tatsächlich gehört der Sack dem Krampus, welcher von Sankt Nikolaus in einem Verlies festgehalten wird. Jesse ist nun unwissentlich und unwillentlich der Schlüssel zur Befreiung des gehörnten Zeitgenossen, der einem Teufel nicht unähnlich sieht. Tatsächlich ist er allerdings der Herr des Julfestes - des eigentlichen Brauchtums, welches irgendwann durch das Christentum an den Rand des Vergessens gedrängt wurde. Er ist ein Nachkomme von Loki, in dem alte, ursprüngliche Kraft und Magie schlummern. So war auch der Nikolaus war einst ein nordischer Gott, nämlich Baldr. Doch das ist auch seine große Schwäche. Während sich Jesse mitten in einem Krieg alter Götter befindet, muss er versuchen Frau und Kinder zu retten, die vom psychopathischen Geliebten seiner Frau gefangen gehalten werden. Keine einfache Aufgabe...

Man kann für einen Roman verschiedene Quellen anzapfen, auch was die Mythologie angeht. Brom hat ganz offensichtlich einige darunter gefunden, die ihm selbst gut gefallen haben. Und obwohl die Verbindung von Krampus und Julfest sowie Baldr und dem Weihnachtsmann auf den ersten Blick ziemlich weit hergeholt wirken, geht das Konzept voll auf. Sowohl die teils gewalttätigen, teils gnädigen Widersacher als auch die Geschichte rund um den Gitarristen Jesse sind nicht nur glaubwürdig, die verschiedenen Teile passen auch gut zueinander. Im Original wäre es zwar Odin gewesen, welcher der Herr des Julfestes ist und der Krampus als Teil der Perchtenkultur kann eigentlich schwerlich ein Nachkomme von Loki sein - trotz der Hörner. Brom gelingt es trotzdem, aus den einzelnen Fragmenten ein großes, neues Bild zu weben. Vorurteilsbehaftet könnte man jetzt behaupten, dass in Amerika niemand die Unstimmigkeiten auffallen würden, doch treten diese auch für einen Leser mit einigem Basiswissen in den Hintergrund. Denn die Geschichte ist spannend, amüsant und vermag bis zum bitteren Ende zu überzeugen. Somit kann das Werk allen ans Herz gelegt werden, die sich einmal für eine etwas andere Version von Weihnachten und Nikolaus interessieren.

"Krampus" ist nicht nur eine Gestalt, der man hierzulande gemeinsam mit dem Nikolaus begegnet. Auch der neue Roman von Brom trägt diesen Titel. Dabei hat er die nordische Göttersage mit bayrisch-österreichischem Brauchtum und Sankt Nikolaus alias Weihnachtsmann kombiniert. Gelungen ist ihm das überraschend gut, das Ergebnis ist spannend und unterhaltsam. Wer sich bereit dazu fühlt, einem derartig wilden Mix eine Chance zu geben, sollte es tun. Man wird nicht enttäuscht werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2013
  • Umfang:
    494 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3426653346
  • ISBN 13:
    9783426653340
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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