Horrorstör

von Grady Hendrix
Rezension von Nina Zeleny | 07. September 2015

Horrorstör

Ein Szenario, das sich wahrscheinlich jeder schon mal vorgestellt hat, der bei dem schwedischen Möbelgroßhandel einkaufen war. Eine Nacht lang zwischen den tausenden perfekt eingerichteten Zimmern und Möbeln eingesperrt zu sein. Der einzige Unterschied bei jedem Tagträumer: ob diese Vorstellung ein Horrorszenario ist oder ein Traum, "Horrorstör" von Grady Hendrix ist sich des Szenarios sicher...

In der Nacht geschehen seltsame Dinge in der ORSK-Einrichtungshaus-Filiale in Ohio. Bücherregale stürzen um, Gläser werden zerschmettert oder Couchen mit undefinierbarer, aber stinkender brauner Masse beschmiert. Keiner kann sich die Ereignisse erklären und so entscheidet sich die Filialleitung dazu mit zwei Mitarbeiterinnen eine Nacht in der Filiale zu verbringen um den Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Bei der nächtlichen Visite bleiben die drei allerdings nicht lange alleine. Denn zwei weitere Mitarbeiter hatten dieselbe Idee - allerdings nicht um Störenfriede ausfindig zu machen, sondern um den scheinbar spukenden Geist auf Videomaterial sichtbar zu machen.

Zuerst glaubt keiner so richtig an übernatürliche Geschehnisse in der Filiale, doch was die Mitarbeiter dann erleben, wird sich ewig in ihr Gedächtnis einprägen...

Wer "Horrorstör" in die Hand nimmt, der weiß zuerst nicht, ob er den neuen IKEA-Katalog in Händen hält oder eine Neuerscheinung. Denn die Aufmachung von "Horrorstör" könnte nicht besser sein - gerade durch die Anlehnung an den schwedischen Großhändler. Das Format passt, der Umschlag ist hochwertig glänzend und sogar die Kapitel werden von unterschiedlichsten Möbelpräsentationen à la schwedischer Bauanleitung gekrönt. Man muss schon wirklich zweimal hinschauen um das Buch vom Katalog unterscheiden zu können.

Doch wer dann erst hineingelesen hat, bemerkt schnell: hier geht es nicht nur um eine Parodie rund um den gelb-blauen Möbelmarkt, sondern auch um eine Horrorgeschichte, die dem Leser gleichzeitig das Gruseln und das Lachen beibringen soll.

Denn wo die Geschichte zu Beginn weg noch wirklich lustig und extrem sarkastisch humorvoll wirkt, da folgt ab der Hälfte ein waschechter paranormaler Thriller mit so einigen Grausamkeiten. Alles im Rahmen und sicherlich nicht so grausam wie so mancher Psychothriller, allerdings auch nicht nur lustig und Friede, Freude, Eierkuchen.

Anfangs glaubt man noch gar nicht an den Horror, der einen in einem solchen Einrichtungshaus erwarten kann, doch ab der Hälfte legt das Gruseln so wirklich los. Von Ratten über Folterinstrumente bis hin zu jede Menge Büßern kommt einiges vor und reiht sich Schlag auf Schlag in "Horrorstör" aneinander. Nicht unbedingt etwas für die schwächsten Nerven, trotzdem bleiben die Parodie auf das Möbelhaus und auch ein wenig das Horrorgenre immer spürbar und geben dem Ganzen somit einen leichten Witz trotz des Gruselns. Kaum ein Leser sollte also Angst vor schlaflosen Nächsten danach haben.

Doch gerade das bewirkt, dass sich irgendwann der Spaß an der ganzen Geschichte ein wenig verliert. Die tolle Parodie zu Beginn wird von etwas halbherzigem Horror abgelöst, der sich mit doch noch irgendwie witzigen Passagen mischt. Die Story findet aber nach der Wendung weder den richtigen Ton für eine wirkliche Parodie noch für den wirklichen Horror. 

Nichts desto trotz bleibt die Geschichte gruselig unterhaltsam und findet auch ein wirklich passend parodiertes Ende. Wer Abwechslung zum normalen Thriller-Trott sucht, der hat bei "Horrorstör" auf jeden Fall seinen Spaß und darf sich ein bisschen selbst wie ein Geisterjäger fühlen. Außerdem macht die Aufmachung des Buches einfach so großen Eindruck, dass man schlichtweg zugreifen muss.

Details

Bewertung

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  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt: