Die Meisterin aus Mittenwald

von Christiane Martini
Rezension von Janett Cernohuby | 09. Januar 2015

Die Meisterin aus Mittenwald

Eines der wohl bekanntesten Werke Antonio Vivaldis ist "Vier Jahreszeiten", ein Konzertzyklus für Violinen. Ob der Meister wohl eine besondere Violine besaß, auf der er während des Komponierens gespielt hat? Und ob dieses Stück von einem besonderen Geigenbauer kam? Wir wissen es nicht. Was wissen aber, dass es sich vielleicht so zugetragen haben könnte, wie Christiane Martini in ihrem historischen Roman "Die Meisterin aus Mittenwald" erzählt.

Nachdem Annas Mutter als Hexe angeklagt und hingerichtet wurde, soll das junge Mädchen auf Befehl des Inquisitors in ein Kloster gebracht werden. Auf dem Weg ins Kloster gerät der Tross jedoch in einen Erdrutsch, den Anna nur durch schieres Glück überlebt. Sie beschließt sich als Mann zu verkleiden und bei einem Geigenbauer Dürnholz im nahe gelegenen Mittenwald in die Lehre zu gehen. Dort lernt sie den jungen Moritz kennen, in den sie sich verliebt und dem sie ihr Geheimnis anvertraut. Doch die beiden werden in die Machenschaften des Geigenbaumeisters und eines italienischen Offiziers verwickelt. Als Dürnholz ermordet in seiner Werkstatt gefunden wird, müssen Moritz und Anna fliehen. Doch sie kommen nicht weit, denn der italienische Offizier hat sich an ihre Fersen geheftet. Während er Moritz fängt und in Gefängnis in Venedig steckt, irrt Anna durch die verschneiten Alpen. Schließlich erreicht auch sie Venedig, muss aber nun erneut um ihr Leben, aber auch das ihres geliebten Moritz kämpfen. Unverhofft erhält sie dabei Unterstützung des Paters Antonio Vivaldi...

Auch wenn sich "Die Meisterin aus Mittenwald" in erster Linie um Anna, ihr Schicksal und ihre Liebe zu Moritz dreht, bringt das Buch zusätzlich einen großen Meister mit ins Spiel: Antonio Vivaldi. Dieser trägt freilich entscheidend dazu bei, dass sich am Ende alles zum Guten wendet. Doch über sein Leben, sein Denken, sein Wirken erfährt man verhältnismäßig wenig. Denn der große Meister steht im Schatten der Geigenbauerin aus Mittenwald. Freilich kann diese auf ein paar sehr aufreibende und schicksalsträchtige Jahre zurückblicken. Der Hexenprozess, die Reise ins Kloster, ihre Verkleidung als Lehrling eines Geigenbaumeisters, ihre Reise nach Venedig und der Kampf um ihre Liebe.
Das klingt im ersten Moment alles spannend, ist es natürlich auch - doch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Irgendwann wird die eine oder andere Wendung dem Leser zu viel des Guten. Das nimmt dem Buch insgesamt nicht das Lesevergnügen, denn es ist auf jeden Fall fesselnd und flüssig geschrieben. Die Spannung der Handlung an sich ist jedoch eher moderat. Die Autorin Christiane Martini kann schreiben, versteht es mit Worten und der Sprache umzugehen und zeigt das ihren Lesern auch.
Leider inhaltlich wie erwähnt nicht überzeugend. Es ist einfach von allem zu viel, manches läuft zu glatt ab. Anna kommt relativ unbeschadet durch alle Abenteuer. Ja, es gibt ein paar blaue Flecke und Schürfwunden. Natürlich wünscht niemand seinem Helden unnötigen Qualen, doch ein bisschen mehr Realismus und Glaubwürdigkeit hätten dem Buch gutgetan. Stattdessen folgt ein Schicksalsschlag auf dem nächsten, alle denen Anna nahe steht, müssen sterben (außer Moritz, aber der kommt ja ins Gefängnis). Die Verkleidung als junger Mann klappt wunderbar, wenngleich irgendwie jeder sie als Frau wahrnimmt. Es wird trotzdem toleriert und - na klar - auch völlig verstanden. Dann taucht rein zufällig der Onkel in Moritz Zelle auf. Als Dieb, todkrank, aber wenigstens mit einem ansehnlichen Vermögen, das er gleich mal den beiden vermacht. Dank einem wohlgesinnten venezianischen Geigenbauer und Vivaldi geht am Ende alles gut aus.
Ganz ehrlich, das ist zu viel des Guten, macht die Handlung zu glatt, zu kommerziell, zu rund, zu sehr Schema-F. Und zu einem historischen Roman, wie sie schon seit vielen Jahren die Buchhandlungen füllen.

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"Die Meisterin aus Mittenwald" ist ein durchschnittlicher historischer Roman, mit einem weiblichen Protagonisten. Man taucht ein in das Venedig vergangener Zeiten, wird verwickelt in Machtkämpfe und -spiele und kann auf unterhaltsame Lesestunden zurückblicken. Trotz des Problems zu viel von allem" muss man der Autorin Christiane Martini zugutehalten, dass sie schreiben kann. Dies ist ein Pluspunkt für das Buch und macht die Geschichte trotz ihrer weniger schönen Aspekte zu einem Lesegenuss.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2014
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783945458099
  • Preis (D):
    13 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung