Das Stiehlnemillion

von A. R. R. R. Roberts
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. August 2005

Das Stiehlnemillion

Während viele Romane unfreiwillig als Tolkien-Parodien ihr Dasein fristen, sind jene von A. R. R. R. Roberts in der klaren Absicht geschrieben worden, das Hobbit-Universum in nicht ganz so ernsten Farben neu zu zeichnen. Nachdem „Der kleine Hobbnix“ bereits die Runde gemacht hat, geht es nun noch nicht dem „Herrn der Ringe“ an den Kragen, sondern vorher dem „Silmarillion“, dem vermutlich schwierigsten zu lesenden Werk Tolkiens, das uns hier als „Stiehlnemillion“ erwartet.

Gleich im Vorwort wird dem Leser klar gemacht, was er zu erwarten hat. Ein fiktiver Nachruf für A. R. R. R. Roberts wird von einem etwas übereifrigen Großneffen präsentiert. Er kommentiert und vervollständigt gewisse Geschichten, und präsentiert auch den Briefwechsel des Autors mit seinem Verlag und seinem guten Freund C. Stapel Lewis. Und das alles bevor die eigentliche Parodie losgeht. Nicht übel.
Das Hauptwerk selbst handelt von der Welt Ärde, die von dem großen Gott Emu erschaffen wurde. Dessen beatlesähnliche Söhne stehen auf seiner Seite, nur Moregothik, quasi der Marilyn Manson von Ärde, macht Stunk. Daher wandert dieser über die Welt und macht Ärger, den die anderen wieder auszubügeln versuchen, um die groovige rosafarbene Welt ihres Vaters wiederherzustellen. Klar dass das nicht wirklich so einfach funktioniert.

So tummeln sich im Laufe der Zeit Elfen, Menschen, Zwerge und Orks auf der Welt. Und hier kommt auch die deutsche Übersetzung ins Spiel. An dem Elben Gerd dem Harten, Joschi dem Fisch und Angela Mäkel, sowie dem Joergigen Ork aus dem Süden, der vieles „echt leiwond“ findet, erkennt man auch die politische Eindeutschung des Werks.
Während die Zwerge eigentlich alles „voll krass“ finden, und sich aus dem Geschehen größtenteils heraushalten, werden nun die meisten Geschichten aus dem Silmarillion in eine A. R. R. R. Roberts - Variante gebracht. Sowohl der Diebstahl der gefährlichen „Sellami“, oder „Die Saga von Bearchen und Lüttchen“ haben ihre Grundlage in Tolkiens Welt, allerdings werden sie von peinlichen, leicht schweinischen und auch fragwürdigen Elementen durchsetzt.
Nun mag sich die Frage stellen, ob die Integration des politischen Backgroundes tatsächlich unbedingt notwendig war. Sicher ist, dass die deutsche Übersetzung dabei versucht hat, uns vor den unverständlichen englischen Erklärungen zu bewahren, und diese auf lokales Niveau herunterzubrechen. Gleichzeitig gibt es aber sicher einige Leser, denen diese Tatsache, und besonders der „krasse“ Dialekt der Zwerge doch ein wenig stören. Auch wenn es zwischendurch geniale Situationen gibt, in denen der Leser auf die Probe gestellt, ein wenig aufgezogen oder durch abstruse Wendungen völlig überrascht wird, bleibt doch ein etwas schaler Beigeschmack zurück, nachdem man das Buch gelesen hat, flankiert von verschiedenen Empfindungen. Verwirrung, weil man nun ein ursprünglich englischsprachiges Werk in maßgeblich veränderter Form vorgesetzt bekommt und Irritation, weil man irgendwie keine klare Linie der Parodie herauslesen kann.

Möglicherweise könnte die ursprüngliche Version des Romans den Leser überzeugen. Die übersetzte Version „Stehlnemillion“ von A. R. R. R. Roberts schafft es leider nicht. Das Buch wirkt konzeptlos wirkt, ohne dass man diesen Effekt der Übersetzung andichten kann. Denn insgesamt handelt es sich um einen sehr mittelmäßigen Roman, der mit mit einigen Sonnen-, aber auch vielen Schattenseiten aufwartet.

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Bewertung

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