Das Siegel der Finsternis

von Marcus Reichard
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Februar 2009

Das Siegel der Finsternis

In Zeiten inflationär veröffentlichter Fantasy-Romane ist es natürlich unumgänglich, dass einige Details in der einen oder andern Form in anderen Werken wieder auftauchen. Denn wirklich neue Fantasy zu schaffen ist eine schwierige Aufgabe. So hat auch der Autor Marcus Reichard versucht, in seinem Debütroman "Das Siegel der Finsternis", das bei Hoffmann und Campe erschienen ist, auf bewährte Elemente zu setzen. Ob ihm das gelungen ist, wollen wir uns näher ansehen.

Der junge Tenan ist unzufrieden. Als Comroi der vierten Stufe, also mitten in seiner Ausbildung als Wassermagier, langweilt er sich zu Tode. Lieber würde er Abenteuer erleben, als die Kleidung von Reisenden von ihrer Nässe zu befreien. Denn da er nie richtig bei der Sache ist, gelingen ihm selbst die einfachsten Aufgaben und Zauber nicht. Als er nach verbotenem Herumexperimentieren mit einem Feuerzauber alle wertvollen Kräuter seines Meisters verbrennt, schickt ihn dieser aus, um Ersatz zu besorgen. Dabei stößt Tenan allerdings auf ein Schiffswrack, in dem er einen mächtigen magischen Kristall findet. Sein Meister Osyn erkennt die Wichtigkeit des Kristalls und schickt seinen Lehrling auf eine gefährliche Reise, um beide in Sicherheit zu bringen. Denn die Schergen des Todesfürsten Achest sind ebenfalls auf der Suche nach dem Kristall, allen voran der Bash-Arak, der Herr der Schatten. So gerät Tenans mehrfach in Lebensgefahr, trifft aber zum Glück auf den Kesselflicker Chast und Kapitän Harrid, die ihm zur Seite stehen. Und das ist auch bitter notwendig, denn der magische Stein stellt möglicherweise eine Schlüsselrolle im Kampf zwischen Licht und Dunkelheit dar...

Einem Leser, der bisher noch nicht viele Bücher aus dem Bereich der Phantastik gelesen hat, wird dieses Buch möglicherweise relativ gut gefallen. Es enthält alle Elemente, die Fantasyromane ausmachen. Einen unschuldigen und unwissenden Helden, einen alten Magier, einen Kesselflicker, der in Wirklichkeit eine noble Herkunft verbirgt, fremde Völker und vieles mehr. Grundsätzlicher das dem Autor nicht anzukreiden, hätte er nicht beinahe jedes Detail einem andern Werk des Genres nachempfunden. Insbesondere dürfte er eine Vorliebe für Lloyd Alexanders "Taran"-Reihe vorweisen. Sowohl der Todesfürst, der Hochkönig, das Buch der drei Ordnungen, die unter Wasser lebende Rasse, die mit andern Völkern nichts zu tun haben will und die Piratennichte, welche dann die Seite wechselt, scheinen sehr vertraut. Ob dem Buch nun ein Wort hinzugefügt wurde, die Rasse statt unter der Erde unter Wasser angesiedelt und aus einer jungen Adeligen eine Piratin wurde, macht nicht viel Unterschied aus. Ja, selbst die Namen sind ziemlich gleich geblieben, verwiesen sei hier besonders auf Todesfürst und Piratin. Auch aus anderen Romanen und Serien wurden munter Schiffe und Bösewichter entlehnt. Das alles wäre natürlich kein Problem, würde man nicht die Vorlagen kennen. Somit ist das Buch im Normalfall vielleicht ein durchschnittlicher oder überdurchschnittlicher Fantasyroman, der Verfasser dieser Rezension kann jedoch aufgrund der vielen erkennbaren Vorlagen keine gute Bewertung abgeben.

Marcus Reichards Romandebüt "Das Siegel der Finsternis", das wohl auch den Auftakt einer Serie darstellen soll, wäre grundsätzlich kein schlechtes Buch. Leider wurden aber die meisten Elemente aus anderen Universen und Werken entlehnt. Daher kann bei genauer Betrachtung keine Empfehlung für den Roman ausgesprochen werden. Nur Neulinge im Fantasygenre werden dem Buch etwas abgewinnen können.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2009
  • Umfang:
    528 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3455400876
  • ISBN 13:
    9783455400878
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung