Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs

von Nina Massek
Rezension von Janett Cernohuby | 11. Januar 2016

Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs

Kinder sind unser ganzer Stolz, ein Segen und bereichern unser Leben. Doch manchmal bringen sie uns auch an den Rand des Nervenzusammenbruchs, an die Grenzen unserer Kräfte. Wutanfälle, Tobsuchtsattacken und sture Köpfe lassen uns dann schnell die Freude über die lieben Kleinen vergessen. Nina Massek erzählt in ihrem Buch "Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs" genau davon und stellt uns dabei kleine Flunkereien für den alltäglichen Überlebenskampf mit dem Kind vor.

Dabei wissen wir Mütter es ja eigentlich besser: Lügen haben kurze Beine und sind natürlich nicht erlaubt. Egal ob man sie nun Flunkereien, Notlügen oder Ausreden nennt. Unterm Strich sind sie alle Unwahrheiten, die man nicht erzählt.
Doch Hand aufs Herz. Wer von uns Müttern hat nicht schon mal die eine oder andere Ausrede verwendet, wenn das Kind mal wieder auf dem Spielplatz toben wollte, wo dieser vom letzten Regentag noch völlig unter Wasser steht? Oder erfindet nicht fiktive Zeiten, wenn die Kleinen der Fahrt in den Urlaub überdrüssig sind und endlich ankommen wollen? Und die Sache mit Weihnachtsmann, Christkind, Krampus, Nikolaus, Osterhase, bei denen vor allem die braven Kinder profitieren, ist eigentlich DIE Lüge per se. Doch seien wir ehrlich, es geht nicht immer ohne. Manchmal brauchen wir diese kleinen Ausreden und Flunkereien um brenzlige Situationen zu umgehen. Um Streit, Wutanfälle, Enttäuschungen und Ärger zu vermeiden. Denn im wahren Leben lassen sich Kinder nicht so einfach manipulieren wie es tolle Erziehungsratgeber lobpreisen, wie wir es uns so schön vorstellen. Kinder sind kleine, aber sehr starke Persönlichkeiten, die uns manches Mal so sehr auf die Nerven gehen, dass wir uns genötigt sehen, auf kleine Flunkereien zurückzugreifen.

Muss man sich dafür schämen? Nein, ganz und gar nicht. So lange man seinem Kind nicht das Blaue vom Himmel vorlügt oder es mit Versprechungen lockt, die man eigentlich nie einhalten will. (Zumal Kinder solche auch sehr schnell durchschauen und sich dann nicht mehr locken lassen.) Nein, in "Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs" geht es eigentlich um die typischen Alltagssituationen, die für Außenstehende banal und lächerlich erscheinen, uns Müttern aber das letzte bisschen Geduld und Kraft abverlangen. Denn wer den ganzen Tag immer wieder aufs Neue die gleichen oder ähnlichen Grundsatzdiskussionen führt, der wird irgendwann erschöpft sein. Der wird aufgeben und entweder den Kindern ihren Willen lassen oder eben mit Notlügen bestimmte Themen beenden.
Doch hier heißt es aufpassen. Kinder sind nicht dumm und sie durchschauen manche Lügen sofort. Kinder sind wahre Diskussionsmeister, die nur auf die kleinste Schwachstelle in den Argumenten warten, um dann wieder mit ihrer zermürbenden Taktik weiterzumachen. Das versucht Autorin Nina Massek ihren Lesern mit einer Portion Humor zu vermitteln. Nicht immer erfolgreich, denn der große Witz bleibt leider aus. An mancher Stelle zeigt sich die Autorin als weiblicher Münchhausen, der von früh bis spät nur lügt, sich in immer wildere und haarsträubendere Geschichten verstrickt und somit über das eigentliche Ziel hinausschießt. Beim Lesen mancher Stelle hält man als ebenfalls stressgeprüfte und leidgeplagte Mutter die Luft an und denkt bei sich, dass dies so nicht funktionieren kann.
Warum will sich die Frau Mama immer als perfekte, alles wissende Person darstellen? Warum nicht einfach mal einen Schritt zurücktreten und zugeben, dass man nicht auf alles eine Antwort haben kann? Das kann man nicht nur seinen Lesern gegenüber eingestehen, sondern vor allem den Kindern gegenüber. Denn entgegen dem, was man als Mutter immer glaubt, können Kinder damit umgehen. Für sie ist ihre Mama auch mit Schwächen perfekt. Genau das fehlt diesem Buch. Die Akzeptanz, dass man nicht perfekt sein kann - und es auch nicht versuchen muss. Stattdessen wird nach Ausreden und Entschuldigungen für die Vorliebe zu Süßigkeiten gesucht oder nach Erklärungen für eine nicht klinisch-reine Wohnung.
Dadurch wird das Buch nach einem vielversprechenden Anfang bald nur noch durchschnittlich unterhaltsam. Man nickt hier und da zustimmend, schmunzelt über manche Idee der Autorin oder schüttelt auch den Kopf darüber. Wunderbare Flunkereien gibt es nicht wirklich, eher sonderbare.

Somit ist "Eine Mama am Rande des Nervenzusammenbruchs" eher eine vergnügliche, oberflächliche Lektüre, die jedoch nicht wirklich mitzureißen vermag. Die Ausreden sind nicht wirklich originell und nur mäßig lustig. Auch wirkt die Mutter keineswegs wirklich entspannt, wie es der Klappentext verspricht. Daher können wir das Buch auch nur eingeschränkt empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2015
  • Umfang:
    288 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442158645
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor: