Ein Sturz in den Malstrom

von Edgar Allen Poe
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. März 2011

Ein Sturz in den Malstrom

Viele Schriftsteller der Moderne werden einzig und allein durch ihre Literatur zu etwas Besonderem, als Personen sind sie unauffällig und beinahe langweilig. Doch was für die meisten gilt, ist nicht zwangsläufig auf alle anzuwenden. Der amerikanische Schriftsteller Edgar Allen Poe hatte ein Leben, das mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod immer noch sehr unterschiedliche Emotionen und Reaktionen hervorruft.

Zum einen ist das vorliegende Buch ein Rahmen für Edgar Allen Poes Geschichte „Ein Sturz in den Malstrom“. Kurz zusammengefasst handelt es sich um die Erzählung eines Fischers, der durch ein traumatisches Erlebnis vorzeitig gealtert ist. Während einer riskanten Ausfahrt gerät das Schiff seiner Familie in den Einflussbereich eines gefährlichen Strudels, der von den Einheimischen „Moskoestrom“ genannt wird. Nur der Erzähler der Geschichte bleibt am Leben, da er in seiner Not eine naturwissenschaftliche Betrachtung macht, die den Auftrieb von unterschiedlichen Objekten betrifft.
Der Geschichte direkt gegenübergestellt, oder besser gesagt auf der unteren Hälfte der Seite abgedruckt, wurde der bekannte Text „Edgar Poe, Sein Leben und seine Werke - Eine Studie“ von Charles Baudelaire. Damit wurde nicht nur die Stimme eines zeitgenössischen Lesers und Bewunderers eingefangen, sondern auch die ambivalenten Meinungen im Bezug auf das Leben und den Lebenswandel des Autors.
Als dritte Komponente kommt die grafische Gestaltung des Bands ins Spiel. Die ersten und letzten 26 Seiten des Buchs bestehen aus sogenannten Schrift-Decollagen. Es handelt sich um den Titel des Buchs in immer stärker zerstörter und verfremdeter Form, der laut eigenen Angaben das Empfinden des Schreckens und Entsetzens widerspiegeln soll, die sich bei der Lektüre des Werks einstellt.

Jede Erzählung von Edgar Allen Poe ist im Laufe der vergangenen Jahrzehnte unzählige Male gedruckt worden. Um nach all dieser Zeit einen etwas differenzierteren Blick auf seine Werke und sein Leben zu ermöglichen, muss man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Genau das hat der Wallenstein-Verlag mit seiner aktuellen Ausgabe von „Ein Sturz in den Malstrom“ versucht. Im Fall des Schriftstellers war sein eigener Malstrom der Alkohol, der - zumindest in den meisten Theorien - am Tod Poes wesentlichen Anteil hatte. Auch die Hilflosigkeit gegenüber Naturgewalten tritt in jeder Darstellungsform zutage. Vom philosophischen Aspekt her ist die Kombination verschiedener Medien daher ein sehr guter Ansatz, der einem nicht nur eine von Poes bekanntesten literarischen Schöpfungen näherbringt, sondern auch die Wirkung seiner Werke und die unterschiedlichen Positionen zu seinem Leben.

Ob der verwendete Ansatz der Gegenüberstellung verschiedener Blickwinkel auf „Ein Sturz in den Malstrom“ den Preis von beinahe 30 Euro wert ist, muss jeder potenzielle Leser selbst entscheiden. Denn möglicherweise kann nicht jeder etwas mit dem Format, den beiden Texten sowie der visuellen Darstellung der Decollagen anfangen.

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Bewertung

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