Der Bund der Freiheit

Die Täuferin

von Jeremiah Pearson
Rezension von Janett Cernohuby | 02. März 2015

Die Täuferin

Anscheinend muss man auf dem deutschsprachigen Buchmarkt noch immer mit weiblichen Buchtiteln kommen, um sie zum Verkaufsschlager zu machen. Ganz gleich, ob nun eine Frau im Mittelpunkt der Handlung steht oder nicht. Ganz gleich, ob der Buchtitel in seiner Originalsprache so gar nichts mit der deutschen Übersetzung zu tun hat. Hauptsache die Leute kaufen erst einmal - und dafür muss ein reißerischer, verweiblichter Titel her. So auch im Fall der neuen, im Lübbe Verlag erschienen historischen Trilogie: "Die Täuferin - Der Bund der Freiheit".

Europa im beginnenden 16. Jahrhundert. Über mehr als hundert Jahre hat sich das Osmanische Reich entlang der Donau ausgebreitet. Der deutsche Kaiser schickt seine Heerscharen entlang der alten Römerstraße, um diese als Handelsroute sicher zu machen. Unter ihnen sind auch die Männer von Ritter Dietrich Geyer zu Giebelstadt. Angeführt werden die Villani, eine Gruppe von Leibeignen, von Waffenmeister Lud. Lud hält nichts vom Krieg mit all seinen Grausamkeiten. Ihm ist es nur wichtig, seine Jungs lebend heim zu führen. Doch ein überraschender Angriff durch die Türken lässt dieses Bestreben fast scheitern. In diesen Wirren nehmen sie nicht nur einen osmanischen Edelmann gefangen, der später als Geisel Lösegeld bringen soll. Sie treffen auch auf eine Gruppe Täufer, unter ihnen die junge Kristina. Wenngleich sie als Ketzer gelten, erkennt Ritter Dietrich ihren Wert. Er zwingt sie, bei dem raschen Rückzug nach Würzburg die Verwundeten zu versorgen und sich auch um das Überleben des Türken zu kümmern. In Würzburg trennen sich ihre Wege wieder. Kristina und die anderen Täufer finden Unterschlupf bei einem anderen Täufer-Bruder, der eine Druckerei betreibt. Hier druckt er offiziell Flugblätter für den Fürstbischof, inoffiziell Bibeln und Schriften für die Täufer, mit denen diese missionieren wollen. Doch der Klerus wird auf die Gruppe aufmerksam und jagt sie. Kristina und ihren Begleitern gelingt die Flucht und sie gelangen bis Giebelstadt, die Heimat Luds. Doch hier sind die Pocken ausgebrochen und Kristina wird bald schon ans Krankenlager von Ritter Dietrich und dessen Frau gerufen...

Jeremiah Pearson legt mit "Die Täuferin" einen grandiosen Start zu seiner Villain-Trilogie hin. Das Buch bietet alles, was ein guter historischer Roman braucht: charismatische Charaktere und eine spannende Handlung vor einem nicht minder spannenden historischen Hintergrund. Angesiedelt ist der Roman im südlichen Deutschen Reich im Jahr 1517. Die Türken haben sich bis ins Donautal ausgebreitet und die Angst vor den Heiden bringt Adel und Klerus dazu, Heerscharen zur Bekämpfung selbiger auszusenden. Gleichzeitig ziehen missionierende Brüder durch die Lande, um den Menschen das Lesen beizubringen. Lesen öffnet ihrer Ansicht nach die Tür zu Wissen und zur Freiheit.
Vor diesem historischen Hintergrund lässt Jeremiah Pearson nun seine Geschichte entstehen. In diesem ersten Buch stellt er seine Handlungsfiguren vor, erzählt von ihrer Vergangenheit und ihrer Hintergrundgeschichte. Doch steht keineswegs Kristina im Vordergrund, wie der deutsche Buchtitel vermuten lässt. Es gibt weitaus interessantere Personen, die für die Handlung von Bedeutung sind und zukünftig wohl noch sein werden. Ebenso wird der Leser auch in den geschichtlichen Hintergrund und die Zeit eingeführt. Er erfährt von den Kämpfen gegen die Türken, von sozialen Gegebenheiten der damaligen Zeit, insbesondere in Bezug auf die Leibeigenen, die Villani. So entsteht ein interessantes Setting für eine große Geschichte. Schon dieser erste Band ist spannend. Der Leser wird von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Man darf also gespannt sein, wie es mit Kristina, Lud, den Täufern und den Villani weitergehen wird.

Jeremiah Pearson legte mit "Die Täuferin" einen äußerst gelungen Auftakt zur Villani-Trilogie "Der Bund der Freiheit" hin. Spannend und fesselnd legt er den Grundstein zu einer vielversprechenden historischen Saga, auch wenn der "verweiblichte" Titel einen völlig falschen Schwerpunkt suggeriert. Blutvolle Charaktere und ein interessanter geschichtlicher Hintergrund lassen Freunde historischer Roman auf ihre Kosten kommen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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