Die Störung


Rezension von Stefan Cernohuby | 26. April 2021

Die Störung

Wenn Menschen behaupten, dass sie verstehen wie das Universum funktioniert, ist das ein fast sicherer Hinweis darauf, dass sie tatsächlich relativ wenig Ahnung haben. Denn weder im Großen schaffen wir es den Ursprung des Universums tatsächlich nachzuvollziehen, noch haben wir auf der untersten bekannten Ebene, im Bereich Quantenphysik, alles Wissen erlangt. Brandon Q. Morris widmet sich in seinem aktuellen Roman „Die Störung“ sehr großen wie sehr kleinen Themen gleichermaßen.

Weit draußen im All befindet sich eine Crew mit einer besonderen Mission. Sie sollen mit Hilfe eines Schwarms von Sonden etwas visualisieren, von dem man bisher nur geträumt hat: den Urknall. Allerdings scheint es ein unbekanntes Problem zu geben, denn etwas stört das Erfassen der nötigen Daten. Eines der Crewmitglieder, nämlich David, hat eine Theorie. Es könnte sich um ein kleines Schwarzes Loch handeln, das die Daten verzerrt und möglicherweise auch eine Gefahr für die Erde darstellen könnte. Kommandantin Christine ist verstimmt. Sie will die Mission so schnell wie möglich zu Ende führen und die Untersuchungen des theoretischen Phänomens bedeuten eine Verzögerung, die im besten Fall Wochen dauern könnte, eventuell noch viel länger. Doch dann geschieht ein Unglück und die Astronauten finden sich, in großer Entfernung von der Erde, in einer prekären Situation wieder. Die Störung stellt sich als problematischer heraus als erwartet und die Besatzung der Shepherd-1 gerät in vielerlei Hinsicht an ihre Grenzen, auch was die Menschlichkeit angeht…

Brandon Q. Morris ist nicht nur Schriftteller, er ist auch Physiker und hat sich dabei lesbar bereits mit Phänomen auf stellarer und Quantenebene auseinandergesetzt. Obwohl die Dimensionen dabei gewissermaßen universal auseinanderklaffen, sind es im Roman Effekte im Kleinen, die sich gewissermaßen auf alles auswirken und auch relevant sind für jene eine Frage, die sich Menschen schon seit Jahrtausenden stellen und die nicht einfach mit 42 zu beantworten ist. Dem Autor gelingt es erfolgreich, zwei Handlungsfäden zu führen, die einander beeinflussen, auch wenn zwischen ihnen eine gewaltige Strecke liegt. Zudem ist das persönliche Drama, das sich rund um die Astronauten abspielt, beinahe genauso bedeutend wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse, um die es geht. Und auch wenn man vergeblich auf eines der bekanntesten Zitate aus Science-Fiction-Literatur und –Film wartet, verfolgt man dabei doch gespannt, wie sich die Situation entwickelt. Darüber gerät das Phänomen, das dem Buch seinen Namen verleiht, beinahe in Vergessenheit, was aber kein Problem darstellt.
Über den Inhalt des Romans hinaus bietet einem der Autor noch die Möglichkeit, sich hinsichtlich der physikalischen Phänomene, auf denen der Roman aufsetzt, auf den neuesten Stand zu bringen. Ein schöner Bonus.

„Die Störung“ ist ein Roman von Brandon Q. Morris, der bei Fischer Tor erschienen ist. Das Werk behandelt nicht nur komplexe physikalische Phänomene und Menschen, die diese erforschen wollen. Es spielen sich auch zwischenmenschliche Dramen ab, weit weg von der Erde, die letztendlich auch die Identität der Protagonisten in Frage stellen. Ein spannender Science-Fiction-Roman mit einem Bonus für alle, die sich auch mit den dahinterliegenden physikalischen Phänomenen auseinandersetzen wollen.

Details

  • Verlag:
  • Erschienen:
    01/2021
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783596700479
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl: