Die Chroniken von Amber

Die Gewehre von Avalon

von Roger Zelazny
Rezension von Stefan Cernohuby | 02. April 2018

Die Gewehre von Avalon

Für Menschen sind Jahre ein langer Zeitraum, denn schließlich sind Menschenleben zeitlich begrenzt. Andere Wesen, deren Lebensspanne größer ist, haben mehr Zeit, um Pläne auszuführen, aber nicht notwendigerweise mehr Geduld. Im zweiten Band der Reihe „Die Chroniken von Amber“ von Roger Zelazny, welcher den Titel „Die Gewehre von Avalon“ trägt, muss der Protagonist wohl oder übel einen Mittelweg finden. Denn zwischen Ungeduld und erzwungenem Warten gibt es einen wackligen Grat.

Gerade erst ist Corwin aus seinem Verlies in Amber entkommen und befindet sich auf der Flucht, da stolpert er über einen verwundeten Ritter namens Lance. Er bringt den Verletzten zurück in dessen Burg. Dabei stellt er fest, dass es sich wohl um Lancelot du Lac handelt, denn das Land, in dem er sich befindet, ist ein Schatten von Avalon. Dort trifft er auf einen alten Bekannten namens Ganelon, den er als Fürst in Amber einst verbannt hat. Doch dieser erkennt ihn nicht, denn Corwin wirkt ausgezehrt, stark gealtert und verwahrlost. Er gibt sich als Corey, einen reisenden Söldner, aus. Und so stellt er durch Training und gutes Essen seine Kräfte und seine Ausdauer langsam wieder her. Zwar hat er auch einen taktischen Grund, warum er in jenes Avalon gereist ist, doch schnell stellt er fest, dass es auch andere Dinge gibt, die seine Aufmerksamkeit erregen. Ein geheimnisvolles Übel, welches das ganze Land bedroht, ein totgeglaubter Bruder und eine junge Dame, die sich als Enkelin desselben Bruders ausgibt. Und als Corwin letztendlich aufbricht um seinen Plan zu verwirklichen, der mit den Gewehren von Avalon zu tun hat, um sein Geburtsrecht als Herrscher von Amber einzufordern, entwickelt sich alles ganz anders als geplant.

Der Leser weiß noch immer nicht viel über Amber, die geheimnisvolle Stadt, nach deren Vorbild alle anderen Städte geformt sein sollen. Es gibt die Schatten, die offenbar nur von jenen genutzt werden können, die das Blut von Amber in sich tragen. Es gibt geheimnisvolle Übel, die alle Welten bedrohen und offenbar auch eine größere Macht, die Amber vernichten will. Da sich die Beobachtungsperspektive aber größtenteils dem Protagonisten unterordnet, schafft man es nicht wirklich, sich einen Überblick zu verschaffen. Das ist aber Absicht. Die Geschichte schreitet weiter voran und die Pläne von Corwin scheinen ihrer Verwirklichung Schritt für Schritt näher zu kommen. Dass es natürlich nicht so einfach sein wird, wie gedacht, liegt in der Natur der Sache und auch in der Beschaffenheit dieser ersten Amber-Reihe, die immerhin aus fünf Romanen besteht. Ein wenig merkt man dem Buch schon an, dass es ein älterer Jahrgang ist, insbesondere im Umgang der Charaktere mit Frauen – das lässt den Leser manchmal ein wenig grinsen. Trotzdem liegt hier ein Werk vor, das man aber definitiv zu den lesenswerten klassischen Fantasywerken zählen kann. Jeder Kenner hat hier die Möglichkeit bei dieser schön aufgemachten neuen Version zuzugreifen. Und Fantasyfans, die die Romane der zuletzt in den 1990ern auf Deutsch erschienen Reihe bisher noch nicht ihr Eigen nennen konnten, sollten das jetzt nachholen.

„Die Gewehre von Avalon“ ist der zweite Band der Reihe „Die Chroniken von Amber“ von Roger Zelazny. Hier werden einige weiter Facetten der Stadt Amber bekannt, obwohl sich nur ein winziger Bruchteil der Handlung dort ereignet. Und doch werden die Welten, in denen die Serie angesiedelt ist, langsam greifbarer und verständlicher. Fantasyfans, welche die Reihe noch nicht kennen, sollten daher unbedingt zugreifen

Details

Bewertung

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