Die ferne Hoffnung


Die Hansen-Saga
von Ellin Carsta
Rezension von Janett Cernohuby | 10. April 2018

Die ferne Hoffnung

Hamburg ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Deutschlands, sondern hat seit dem Mittelalter als Hafenstadt eine wichtige Rolle inne. Hier wurden schon damals Waren verschickt und in Empfang genommen, hier lebten große und traditionsreiche Kaufmannsfamilien. Eine solche Stadt kann sich nur hervorragend eignen, um eine große Familiensaga darin anzusiedeln. Ellin Carsta tat dies mit ihrer "Hansen-Saga", deren erster Band unter dem Titel "Die ferne Hoffnung" erschienen ist.

Ein Neuanfang

Nach dem Tod des Familienoberhaupts Peter Hansen stehen seine drei Söhne vor einer großen Herausforderung: der Rettung ihres Handelshauses. Denn der Vater ist einem zwielichtigen Geschäftsmann aufgesessen und das Unternehmen ist kurz vor dem Bankrott. Die beiden jüngeren Brüder Robert und Karl sehen die Zukunft des Unternehmens nicht im derzeit schwierigen Handel mit Kaffeebohnen, sondern mit der neu aufkommenden Ware Kakaobohne. Dafür ist Robert sogar bereit, eine Plantage in Kamerun zu kaufen, um so eine einmalige Chance zu nutzen. Doch seine Frau und älteste Tochter sind nicht glücklich mit ihrem neuen Leben und kehren nach Hamburg zurück. Die Familie droht zu zerbrechen und auch zwischen Georg, dem ältesten Bruder, und Robert kommt es zum Vertrauensbruch…

Viel Potential, trotzdem nur oberflächlich

Mit ihrer Hansen-Saga startet Ellin Carsta eine Familiengeschichte, die unglaublich viel Potential enthält: Familientragödien, persönliche Schicksale, das Zusammenspiel von Geschäftspartnern, Handelsgeschäften und daraus resultierenden Machtkämpfen.
Doch kaum etwas setzt sie davon in ihrem Roman um. Natürlich haben wir die Ausgangssituation eines alteingesessenen Handelshauses, das vor dem Bankrott steht. Aber damit war es dann fast schon an Dramatik. Denn von nun an verläuft die Handlung sehr geradlinig, ohne Überraschungen und unerwartete Wendungen. Die Brüder setzen alles an die Rettung ihres Handelshauses, wenden einen drohenden Bankrott durch ein taktisch klug geführtes Gespräch mit der Bank und dem Kauf der Kakaoplantage ab, übernehmen ohne größere Schwierigkeiten und Neid eine äußerst ertragreiche Plantage in Kamerun und starten mit dem Verkauf von Kakaobohnen neu durch.
Das alles gelingt ein bisschen zu glatt. Natürlich gibt es kleine Stolpersteine. Etwa Roberts Frau und ältere Tochter, die sich weigern, in Kamerun ein neues Leben zu beginnen. Doch was soll's? Die Dame kehrt einfach nach Hamburg zurück, um hier zunächst sehr erfolgreich eine Intrige gegen ihre Schwägerin zu spinnen, die allerdings in letzter Sekunde noch einen rettenden Hilferuf absetzen kann.
Ein bisschen mehr Dramatik, etwas mehr Hürden auf dem Weg zum Erfolg aufgrund der Intrigen hätten nicht nur der Handlung, sondern auch der Spannung gut getan. Zudem haben wir hier zwar die drei Brüder mit ihren Familien, zwei, drei weitere Nebencharaktere, die in Kamerun und Wien die Handlung begleiten, aber ansonsten trifft man außer Familie Hansen niemanden an. Auch das macht die Handlung zu glatt, zu eintönig, zu dünn. Die Figuren können kaum Charakter und Lebendigkeit entwickeln. Sie wirken wie Marionetten, die eben eine Geschichte erzählen.

All das macht "Die ferne Hoffnung", den Auftakt zur Hansen-Saga, zu einem mittelmäßigen historischen Roman. Potential zu einer großen Familiengeschichte wäre definitiv vorhanden, genutzt wird es allerdings nicht. Die Handlung plätschert dahin, unterhält den Leser, konfrontiert ihn aber nicht mit unerwarteten Wendungen oder Überraschungen. Schade, hier wäre viel mehr möglich gewesen.

Details

Bewertung

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