Der Schneckenreiter


Die Stadt der Uhren
von Katharina Fiona Bode, Joerg "Joerch" Schlonies (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2017

Der Schneckenreiter

Es gibt Geschichten, die rasen los wie ein Rennwagen. Andere schleichen dahin, wie eine Schnecke. Warum nicht die beiden Möglichkeiten kombinieren und dabei eine Menge Zeit sparen? Dies oder etwas ähnliches könnten sich die beiden Autoren Katharina Fiona Bode und Joerg „Joerch“ Schlonies gedacht haben, als sie „Der Schneckenreiter“ verfassten, das den Untertitel „Die Stadt der Uhren“ trägt.

Als Seymour Schneckenreiter mit seiner treuen Rennschnecke Globoli in Clockville – der Stadt der Uhren – ankommt, ist dort nichts wie erwartet. Alles steht still und jeder, der dort lebt ist komplett verunsichert und alle arbeiten gegeneinander. So tut Seymour das, was er am besten kann. Er erzählt Geschichten aus seinem bewegten Leben, das ihn bereits in alle Länder geführt hat. Darunter sind Erzählungen über verbo(r)gene Schlüssel zu Königreichen, über eine Bibliothek der Wunder, einen Waldtroll und blaue Borke und sogar einen Glückskobold. Mit Erfolg. Die Lehren, welche die Bewohner der Uhrenstadt daraus ziehen, führen dazu, dass sie besser miteinander zusammenarbeiten, neue Ideen zulassen und sogar ausgegrenzte Personen wieder mitreden lassen. Und als das nicht genug ist, finden sich plötzlich alle Beteiligten inmitten eines Abenteuers wieder, so wie es Seymour Schneckenreiter eben erst erzählt hat. Doch sind alle bereit dafür?

„Der Schneckenreiter“ ist ein Roman, der ein altbewährtes Konzept aufgreift. Ein Geschichtenerzähler trifft in einer Situation, die an der Kippe zur Katastrophe steht, auf jemanden, der seiner Hilfe bedarf – und dem man Geschichten erzählen kann, die auch dem Leser des Buchs selbst zugutekommen. Ob in „Der tätowierte Hund“ von Paul Maar oder „Der Geschichtenverkäufer“ von Joostein Gaarder oder eben hier wird jeweils die Prämisse verfolgt, dass Geschichten die Macht haben, die Welt zu verändern. In diesem Fall besteht das Buch aus zwei Bestandteilen. Den Geschichten von Katharina Fiona Bode und den Illusrationen von Joerg Schlonies. Die in Sepia gehaltenen, fantasievollen Bilder sind teilweise verspielt, dann wieder äußerst Detailreich aber immer stellen sie einen Teil einer Geschichte dar. Leider vermögen nicht alle der in die Rahmenhandlung eingeflochtenen Begebenheiten gleichermaßen zu überzeugen. So wirken einige Schlussfolgerungen ein bisschen aufgezwungen, und die verzweifelten Einwohner von Clockville greifen nach jedem Strohhalm, den sie in den Erzählungen zu erkennen glauben und benötigen nur den einen oder anderen kleinen Schubs, um in die Richtung zu gehen, die der nicht ganz so unbeteiligte Schneckenreiter vorgibt.
Trotz der schönen und stimmungsvollen Illustrationen und der guten Idee der Rahmenhandlung schafft es die Geschichte leider nicht, den Leser von Anfang bis zum Schluss zu fesseln – dazu sind die einzelnen Abenteuer zu unterschiedlich. Wer aber Uhrwerke, Sepia-Illustrationen und Geschichtenerzähler mag, darf sich dem Band trotzdem gerne widmen.

„Der Schneckenreiter – Die Stadt der Uhren“ ist eine Mär über den titelgebenden Held, der durch seine Geschichten Einfluss auf die Bewohner der Stadt Clockville nimmt, die sich in einer misslichen Situation befinden. Die Geschichten von Katharina Fiona Bode, die durch die Illustrationen von Joerg „Joerch“ Schlonies ergänzt werden, können jedoch nicht allesamt fesseln. Dementsprechend ist das Werk leider trotz größeren Potenzials nur durchschnittlich ausgefallen.

Details

Bewertung

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