Original Schmuckausgabe aus dem Coppenrath Verlag

Der große Gatsby

von F. Scott Fitzgerald, Robert Nippoldt (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 29. November 2022

Der große Gatsby

Es gibt viele Listen an Romanen, die man im Leben unbedingt einmal gelesen haben sollte. Auf nahezu jeder von ihnen findet man F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“. Dieser ist im Coppenrath Verlag in einer illustrierten Schmuckausgabe mit zahlreichen weiteren Inhalten erschienen. Aber kann das Werk, das im Amerika der 1920er angesiedelt ist, die Leserschaft von heute immer noch überzeugen?

Nick Carraway hat es sich zum Ziel gesetzt, sein Leben in New York zu bestreiten. Er hat einen Job, ist eher mittelmäßig erfolgreich im Wertpapierhandel tätig und hat ein kleines Haus auf Long Island, das genau zwischen zwei großen Villen steht. In einer davon, so bekommt er schnell mit, scheint ein Mr. Gatsby zu leben. Ein Mann, der für extravagante Partys bekannt ist. Doch das ist vorerst das erste, was er über ihn erfährt. Denn zuerst wird er damit konfrontiert, wie die Gesellschaft derzeit funktioniert. Als er seine Cousine Daisy besucht, die mit dem reichen Thomas Buchanan verheiratet ist, glaubt er an eine intakte Familie. Doch der reichlich ungebildete und rassistische Tom, der seine Zeit hauptsächlich mit dem Polospielen verbringt, gibt nicht viel auf Familie und hat überhaupt keine Bedenken, Nick seine Geliebte vorzustellen. Ein Bild, das sich Nick auch präsentiert, als er eines Tages auf eine Party seines Nachbarn Jay Gatsby eingeladen wird, der sich jedoch selbst nicht dem wilden Treiben hingibt. Als Nick und Gatsby Freunde werden, stellt sich heraus, dass letzterer seit langer Zeit in Nicks Cousine Daisy verliebt ist und trotz all dem Reichtum, den er in den letzten Jahren angehäuft hat, nichts anderes begehrt als sie. Denn der ehemalige Soldat ist mehr Schein als Sein. Und das, was er letztlich möchte, führt ihn auf einen gefährlichen Pfad.

Der große Gatsby

Das Buch beschreibt nicht nur die Doppelmoral, die Reichtum und gesellschaftlicher Status in den Roaring Twenties mit sich brachten, sondern auch gleichzeitig die inhaltliche Leere vieler Menschen. Auch der Titelgebende Gatsby ist jemand, der offensichtlich alles erreicht hat, aber tatsächlich ist das einzige, was er wirklich begehrt, etwas, das er nicht haben darf – die Liebe einer Frau, die jedoch angesichts des Lebenswandels ihres eigenen Umfeldes zutiefst fragwürdig ist. Der Erzähler Nick ist beinahe der einzige Charakter, der moralisch integer ist, denn selbst die mit ihm befreundeten Nebencharaktere – inklusive seiner zeitweiligen Freundin Jordan Baker – haben alle an irgendeinem Punkt fragwürdige Entscheidungen getroffen, mit denen sie letztendlich leben müssen. Teils mit fatalen Auswirkungen.

Der große Gatsby

Die Bindung im Coppenrath Verlag mit Goldprägung und Goldschnitt auf der Oberseite ist äußerst stilvoll gelungen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einlagen. Gatsbys Einladung an Nick, eine Karte von New York, einen Teil einer zeitgenössischen Tageszeitung, Informationen über die Prohibition und als Kontrapunkt Rezepte für die zu dieser Zeit genossenen Drinks. All das hilft, die Gegensätzlichkeit mit einer Gesellschaft zu illustrieren, die sich noch nicht im freien Fall befindet, aber bereits auf dem Weg dorthin ist. Und es macht eine großartige Version eines Romans aus, der zu seiner Zeit keinen kommerziellen Erfolg hatte, sich zwischendurch jedoch zu einem Kultbuch entwickelt hat. Auch wenn man hier festhalten kann, dass man als Mitteleuropäer vermutlich nicht allzu viel verpasst, wenn man das Werk nicht gelesen hat, ist die von Robert Nippoldt illustrierte Ausgabe von Coppenrath doch ein gewichtiges Argument für das Lesen.

Der große Gatsby

„Der große Gatsby“ ist nicht ein amerikanischer Kultroman von F. Scott Fitzgerald über Geld, Gesellschaft und Moral in den 1920ern. Ein Werk, das im Coppenrath Verlag nun als edle Schmuckausgabe mit zahlreichen zusätzlichen Inhalten erschienen ist. Auch wenn das Buch trotz seiner philosophischen Ausrichtung hinsichtlich des damaligen Zeitgeists die europäische Leserschaft nicht mehr ganz so sehr zu fesseln vermag, ist die vorliegende Ausgabe dennoch sehr empfehlenswert – besonders für Sammler.

Details

Bewertung

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