Das Königreich jenseits der Wellen

von Stephen Hunt
Rezension von Katarzyna Retzer | 23. Oktober 2011

Das Königreich jenseits der Wellen

Nach dem Roman "Das Königreich der Lüfte" von Stephen Hunt wird die Steampunk-Trilogie nun mit ihrem zweiten Band "Das Königreich jenseits der Wellen" rund um das viktorianisch anmutende Königreich Jackals fortgesetzt. Den Leser erwarten archäologische Abenteuer gepaart mit innovativen Technologien.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Amelia Harsh, die nicht nur aufgrund ihrer gorillaähnlichen Statur für Aufmerksamkeit sorgt, sondern weil sie als Archäologin mit allen acht Universitäten von Jackals auf Kriegsfuß steht. Sie ist besessen von der Suche nach dem sagenumwobenen fliegenden Camlantis, einer idealen Stadt, die vor mehreren Jahrhunderten spurlos verschwunden sein soll und von den meisten Gelehrten für eine Erfindung von Idealisten und Träumern gehalten wird. Doch auch wenn Amelia keine Forschungsgelder mehr bekommt, wagt sie sich auf die Suche nach verschollenen Kristallbüchern der Camlantiker, die ihr die Position der Stadt verraten sollen - findet aber nur beschädigte Exemplare. Amelia ist auf gewisse Weise auf der Suche nach einer idealen Welt, nachdem ihr Vater sie nach seinem Selbstmord als Waise zurückgelassen hat, da er als ehemaliges Regierungsmitglied nicht im Schuldturm enden wollte. Zu seiner Zeit gab es viele hochrangige Personen, die durch Spekulationen viel Geld verloren hatten, aber ein Mann wurde dadurch der reichste Mann Jackals. Abraham West investiert viel in Jackals und interessiert sich auch für das Wohl seiner Arbeiter, die ansonsten in der Stadt keinen hohen Status haben. Doch in den Augen Amelias trägt er Schuld am Tod ihres Vaters. Jedoch ist Abraham West ebenfalls auf der Suche nach Camlanits und als einziger bereit ihre Expedition zu finanzieren. Zudem hat er zwei funktionierende Kristallbücher in seinem Besitz, wovon er Amelia eines verschweigt, im Wissen, dass der Inhalt sie erschüttern würde. So macht sich Amelia auf die Suche nach einer Besatzung für ihr baufälliges Tauchboot, für eine Mission in einen gefährlichen Dschungel voller unheimlichem Eigenleben und unliebsamen Bewohnern. Begleitet wird sie schlussendlich von Sträflingen und zwielichtigen Gestalten, die in Jackals nichts Gutes zu erwarten haben - darunter ein Saboteur. Unterwegs begegnen sie Dampfmännern, wie sie noch niemand kennengelernt hat, und wilde Kriegerinnen. Dann endlich finden sie ihr Ziel, doch dort lauern schon böse Überraschungen auf die Crew.

Der Roman "Das Königreich jenseits des Wellen" ist in mehrerlei Hinsicht mit seinem Vorgänger zu vergleichen. Auch er handelt von Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit, die unzähligen neuartigen Geschöpfe und Gegenstände, die der Autor erdacht hat, werden aber genauso wenig erklärt. Wenn man den ersten Teil gelesen hat, kann man sich immerhin schneller in die Geschichte einleben und kennt schon einige Begriffe, wie zum Beispiel die Dampfmänner. Gemeinsam mit dem Tauchboot und einem gefährlichen Dschungelabenteuer wird dieses Werk daher für Steampunk-Fans interessant. Jedoch ist der Roman wieder sehr langatmig und übermäßig mit Details versehen die den Lesefluss und den Spannungsaufbau bremsen. Wer eine direkte Fortsetzung und Antwort auf offene Fragen aus dem ersten Teil erwartet, wird enttäuscht, denn dessen Hauptcharaktere kommen nicht vor. Vielmehr wird die geographische Karte um Jackals herum vervollständigt und gesellschaftliche Konflikte stellen einen Schwerpunkt dar. Wieder gibt es mehrere Erzählstränge, die oft vom eigentlichen Abenteuer ablenken. Hier wird noch detaillierter auf Missstände der komplexen Gesellschaftsstrukturen eingegangen. Aber auch persönliche Konflikte, die sich auf die Vergangenheitsbewältigung der unzähligen Hauptpersonen beziehen, werden eingeflochten. Doch auch wenn die Geschichte aus vielen interessanten und innovativen Handlungssträngen, Gestalten und Gegenständen aufgebaut ist, es sind zu viele Details um sich entspannt in den Roman einzufühlen. Der Leser muss sich immer wieder auf neue, unbekannte Begebenheiten einstellen, viele Fragen die dabei aufkommen, gehen in der Vielzahl an Eindrücken verloren. Die ausgearbeitete Tiefe der Charaktere und deren sympathische Darstellung retten den Roman davor, eine trockene Aufzählung von unbekannten Orten und Gegenständen zu werden. Wer sich nicht von dem Chaos der unzähligen Handlungsstränge ablenken lässt, wird mit einem Universum belohnt, welches jedes Steampunkherz höher schlagen lässt.

Stephen Hunt erzählt in "Das Königreich jenseits der Wellen" mehr über das Königreich Jackals und den Kampf seiner Bewohner für eine bessere Zukunft. Wer jedoch eine direkte Fortsetzung von "Das Königreich der Lüfte" erwartet wird leider enttäuscht. Der Roman offenbart viel Neues und wer Freude am ersten Teil hatte, wird auch vom zweiten Teil nicht enttäuscht werden. Jeder Steampunkfan bekommt zudem interessante Anregungen beim Lesen dieses komplexen Romans rund um Dampfmänner, viktorianische Gesellschaftsstrukturen und nach fliegenden Städten suchenden Archäologen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2011
  • Umfang:
    832 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453525515
  • ISBN 13:
    9783453525511
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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