Die große Stille

Brennender Fels

von N. K. Jemisin
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Februar 2020

Brennender Fels

Bei gewissen Temperaturen beginnt sogar Metall zu brennen. Natürlich handelt es sich dabei um extrem hohe Hitze, wie sie beispielsweise durch Lava verursacht wird. Dementsprechend weckt der Titel des Romans „Brennender Fels“ bestimmte Assoziationen. N. K. Jemesin verspricht im zweiten Band ihrer Trilogie auf diesem Weg eine feurige Handlung. Man darf gespannt sein, ob sich diese Ankündigung bewahrheitet.

Manches geht verloren, wenn sich Dinge verändern. So wie Erinnerungen und Persönlichkeit. Schaffa ist nicht mehr derselbe, der er einst war. Er ist auch nicht mehr Teil des Fulcrums. Angesichts der neuen Fünfzeit verfolgt er ganz andere Ziele. Dennoch beschützt er die junge Nassun, die ihn bedingungslos liebt und ihm vertraut. Was sehr gefährlich ist, denn sie entwickelt Fähigkeiten, die weit über denen liegen, die mittels Orogenie gelehrt werden können. Denn es gibt mehr, als die Schule beibringt.
Essun – ehemals Syen – lebt in einer kleinen Enklave, gemeinsam mit ihrem ehemaligen Lehrmeister und Geliebten Alabaster, der sich aufgrund seiner Taten langsam in Stein verwandelt. Er versucht ihr beizubringen, was er im Umgang mit den Obelisken intuitiv gelernt hat, doch offensichtlich sprechen die beiden nicht dieselbe Sprache. Etwas Gewaltiges stimmt nicht mit der Welt. Um dies zu reparieren benötigt man Macht und Kontrolle. Etwas, zu dem sowohl Essun als auch Nassun theoretisch fähig wären. Praktisch stehen sie jedoch weder auf der gleichen Seite, noch befinden sie sich in derselben Region. Und doch erfahren sie über verschlungene Wege voneinander.

Die Handlung ist zwar nicht action- und spannungsgeladen, aber dennoch gelungen. Die beiden Handlungsbögen entwickeln sich parallel. Essun und Nassun müssen beide eine Menge lernen, tun dies auf sehr unterschiedliche Art, entwickeln sich aber gleichzeitig weiter, wenngleich sie durch unterschiedliche Einflüsse geprägt sind. Die eine geht strukturiert an alles heran, die andere intuitiv. Nassun muss sich oft beherrschen, insbesondere im Hinblick auf ihren Vater, der nicht nur ihren kleinen Bruder in Panik vor seinen Fähigkeiten tötet, sondern auch sie mehrfach misshandelt. Neben dem regelmäßigen Wechsel zwischen den beiden Protagonisten gibt es auch einige Zwischenspiele, die aus der Sicht von Hoa erzählt werden. Aber das Buch geht nicht nur auf die persönlichen Dramen der Charaktere ein, auch die Motivation verschiedener Fraktionen wird zumindest im Ansatz klarer. Man weiß immerhin, wer gegen wen arbeitet und bekommt einen Vorgeschmack darauf, was passieren würde, wenn die eine oder andere Gruppe sich durchsetzen würde. Und das verheißt einen spannenden dritten Band, auch wenn man dort wohl nicht mehr auf alle liebgewonnenen Charaktere treffen kann.

„Brennender Fels“ ist der zweite Roman von N. K. Jemisin, der sich mittlerweile hauptsächlich um die Protagonistin Essun und ihre Tochter Nassun dreht. Dabei wird gleichzeitig vieles von dem offenbart, was dem Leser bisher rund um das Funktionieren der Welt nicht klar war. Zahlreiche Fragen werden beantwortet und neue aufgeworfen, so wie es sein soll. Damit ist der Band definitiv ein besserer zweiter Band einer Trilogie, bei der sich hoffentlich das Ende als krönender Abschluss präsentieren wird.

Details

Bewertung

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