Reliquienblut und Gottesurteil

von Rebecca Gablé
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Februar 2009

Reliquienblut und Gottesurteil

Das Mittelalter war alles andere als eine angenehme Zeit für Frauen. Sie wurden unterdrückt, ihrer Rechte beraubt und hatten sich nur um Heim und Kinder zu kümmern. Die Kirche verurteilte sie zu einem von Grund auf verdorbenem Wesen, denn schließlich war eine Frau daran schuld, dass die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden. Trotzdem oder gerade deshalb gab es immer wieder Frauen, die gegen diese gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten aufbegehrten, die ihre Intelligenz nutzen und sich in einer Welt, die von Männern bestimmt wurde, durchzusetzen wussten. Über zwei von ihnen erzählt Rebecca Gablé in "Reliquienblut und Gottesurteil".

Ursula heißt die Protagonistin der ersten Geschichte "Reliquienblut". Ihr Vater hat beschlossen, dass sie bis zu ihrer Hochzeit in einem Kloster leben soll. Dort erhält sie eines Tages überraschend Besuch von ihrem Verlobten Roland von Kessel. Der Anlass ist keineswegs erfreulich, denn Roland überbringt Ursula die Nachricht vom Tod ihres Vaters. Gemeinsam kehren sie zum Elternhaus von Ursula zurück um an der Beerdigung teilzunehmen. Doch Ursula erwarten dort weitere schlimme Nachrichten. Ihr Bruder eröffnet der jungen Frau, dass er beabsichtigt, die Verlobung mit Roland von Kessel aufzulösen. Als zusätzlich noch Gerüchte an ihr Ohr dringen, ihr Vater sei keines natürlichen Todes gestorben, beschließt die junge Frau ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und den Mörder zu finden.
Auch in der zweiten Geschichte, "Gottesurteil", geht es wieder um das Glück einer jungen Frau. In Cheapside wurde der Schmied Wilcox ermordet. Um seinen Tod aufzuklären, finden sich Lord Coroner, ein Büttel des Sheriffs, ein Dominikanermönch sowie die Witwe und der Geselle des Verstorbenen in einer Wirtsstube, welche kurzerhand in einen Verhörraum umgewandelt wurde, ein. Die Witwe und der Geselle geben an, dass der Schmied durch einen heruntergefallen Balken erschlagen wurde, doch der Dominikaner und Lord Coroner sind skeptisch und zweifeln an der Aussage. Um die Wahrheit herauszufinden, wollen sie sich den besagten Holzbalken genauer ansehen...

Das vorliegende Hörbuch beinhaltet zwei voneinander unanhängige Kurzgeschichten aus der Feder Rebecca Gablés. Beide handeln von jungen Frauen, die sich nicht unterdrücken lassen, sondern ihre Klugheit und ihren Scharfsinn nutzen, um sich gegen die Männerwelt zu behaupten. So ähnlich die Geschichten in ihrem Kern sind, so unterschiedlich sind sie in Aufbau, Spannung und Inhalt. Obwohl beide Erzählungen lebendig und farbenreich geschrieben sind, wirkt "Reliquienblut" zu Beginn doch etwas langatmig und kurzweilig. Erst zum Ende, als Ursula gegen ihr Unglück ankämpft, kommt Leben in die Erzählung und entwickelt sich Spannung. Ganz anders verhält es sich bei "Gottesurteil". Hier spürt der Hörer von Anfang an die Dramatik und Spannung. Er erlebt mit, wie der Richter bestrebt ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen und versucht, den alles entscheidenden Beweis vorzubringen. Doch reicht es aus, um den Mörder zu entlarven oder kommt dieser durch eine (un)glückliche Fügung doch noch ungestraft davon?
Vielleicht liegen diese Unterschiede aber gar nicht in den Geschichten selbst, sondern an der Erzählweise der Sprecherin. Christiane Paul, bekannt aus Film und Fernsehen, bemüht sich den Hörer durch ihre Erzählkraft in das Leben des 14. Jahrhunderts zu führen, was ihr jedoch nur spärlich gelingt. Erst in "Gottesurteil", der zweiten Geschichte, schafft sie es doch noch, die entsprechende Stimmung aufkommen zu lassen. Dies ist schade, denn so verliert gerade "Reliquienblut" viel von seiner facettenreichen Ausstrahlung und Lebendigkeit.

"Reliquienblut und Gottesurteil" beinhaltet zwei spannende, dramatische und ergreifende Erzählungen, die inhaltlich anspruchsvoll sind, jedoch stimmlich nur wenig überzeugen können.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2006
  • Umfang:
    1 CD
  • Typ:
    CD
  • ISBN 13:
    9783899408379
  • Spieldauer:
    65 Minuten

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Sound:

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