Local Grooves

Wienerisch mit The Grooves

von Josef Hader
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Wienerisch mit The Grooves

Der Ausspruch "Deutsche Sprache, schwere Sprache." bezirht sich nicht nur auf die Grammatik. Denn auch das gesprochene Wort hat es ganz schön in sich. Die zahlreichen deutschen Dialekte könnten unterschiedlicher nicht sein, denke man doch nur mal an die Unterschiede zwischen Sachsen und Bayern. Doch auch außerhalb der Grenzen Deutschlands setzt sich dies fort. Reist man nach Österreich, klingen einem hier nicht viel weniger unterschiedliche Mundarten entgegen. Die Reihe "Local Grooves" griff sich einen dieser Dialekte heraus, um ihn als Lernhörbuch Sprachinteressierten näher zu bringen. "Wienerisch mit The Grooves" heißt diese Produktion, für die niemand geringeres als der österreichische Kabarettist Josef Hader mit an Bord geholt wurde.

Dieser nimmt den neugierigen Hörer mit auf eine sprachliche Reise durch die österreichische Bundeshauptstadt. Traditionell beginnt man diese natürlich mit einer Rundreise um den Ring - "Umman Ring umadum", wie der Wiener sagen würde. Hier schildert er in lockerer Wiener Mundart und mit dem unverkennbaren Charme eines Stadtbewohners, mit welcher Bim (also Straßenbahn) man nun am besten Heisl schaun kann. Dabei geht es vorbei an der Universität, wo Tachiniera nicht mehr umsonst studieren können, vorbei am Burgtheater, wo aber nur noch d Piefke spielen, und am Parlament, vor dem d Fetzn hängan und drin d Lumpm sitzn, bis hin zur Oper.
Nach dieser Rundreise geht es dann erstmal gemütlich ins nächste Kaffeehaus. Hier heißt es nun, sich durch das umfangreiche Angebot von Speisen und Getränken zu wühlen. Doch der Kellner kennt seine Gäste und wartet mit engelsgleicher Geduld auf die Bestellung.
Weiter geht es nun zu einer der bekanntesten Attraktionen Wiens, dem Wuaschtlbroda - dem Wurstelprater. Dieser ist berühmt durch sein Riesenrad, doch er bietet auch allerlei andere Ringöspüü und Buden. Nicht ganz so berühmt, aber dennoch gerne besucht ist der Wiener Naschmarkt. Wie schon der Name sagt, gibt es hier allerlei Leckereien zu kaufen und vor allem "olas bülich, olas bio". Nachdem man hier durch die Standl geschlendert ist und dem einen oder anderen Verkäufer zugehört hat, geht es nun zu einer weiteren Attraktion Wiens, dem Tierpark Schönbrunn. Der Hörer begleitet einen Vater mit seinen zwei Kindern durch die Anlage und kann dabei über die unschuldigen Fragen des Mädchens und die frechen Bemerkungen des Jungen schmunzeln.
Dann wird es mal wieder Zeit für einen Snack zwischendurch. A Eitrige mid an Bugl und dazuagschissn gibt es an jeder Wurstbude und im Kapitel "Siass und Schoaf". Aber aufpassen, dass einem nicht der Geldbeutel aus der Tasche gestohlen wird!
Etwas, das sicherlich in allen Ländern gleich ist, ist der Gang zur Behörde. "In da Eilaufstöö" erzählt Josef Hader eine lustige Episode zweier Beamter kurz vor ihrer Mittagspause. Einen lästigen Antragsteller werden sie ganz einfach los, indem sie ihn ausse, fire, ume, auffe, umadum, owe, zuwe, eine schicken.
Die letzte Etappe nimmt den Hörer mit zum "Zenträu", dem Wiener Zentralfriedhof. Hier treffen wir einen pensionierten Herrn, der aus seinem Leben erzählt. Und ob man es glauben mag oder nicht, vor seinem Ruhestand war er als Leichenbestatter tätig.

Auf die äußerst charmante und typisch wienerische Art nimmt Josef Hader seine Hörer mit auf die Reise durch die österreichische Hauptstadt und bringt ihnen ganz nebenbei Wienerisch bei. Das geschieht aber nicht auf konventionelle Art, sondern locker und ungezwungen. Der Hörer lernt die Besonderheiten und Vielfalt des Dialektes kennen und kann sich so schon einmal akustisch auf seine möglicherweise bevorstehende Städtereise einstellen. Hierbei konzentrieren sich die Produzenten aber keineswegs auf Standardfloskeln, sondern bringen auch schon mal den einen oder anderen derben Spruch mit ein. Der Hörer wird bald merken, so sehr Wien auch Welt- und Kulturstadt ist, so wenig scheint es seine Sprache zu sein. Offen, direkt und manchmal auch etwas derb reden die Bewohner der Hauptstadt und nehmen dabei selten ein Blatt vor den Mund.
Doch was unterscheidet die Reihe "Local Grooves" von anderen Lernprogrammen? Sprachen lernen mit "The Grooves" ist eine neue und lockere Art zu lernen. Mit einer gekonnten Mischung aus Hörbuch, Musik und Sprachtrainer präsentiert sich das Produkt beim Interessenten und vermittelt auf äußerst unterhaltsame Art sein Programm. Dabei stehen gute Laune und Spaß im Vordergrund. Dass man sich Lieder leichter merkt als einfache Texte, ist nichts Neues. Daher setzt diese Produktion auch darauf, seinen Inhalt mit musikalischer Untermalung zu vermitteln. Kleine Kurzgeschichten versetzten den Hörer in unterschiedliche Alltagssituationen. Dabei werden die Texte aber nicht einfach nur heruntergesprochen, sondern in einem besonderen Sprachrhythmus vorgetragen. Während im Hintergrund sanfte und der jeweiligen Stadt oder Situation angepasste Rhythmen erklingen, spricht der Erzähler, in diesem Fall Josef Hader, in typischer Mundart ein, zwei Sätze der jeweiligen Handlung. Sofort werden diese von einem weiteren Sprecher ins Hochdeutsch übersetzt. Diese Prozedur wiederholt sich mit dem gleichen Satz noch mehrere Male, je nach Sprachrhythmus und Schwierigkeit wird so eine Stelle bis zu drei Mal wiederholt. Erst dann kommt der nächste Teil der Kurzgeschichte. Durch diese Wiederholungen hat der Hörer die Möglichkeit, das Gesagte mehrmals zu hören und die Worte jedes Mal besser zu verstehen. Wer sich traut, kann auch versuchen, nachzusprechen.
Da das Wienerisch besonders für alle oberhalb des "Weißwurstäquators" lebenden sicherlich seine Tücken aufweist und man manchmal das Gefühl hat, nur Laute zu vernehmen, liegt der Audio-CD ein umfangreiches Booklet bei. Dieses enthält neben den Originaltexten Josef Haders auch die dazugehörigen hochdeutschen Übersetzungen. So kann dem Erlernen des Wienerisch doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

"Wienerisch mit The Grooves" aus der Reihe "Local Grooves" ist ein sehr unterhaltsames und humorvolles Sprachlernhörbuch. Authentisch und alltagsnah führt der Sprecher und Kabarettist Josef Hader seine Hörer durch die österreichische Hauptstadt, zeigt ihnen Attraktionen sowie Alltagssituationen und vermittelt ihnen ganz nebenbei auch die Feinheiten des Wienerischen. Dabei bleibt beim Hörer an so mancher Stelle kein Auge trocken. Selbst wenn man nicht Wienerisch lernen möchte, ist dieses Hörbuch aufgrund seiner Umsetzung einfach nur hörenswert.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Sound: