Die Päpstin

von Donna W. Cross
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Februar 2009

Die Päpstin

Der wohl geeignetste Stoff für Romane sind Legenden. Zu einer dieser Legenden gehört auch die Existenz der Päpstin Johanna. Gab es wirklich eine Frau auf dem Heiligen Stuhl? Oder handelt es sich nur eine Sage, die erstmals im 13. Jahrhundert aufkam? Die Kirche leugnet die Existenz einer Päpstin; Historiker und Wissenschaftler sind unterschiedlicher Auffassung über die Glaubwürdigkeit historischer Belege. Doch ganz gleich ob nun Legende oder Wahrheit: Eine Frau als Papst liefert auf jeden Fall den Stoff, um daraus einen erstklassigen Roman zu schreiben. Dies erkannte Donna Woolfolk Cross und verfasste ihren Bestseller "Die Päpstin". Nun veröffentlichte der Audio Verlag in seiner Reihe "Auslese" eine gekürzte Fassung des Erfolgromans.

Deutschland im 9. Jahrhundert. Johanna kommt als junges Mädchen einer armen Bauernfamilie nach Burg Villaris und lebt von nun an beim Markgrafen Gernot. Dieser ermöglicht ihr den Besuch der Domschule. Johanna ist außergewöhnlich intelligent und wissbegierig und nimmt mit großer Begeisterung am Unterricht teil. Doch dies ist für ein Mädchen des dunklen Mittelalters nicht nur ungewöhnlich sondern auch wider die Natur. Als Johanna zur jungen Frau heranwächst, spinnt die Burgherrin von Villaris, Gernots Gemahlin Richild, aus Eifersucht und Hass einen heimtückischen Plan, durch den Johanna der weitere Schulbesuch verwehrt wird. Johanna flieht von Villaris und tätigt einen folgeschweren Entschluss: Als Mönch verkleidet will sie fortan im Kloster von Fulda leben. Ihre neue Identität ermöglicht Johanna nicht nur ihre Studien fortzusetzen, sondern sie bekommt auch Zugang zu zahlreichen Werken klassischer Autoren. Bald schon entdeckt Johanna ihr Interesse an Kräutern und der Heilkunde und versorgt von nun an die Kranken des Klosters. Als die Pest ausbricht und auch Johanna erste Anzeichen der Krankheit zeigt, droht ihre Verkleidung aufzufliegen. Mit letzter Kraft gelingt Johanna die Flucht. Nach ihrer Genesung entschließt sie sich auf eine Pilgerfahrt in die ewige Stadt Rom zu begeben. Durch ihren scharfen Verstand und ihr umfangreiches Wissen wird sie schon bald zum Leibarzt des Papstes. Im Vatikan trifft sie einen alten Freund wieder: Gernot. Bereits als junges Mädchen hat sie sich in den edlen Markgrafen verliebt. Nach fast 17 Jahren stellt Johanna fest, dass diese Liebe im Laufe der Zeit nicht verloren ging. Gernot erwidert ihre Gefühle und bittet sie, seine Frau zu werden. Doch Johanna hat sich schon vor Jahren gegen das Frau-Sein entschieden und schlägt Gernots Angebot aus. Als Papst Leo IV. an einem tödlichen Gift stirbt, wird Johanna überraschend zum Papst gewählt. Von nun an leitet sie die Geschicke der katholischen Kirche.

Donna W. Cross schafft es in ihrem Roman Legende mit Geschichte verschmelzen zu lassen. Dabei hält sie sich präzise an die historischen Begebenheiten, ohne sich dabei zu lange an trockenen Zahlen, Namen und Fakten aufzuhängen. Ereignisse wie die Schlacht bei Fontenoy, die Plünderung von Sankt Peter, die Ermordung von Papst Leo oder die Flutkatastrophe fanden tatsächlich statt. Obwohl bis heute die Existenz der Päpstin nicht eindeutig beweisen wurde, kann sich ihr Leben so zugetragen haben, wie die Autorin in ihrem Buch erzählt.
Gelesen wird der Roman von Barbara Rudnik. Hier beweist die Schauspielerin in einem anderen Bereich ihr Können. Mit dem richtigen Verständnis für die verschiedenen Charaktere und Ereignisse führt sie den Leser in die Zeit von Johanna, einer dunkle Epoche, in der Frauen nichts bedeuteten und keine Rechte hatten. Mutig und zielstrebig geht Johanna einen Weg, der eigentlich nur Männern bestimmt ist, aber dennoch ihr Weg ist. Dabei verleiht Barbara Rudnik ihrer Stimme - je nach Situation - mal eine sanfte und berührende, mal eine rauchige und drohende Stimme. Fesselnd und spannend liest sie die Geschichte des jungen und naiven Mädchens, das verkleidet als Mann bis in das höchste Amt der katholischen Kirche aufsteigt.
So gut die Geschichte und das Vortragen der Sprecherin gelungen sind, so kann diese Ausgabe allerdings nur Hörern empfohlen werden, die bereits den Roman gelesen haben. Denn bei diesem Hörbuch handelt es sich nicht nur um eine gekürzte Fassung, sondern es wurden auch die ersten Kapitel von Johannas Kindheit bis zu ihrer Ankunft auf Villaris ausgelassen. Der Hörer wird ohne Einleitung oder Vorwort mitten in die Geschichte hineingeworfen. So erfährt man nicht, woher Johanna kommt, wie sie ihre Kindheit verbrachte und warum sie nun bei dem Markgrafen Gernot lebt. Dieser überstürzte Anfang ist für jedermann verwirrend, besonders aber dann, wenn man die Handlung vorher noch nicht kannte. Einen weiteren Minuspunkt muss der Tracksetzung geben werden. Zwischen den einzelnen Kapiteln ist teilweise eine zu kurze Lesepause. Dies fällt besonders dann auf, wenn ein Szenenwechseln vorkommt und die aktuelle Lesung gar nicht mehr zu dem gerade Gehörten passt. Diese Stellen sind verwirrend und anstrengend.

Trotz dieser zwei Mankos ist dieses Hörbuch eine gelungene Wiedergabe von Donna W. Cross' Roman "Die Päpstin". Mit wunderbarer Stimme vorgetragen, führt es den Hörer in eine dunkle Epoche unserer Vergangenheit und erzählt eine Geschichte von Mut, Willensstärke, aber auch Verrat und Hass.

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