New York - Capital of Food: Rezepte und Geschichten

von Lars Wentrup, Julia Cawley, Lisa Nieschlag, Christin Geweke
Rezension von Elisabeth Binder | 20. Februar 2018

New York - Capital of Food: Rezepte und Geschichten

Mit "New York: Capital of Food" setzen das Designer Duo Lisa Nieschlag und Lars Wentrup zusammen mit der Fotografin Julia Cawley das Erfolgsrezept ihrer beiden bisher erschienen New York Bücher fort. Diesmal geht es einmal nicht um Weihnachten, sondern um die kulinarische Weltreise, die im Melting Pot New York oft nur ein paar U-Bahn Stationen dauert.

Der rote Faden für den kulinarischen Rundgang durch New York, womit hier eigentlich nur Manhattan gemeint ist, ist ein Tag in New York. Das fiktive Tagesprogramm beginnt mit einem süßen Frühstück in einem der vielen Coffeeshops. Die Mittagszeit wird mit einem leichten Lunch im Central Park verbracht. Am Abend wird dann ein feines Menü in einem der feinen Restaurants im Herzen Manhattans eingenommen. Den Tag lässt man dann mit einem Drink hoch oben in einer Rooftop Bar ausklingen. Irgendwann dazwischen kostet man sich durch die alteingesessenen ethnischen Viertel, wie Little Italy und Chinatown durch. Für die entsprechende Einstimmung sorgen wieder ein paar Texte, deren literarische Qualität doch sehr unterschiedlich ist. Dorothy Parker, Paul Auster und Uwe Johnson sind mit New York Vignetten vertreten, der längste Text ist einem Roman von Stevan Paul, einem Kochbuchschreiber, Kulinarikjournalisten und Foodblogger entnommen, der Nobelpreis wird wohl noch etwas warten müssen. Die New York Bilder von Julia Cawley, eine Mischung aus bekannten Wahrzeichen und Alltagsszenen, illustrieren die Story aufs Feinste.

Für die Entwicklung der insgesamt 51 kochtechnisch soliden Rezepte ist wieder Christin Gewerke zuständig, allerdings fühlen sich einige der Rezepte einfach weniger authentisch und inspiriert an als im Weihnachtsbuch. Vor allem der Versuch den Melting Pot küchentechnisch mit Gerichten wie Asia-Risotto mit Korianderpesto, Chinese Chicken Wings oder Japanese Pulled Pork noch einmal kreativ durchzumischen, kommt dem Toast Hawaii schon verdächtig nahe. Erfreulich hingegen sind die "Nachbauten" von idiosynkratischen Erfindungen New Yorker Restaurateure. Mit den gerade mal fünf Jahre alten, kaloriendichten Cronuts (einem Donut aus Croissantteig) oder dem Red Velvet Cheesecake kann man sich das New York Feeling ins heimische Wohnzimmer holen.

Die Rezepte selbst sind gut strukturiert und klar geschrieben. Allerdings fehlen jegliche Angaben zu Vorbereitungs-, Back- und Kochzeiten. Die Mengen sind ebenfalls nicht einheitlich: Getränke werden immer für zwei Personen berechnet, Speisen für vier. Der Schwierigkeitsgrad reicht von sehr einfach (Tex-Mex Käsetoast) bis sehr aufwändig (Red Velvet Cheesecake). Bei letzteren sind die ganzseitigen Fotos auf der dem Rezept gegenüberliegenden Seite sehr hilfreich. Unterm Strich erfordert das also vor dem Gang an den Herd ein aufmerksames Lesen der Rezepte von Anfang bis Ende. Das zweiseitige Register am Ende des Buches hält keinen wirklichen Mehrwert bereit, hier handelt es sich einfach um die alphabetische Sortierung des Inhaltsverzeichnisses.

Was bei näherer Betrachtung an dem schön gestalteten Buch ein bisschen enttäuscht, ist die an einigen Stellen sichtbare Unstimmigkeit, die zwischen der Story, die man mit den Rezepten erzählen möchte, und dem tatsächlichem Inhalt vorherrscht. Besonders eklatant ist das im Kapitel "Central Park Picnic". Nur die wenigsten Gerichte, die man in diesem Kapitel findet, schmecken kalt genauso gut wie frisch gemacht. Ein abgestandener Fischburger in einem mit Mayonnaisesauce eingeweichten Brötchen gehört sicher nicht dazu, auch wenn es im Rezept drinsteht. Ähnliches gilt auch für die Hot Dogs, die man "sofort servieren" soll, nachdem man die Würstchen fünf Minuten in heißem Wasser erwärmt.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die Leserinnen und Leser etwas abenteuerlustiger sind und sich auch aus Manhattan herauswagen, indem sie tatsächlich den im Vorwort erwähnten A-Train nach Süden nehmen und so auch nach Brooklyn und Queens gelangen. Wer hier etwas weltoffener ist als das Buch, kann in New York tatsächlich eine kulinarische Weltreise antreten.

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