Authentisch Japanisch

von Aya Nishimura
Rezension von Elisabeth Binder | 19. Januar 2020

Authentisch Japanisch

Was ist im digitalen Zeitalter eigentlich noch authentisch? Die Vermutung liegt nahe, dass Authentizität eher nicht in einem aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten und in China gedrucktem Kochbuch zu finden ist, das von einer Japanerin geschrieben wurde, die schon seit längerer Zeit in London lebt, dort studiert hat und ihr Geld mit Foodstyling verdient.

Nach einer sehr holprig formulierten einseitigen Einleitung, die unbefangenen AlltagsköchInnen die Angst vor der japanischen Küche nehmen will, geht es mit einer Übersicht der wichtigsten Zutaten weiter. Denn, so die Autorin, benötigen japanische Alltagsgerichte nur wenige frischen Zutaten, ein paar Würzsoßen und vor allem Miso. Im Wesentlichen handelt es sich um Lebensmittel, die leicht im Supermarkt oder Asia Laden zu finden sind. Die Liste von zehn frischen Produkten mutet etwas zufällig an. Beim Betrachten des dazugehörigen Fotos liegt der Verdacht nahe, dass sie aus farbtechnischen Gründen zusammengestellt wurden. In weiterer Folge werden in den Rezepten andere Produkte weitaus häufiger eingesetzt. An Saucen und Dressings sollte man sechs Stück auf Lager haben und die Speisekammer ist am besten mit 24 Ingredienzien zu bestücken, dazu kommt noch sechserlei Miso. Warum die Grundausstattung für den Einstieg in die japanische Küche so ausführlich geraten ist, wenn noch ein paar Seiten davor von einfachen Rezepten mit wenig Zutaten die Rede ist, wird nicht erklärt, noch dazu wo nicht einmal alle Zutaten zum Einsatz kommen.

Danach beginnt der Rezeptteil, dessen Einteilung in sieben Kapitel zumindest zu Beginn eine gewisse Logik vermissen lässt. Eingeleitet wird mit der Izakaya Küche, die als "die japanische Bar" bezeichnet wird. Dementsprechend steht hier das Frittierte im Mittelpunkt, also genau das, was ein Großteil der Japaner nicht zu Hause zubereitet, weil diese Gerichte wohlfeil in der besagten Bar um die Ecke zu erstehen sind. Danach folgen Beilagen und Snacks, bloß bleibt unklar, wie sich diese Snacks von Izakaya Snacks unterscheiden, in welche der beiden Kategorien jetzt eigentlich die dort angeführten Suppen gehören, und zu welchen Hauptspeisen die paar Beilagen passen. Hier hätten einige klärende Worte zur Esskultur in Japan sicher geholfen. (Die Logik der Rezeptkategorien erschließt sich im Übrigen erst am Schluss, denn dort gibt es acht Menüvorschläge für verschiedene Anlässe und Geschmäcker.) Danach folgen Kapitel zu Nudeln und Reis sowie Fisch und Fleisch. Hier findet man Rezepte zu Gerichten wie Sushi oder Ramen, die hierzulande die japanische Küche symbolisieren. Die pikanten Begleiter, wie Saucen und Pickles, stehen im Zentrum des nächsten Kapitels und der süße Abschluss kommt zuletzt. Die wichtigsten Grundrezepte (Brühen und Basissaucen) sind danach noch angeführt.

Die Rezepte selbst sind sehr klar strukturiert und halten durchgängig, was eingangs versprochen wurde, nämlich Einfachheit. Die Informationen zu Portionsanzahl, Zeitangaben, erfreulicherweise geteilt in Vorbereitungs- und Kochzeit, sowie den Zutaten, aufgeteilt in frische Lebensmittel und solche aus der Speisekammer, sind auf einen Blick ersichtlich. Neben dem deutschen Titel bekommt man auch noch die Bezeichnung in japanischen Schriftzeichen mitgeliefert, ein Hauch von Authentizität also. Dem Anleitungsteil jeden Rezepts ist eine kurze Einleitung vorangestellt, in dem die Autorin ihre Vorlieben verrät, Tipps gibt oder auf Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Gerichten verweist. Jedes Rezept ist von einem Foto begleitet, die Tendenz geht, der Expertise der Autorin entsprechend, mehr in Richtung Foodstyling. Mal gibt es die fertigen Gerichte zu sehen, oft aber auch nur kunstvoll drapierte Einzelteile im Rohkostzustand. Bedauerlicherweise haben sich in das Register einige Fehler eingeschlichen, was nicht unbedingt darauf schließen lässt, dass das Lektorat sich den Bedürfnissen des praktischen Kochalltags bewusst ist.

"Authentisch Japanisch" ist ein ganz brauchbares Einsteigerkochbuch in die japanische Küche, dem man bei detaillierterer Betrachtung anmerkt, dass die Expertise der Autorin eindeutig im Foodstyling liegt.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Illustration:
  • Grafik:

Könnte Ihnen auch gefallen: