Batman: Urban Legends

Batman: Urban Legends


Gothams dunkle Helden
von Brandon Thomas, Matthew Rosenberg, Max Dunbar, Meghan Fitzmartin, Alyssa Wong, Christian Ward, Cian Tormey
Rezension von Gabriel Zupcan | 25. Mai 2023

Batman: Urban Legends

Viel Verbrechen, viele Verbrechensbekämpfer. So zumindest die Logik von Superheldenwelten. So ist auch in Gotham City mitnichten nur der Dunkle Ritter unterwegs, sondern unterhält eine regelrechte Armee von Fledermaus-Franchise-Vigilanten. Dies sind ihre Geschichten.

„Batman: Urban Legends“ ist eine Anthologie von modernen Kurzgeschichten rund um die Helfer von Batman. Der Band bringt stattliche 276 Seiten auf die Waage und bietet insgesamt 13 abgeschlossene Kurzgeschichten, getextet und gezeichnet von aufstrebenden Autoren und Künstlern. Die Geschichten spielen durchwegs zur aktuellen Timeline, wenn auch bei vielen davon die Kenntnis der aktuellen Ereignisse nicht unbedingt notwendig ist. Komplettsammler werden hier unter anderem Tie-Ins zum „Fear State“-Event vorfinden.
Über die Jahre hat Batman neben (dem ersten…) Robin eine ganze Menge an Kampfgefährten und Sidekicks angesammelt. Mehrere Robins, diverse Bat-Personen und auch anderweitig Bat-inspirierte Superhelden, die das berüchtigte Fledermauslogo verwenden, jedoch einen anderen Namen tragen (Nightwing, Red Hood, Signal, Spoiler, Huntress, Azrael etc.). Die erweiterte „Bat-Familie“ ist nicht ganz ununmstritten: passt es zu Batman, dem schweigsamen Einzelgänger, sich mit so vielen zumeist jugendlichen Helferlein zu umgeben? Sie helfen dabei, auch schwierige Operationen durchzuführen. Am Ende ist Bruce Wayne nur ein Mensch, und kann nicht überall sein. Die Bat-Familie hilft auch dabei, Bruce emotional einen Anker zu geben. Nur zu oft brütet er finster vor sich hin und sieht zu tief in den Abgrund. Der Nachteil ist, dass Batman mit der Zeit sehr viele Helfer zur Seite gestellt wurden, die teilweise redundant sind. Was also mit ihnen tun?

So ein Fall ist Tim Drake, der dritte Robin. Er tat brav seinen Dienst vom Ende der 80er bis zum Auftauchen von Damian Wayne 2006. Er hatte sogar eine erfolgreiche, eigene Serie, wo er das Leben als Superhelden-Sidekick und Schüler zu balancieren lernte. Viele Fans lernten ihn als DEN Robin kennen. Nach Damians Debüt wusste man nicht mehr so recht, was man mit ihm machen sollte. Zwei Robins waren einer zu viel. Die älteren Robins graduierten zu neuen (und sehr erfolgreichen) Alter Egos. Tim Drake darf jedoch weiterhin auch „Robin“ sein (in der Abwesenheit von Damian), denn man gönnt ihm in der ersten Geschichte von „Batman: Urban Legends“ eine Art Reset, wenn nicht gar einen Retcon. Tim ist nun wieder jünger und auf der Suche nach sich selbst – oder seiner künftigen Rolle im Bat-Universum, möchte man meinen. Er stößt auf einen Kult der gerne Jugendliche opfert, darunter auch beinahe seinen Jugendfreund Bernard. Dieser bedeutet Tim dann mehr als reine Freundschaft. Die Geschichte um den Kult ist natürlich nur ein Füller, um Tim Drake neu auszurichten. Allerdings fühlt es sich seltsam an, einen bestehenden Charakter mit derart viel Historie auf einmal eine Kehrtwende vollziehen zu lassen, ganz so wie wenn es eigentlich ein anderer Charakter wäre, der nur den Look und den Namen von „Tim Drake“ trägt. Auch wenn es vielleicht nur Marketing ist, es wird auf jeden Fall für Diskussionen sorgen.
Die weiteren Geschichten widmen sich Batwoman, Oracle, Lady Shiva (in einem überraschend emotionalen Auftritt), den länger nicht gesehen Batwing, Batgirl (Cassandra), einem unbenannten Batman aus der fernen Zukunft, der auf dem Pluto als Gefängniswärter fungiert… und sogar am Ende Batman selbst. Eine gehörige Portion der Seiten nehmen auch Batmans neueste Agenten ein, die Outsiders, deren prominenteste Mitglieder Katana und Black Lightning sind.
Abwechslungsreich ist die Anthologie allemal. Der Fokus schwankt zwischen eigenständigen Geschichten, die mehr kleine Charakterstudien sind, hin zu Tie-Ins, die vor allem im Rahmen ihres Events Sinn ergeben. Was besonders herauszuheben ist, ist das Niveau der beteiligten Künstler. Die Qualität ist durchgehend sehr hoch und verschiedene visuell stark unterschiedliche Stile wechseln einander ab. Was optisch ein Genuss ist, und gut funktioniert, ist als Anthologie etwas durchwachsen.

Die Wundertüte in Sachen Bat-Familie. Fans, die sich ins Ungewisse stürzen wollen, finden hier für jeden Geschmack alles. Toll illustriert, aber eine Menge Batarangs, die in viele verschiedene Richtungen fliegen.

Details

Bewertung

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