Raunächte erzählen

von Nina Stögmüller
Rezension von Janett Cernohuby | 30. November 2014

Raunächte erzählen

Das Weihnachtsfest ist zwar für viele der Höhepunkt des Jahres, doch damit ist die Zeit der heilige Nächte noch nicht vorbei. Denn in der Nacht des 24. Dezembers beginnen die zwölf Raunächte. Zugegeben, das Wissen über diese Zeit ist nicht mehr weit verbreitet, dennoch gibt es noch Menschen, die diese Bräuche nicht vergessen haben und nach wie vor praktizieren. Denn die Raunächte bieten uns die Möglichkeit nach all dem Weihnachtstrubel zur Ruhe zu kommen, ein altes Jahr ausklingen zu lassen und ein neues zu begrüßen. Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte - genau wie wir - einen Blick in Nina Stögmüllers Buch "Raunächte erzählen" werfen.

Doch was sind die Raunächte? Woher kommen sie und warum sind sie eigentlich in Vergessenheit geraten?
Schon seit jeher haben die Menschen den Zeitpunkt gefeiert, wenn die die längsten Nächte des Jahres vorbei waren und die Tage wieder länger wurden. Überlieferungen zufolge gehen die Raunächte auf germanische und keltische Wurzeln zurück. Viele Bräuche und Riten galten als heidnisch und ihr Ausüben wurde unter Strafe gestellt. Dennoch schafften die Kirchenväter es nicht, sie gänzlich aus dem Brauchtum ihrer Gläubigen herauszulösen. Bestes Beispiel sind die Perchten, das ungestüme Gefolge der Muttergöttin, Frau Percht. Noch heute begegnen wir ihnen, bestaunen ihre dämonischen Fratzen während ihrer Läufe, die im Dezember stattfinden. Ebenso sagt man auch heute noch, dass zwischen Weihnachten und Dreikönigstag keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden soll. Ein Aberglaube, der ebenfalls auf die Raunächte zurückgeht.
Wenngleich es auch so manchen Lärmbrauch für diese Nächte gab, sind sie eine stille Zeit. Man hält inne, lässt das alte Jahr noch einmal Revue passieren und wagt einen Ausblick in das kommende. Auch heißt es, in den Raunächten stehen die Tore zur Traumwelt besonders weit offen. Was wir in dieser Zeit träumen, kann uns die Richtung für das neue Jahr weisen.
Doch nicht nur Bräuche, Riten und Gestalten gehören zu den Raunächten, sondern auch Geschichten. Geschichten, die man sich an den langen, dunklen Abenden im Kreise der Familie erzählt. Und solche Geschichten enthält auch Nina Stögmüllers Buch. Für jede Nacht hat sie stimmungsvolle Märchen niedergeschrieben, denn jede der Zwölf weiß etwas anderes zu erzählen. Schließlich steht auch jede Nacht für etwas anderes.

"Raunächte erzählen" von Nina Stögmüller ist nicht einfach nur ein Buch über altes Brauchtum, sondern viel mehr. Die Autorin sammelte zahlreiche Informationen, trug sie zusammen und sortierte sie. Heraus kam dieses Buch, welches viel Wissenswertes über Bräuche, Rituale und Orakel zu dieser Zeit enthält. Auch über Bedeutung der Raunächte im Laufe der Geschichte erzählt sie in diesem Band. Gleichzeitig verbindet die Autorin die zwölf Raunächte mit dem Weihnachtsfest, sie stellt sie gegenüber und zeigt, wie sie ineinander übergehen.
Das Buch richtet sich an alle, die in irgendeiner Weise an dieser besonderen Zeit interessiert sind. Sei es aus Neugier über das Thema allgemein oder weil man tatsächlich mit dem Gedanken spielt, diese in seinen Alltag einzubinden. Beiden Zielgruppen werden im ersten Teil des Buches beide Fragen beantwortet. Im zweiten Teil lässt die Autorin dann die einzelnen Nächte zu Wort kommen. Diese haben so manche Geschichte und manches Märchen zu erzählen. Selbige sind sehr unterschiedlich, einige erzählen von Menschen aus grauer Vorzeit, andere von Menschen unserer Zeit. Zudem greifen die Märchen auch das auf, wofür die jeweilige Nacht steht. Denn wie bereits erwähnt, sind die Raunächte eine besondere Zeit, in der mit Altem abgeschlossen und auf Neues geschaut wird.

Kurz gefasst ist "Raunächte erzählen" von Nina Stögmüller ein Buch, das ein Stück Kulturgeschichte bewahrt und sie in unsere Zeit holt. Es ist ein Werk für alle, die in irgendeiner Weise an dem Thema Raunächte interessiert sind. Sei es als reine Informationsquelle oder als Inspirationsquelle. Man bekommt seine Fragen beantwortet und findet sogar noch so einiges mehr.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2012
  • Umfang:
    154 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783702506841
  • Preis (D):
    22 €

Bewertung

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