Traumlieder

Traumlieder II

von George R. R. Martin
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. Juli 2015

Traumlieder II

Das Leben jedes Menschen hat verschiedene Abschnitte. Auch oder sogar besonders das eines Autors. Betrachtet man einen solchen in einer Retrospektive, wird gern zwischen Früh-, Haupt- und Spätwerkt unterschieden. Auch der amerikanische Bestsellerautor George R. R. Martin hat bereits eine ganze Menge Lebenserfahrung und somit auch kürzere und längere Werke vorzuweisen, die er über die Jahre verfasst hat. „Traumlieder II“ widmet sich nun Werken, die zu jener Zeit erschienen sind, als er gerade mit Science-Fiction erfolgreich wurde.

Der Autor beginnt ein letztes Mal mit Geschichten, von denen er keinen Durchschlag hatte, als er sie einsandte, weswegen sie für immer ins Nirvana der verschollenen Erzählungen eingegangen sind. Dann beginnt er mit den ersten kommerziell erfolgreichen Geschichten, wenngleich diese noch keine Preise abräumten. „Die einsamen Lieder Laren Dorrs“ handelt von einer Reisenden durch die Welten und Wächtern, die sie aufzuhalten versuchen. „Der Eisdrache“ ist eine Jugendgeschichte um einen Drachen aus purem Eis, und „Das verlassene Land“ ist eine gnadenlose Fantasygeschichte über eine Frau, die einem alles beschaffen kann, aber besser nicht sollte.
Im zweiten Teil des Buchs befinden sich jene Geschichten von George R. R. Martin, mit denen er zum damaligen Zeitpunkt seine größten Erfolge feierte. Neben dem „Fleischhausmann“, einer Geschichte, bei der sogenannte „Leichenführer“ die Kontrolle über geistlose (wenn gleich nicht wirklich tote) Menschen haben. Doch was das Fleischhaus ist, das sollte der Leser lieber selbst herausfinden.
„Erinnerungen an Melody“ ist eher eine Horrorgeschichte, bei der der Protagonist unwillkommenen Besuch erhält.
Seine erfolgreichste Geschichte war mit Sicherheit „Sandkönige“, die sowohl Hugo- als auch den Nebula-Award gewonnen hat und sich um eine Art Kampf der Könige in einem überschaubareren Rahmen handelt – und nicht unbedingt mit Menschen.
„Nachtgleiter“ ist eine Science-Fiction-Geschichte, bei der eine wissenschaftliche Mission mit einem ganz speziellen Raumschiff startet.
„Die Affenkur“ und „Der Birnenförmige Mann“ sind Horrorgeschichten, die auf bekanntem Material aufbauen, aber trotzdem Martins Stil repräsentieren.
Den Abschluss des Buchs machen zwei Geschichten rund um Haviland Tuf, den Ökoingenieur, der zwischen den Planten umherreist und Probleme löst – jedoch zu seinen Bedingungen.

Wenn der erste Band von „Traumlieder“ einen guten Start in den Einblick des Schaffens von George R. R. Martin – abseits von „Das Lied von Eis und Feuer“ dargestellt hat, ist der zweite Band definitiv noch besser. Man hat in diesem Band nicht nur seine erfolgreichsten Kurzgeschichten versammelt sondern lernt auch andere, vielleicht weniger erfolgreiche aber sehr intensive und vor allem beklemmende Geschichten kennen. Hier liegt vor allem der Fokus auf dem Mittelteil, in dem sowohl „hybride“ Geschichten, hauptsächlich bestehend aus den Genres Sciene-Fiction und Horror, jedoch einigen Fantasyelementen Punkten können. Auch wenn „Sandkönige“ trotz den vielen Male in denen es gedruckt wurde – und der Verfasser dieser Rezension hat mit Überraschung feststellen müssen, das Werk tatsächlich schon zu kennen –, nicht jedermanns Sache ist, kann „Nachtgleiter“ hervorragende Science-Fiction vorweisen. „Der Fleischhausmann“ ist eine Geschichte, deren Szenario allein schon provokant ist und deren Hinhalte mehr als nur an der Grenze des guten Geschmacks entlangschrammen. Fesselnd ist das Werk aber allemal. Auch die Geschichten von Haviland Tuf, die manche Leser vermutlich bereits aus „Planetenwanderer“ kennen, sind sehr gute Unterhaltung, gepfeffert mit einer Prise Gesellschaftskritik. Allen Fans von George R. R. Martin kann man diesen Band daher nur ans Herz legen.

Auch wenn in „Traumlieder II“ nichts von „Das Lied von Eis und Feuer“ zu finden ist, kann die mit vielen Erklärungen und Anekdoten versehene Geschichtensammlung des amerikanischen Bestsellerautors George R. R. Martin in jeglicher Hinsicht überzeugen. Science-Fiction und Fantasy geben dem Horror die Klinke in die Hand und verschmelzen miteinander. Für Fans, die diese Geschichten noch nicht ihr Eigen nennen ist dieses Buch ein Pflichtkauf.

Details

Bewertung

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