Myron Bolitar Reihe

Preisgeld


Myron Bolitar ermittelt
von Harlan Coben
Rezension von Manfred Weiss | 07. März 2017

Preisgeld

Krimireihen bauen sich gerne um Themen oder Orte auf. Oft sind die Ermittler Privatdetektive, Polizisten oder  die Handlung spielt in einer bestimmten Gegend. Aber natürlich sind Autoren immer wieder um andere Aufhänger für den Hintergrund bemüht. Myron Bolitar, der Hauptheld der Krimireihe von Harlan Coben, ist beispielsweise Sportagent. Das bietet die Möglichkeit in jedem Buch eine neue Sportart in den Vordergrund zu stellen. In “Preisgeld”, dem vierten Band der Reihe, geht es nun um Golf.

Myron, sein Geschäftspartner Win und seine Assistentin Esperanza Diaz sind diesmal bei den US Open zu Gast, wobei Golf beileibe nicht Myrons Lieblingssportart ist. Aber auch beim Golf ist preis- und vor allem sponsorgeldträchtige Kundschaft zu finden. So etwa das Golfprofi-Ehepaar Linda und Jack Coldren oder der aufstrebende Jungstar Tad Crispin. Mit einem Sensations-Comback nach einer langen Misserfolgsphase hat Jack zwei Tage vor Ende des Turniers eine klare Führung herausgespielt. Doch dann wird sein Sohn Chad entführt und die Entführer verlangen, dass er den Vorsprung noch aus der Hand gibt. Jacks Vater bittet Myron Bolitar um seine Unterstützung. Und der hegt rasch Zweifel, ob wirklich eine Entführung hinter dem Verschwinden von Jacks Sohn steht. Doch damit beginnt erst das Verwirrspiel um unterschiedlichste Motive und Verdächtige, um Betrug und Mord.

 

Harlan Coben erzählt in „Preisgeld“ auf gut 380 Seiten eine vielfältige Geschichte rund um Mord, Intrigen, Rache und unzählige andere Rahmenhandlungen zwischen Wrestling, schäbigen Stundenhotels und gefährlichen Unterweltgrößen. Nebenbei führt die Handlung auch noch auf Golfplätze und in Clubhäuser, wo Sportagent Myron Bolitar versucht mit den Golfprofis ins Geschäft zu kommen. Obwohl es scheint, dass der Teil mehr dazu dient, der Rahmenhandlung ein wenig Plausibilität zu verleihen.

Aber auch Golf selbst ist in dem Thriller nicht mehr als Kulisse und man merkt sehr rasch, dass nicht nur Myron nichts mit Golf anfangen kann, sondern auch der Autor selbst. Was natürlich die Frage offen lässt, warum er dann Golf als Sportart für diesen Krimi gewählt hat. Das mag vielleicht auch ein wenig damit zu tun haben, dass es nur sehr wenige Golfkrimis gibt und damit ein nicht unbeträchtlicher Markt nicht ausreichend bedient ist.
Das Buch ist in seiner englischen Fassung vor zwanzig Jahren erschienen und liegt nun erstmals auf Deutsch vor. Die Übersetzung des Buches ist sprachlich gewöhnungsbedürftig und man beginnt zu erahnen, dass möglicherweise in der Übersetzung das eine oder andere Detail verloren gegangen ist. Andererseits mag das aber auch der Struktur des Buches mit seinen kurzen Sätzen und staccatohaften Dialogen geschuldet sein, die das Tempo der Handlung und die Coolness einzelner Charaktere unterstreichen.

Die Handlung selbst bietet ein Übermaß an Verschachtelungen und Erzähllinien. Es ist schwer einen roten Faden zu finden oder sich ein stimmiges Bild des Geschehens zu machen. An jeder Ecke lauert ein neuer Handlungsstrang, mit dem Effekt, dass nichts wirklich verfolgt oder näher ausgeführt wird. Am Ende findet sich ein finales Motiv, ein finaler Täter, aber bis dahin hat man als Leser beim Versuch dem Kriminalfall zu folgen bereits resigniert und nimmt die Auflösung zur Kenntnis, ohne davon besonders beeindruckt zu sein.

Zudem mag es helfen, wenn man die Vorbände der Reihe kennt um die Hauptfiguren und ihre immer wieder angedeuteten Hintergrundgeschichten ein wenig besser verstehen zu können. Aber das ist für Späteinsteiger oder Einzelbuchleser das Schicksal bei fast allen Krimireihen.

“Preisgeld” ist ein Buch für Leser, die einen Golfkrimi suchen und dabei weder in Bezug auf die tatsächlichen Golfbeschreibungen noch auf die Plausibilität der Handlung zu große Ansprüche stellen. Das Buch ist spannend und abwechslungsreich, bietet allerdings wenig Raum um selbst mitzuermitteln. Zügig und ohne große Erwartungen gelesen oder als Teil der Krimireihe vermag es aber durchaus zu unterhalten.
Wer differenzierte Charaktere, eine nachvollziehbar stimmige Handlung oder einen interessant aufgebauten und herausgearbeiteten Hintergrund sucht, wird aber vermutlich enttäuscht sein.

Details

Bewertung

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