Alma Liebekind

Böse Samariter

von Constanze Dennig
Rezension von Janett Cernohuby | 22. Oktober 2017

Böse Samariter

Den Wienern sagt man gerne eine gewisse Morbidität nach, wenn es um das Thema Tod und Sterben geht. So kann man beispielsweise im Bestattungsmuseum schon einmal Probeliegen. Daher ist es fast schon selbstverständlich, dass eine Psychiaterin und private Ermittlerin auch mit diesem Thema konfrontiert wird. Um genau zu sein geht es um Sterbehilfe, Euthanasie und so manche Leichen zu Silvester. Nicht nur Alkoholleichen.

Böse Samariter

Es ist Silvesternacht. Überall in Wien knallt es und man feiert ausgiebig den Jahreswechsel. Auch Alma Liebekind, die ihren Lover Michelangelo zu einer Party begleitet. Doch eine große Stichflamme auf dem Nachbarbalkon beendet die feucht-fröhliche Feier. Offenbar hat sich dort ein Mann beim Feuermachen selbst in die Luft gesprengt. Doch schnell wird klar, dass es sich hierbei nicht um einen Unfall handelt, sondern dass Absicht dahintersteckte. Typisch Alma, kann die Wiener Psychaterin nicht widerstehen und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Ihre Ermittlungen führen sie in das Umfeld eines dubiosen Sterbehilfevereins.

Kriminalfall mit Wiener Charme

Zum bereits dritten Mal führt uns Constanze Dennig nach Wien und lässt ihre Protagonistin Alma Liebekind in einem Mordfall ermitteln. Freilich ist die keine Polizistin, sondern stolpert eher zufällig über diese Fälle - sehr zum Missfallen ihrer Freundin und Oberinspektorin der Kriminalpolizei, die wiederum versucht, Alma aus allem herauszuhalten. Wie immer natürlich erfolglos. Und so gibt es noch ein paar weitere Leichen und auch Alma gerät in die Schusslinie.
Zwischen den Ermittlungen im Mordfall spielt sich aber auch allerlei Zwischenmenschliches ab. Vor allem Almas Privatleben rückt stark in den Mittelpunkt. Wir lesen von der Mutter, ihres Zeichens Hausdrache, die sich ordentlich in Almas Belange einmischt, sie bevormundet, kontrolliert und überwacht. Mit ihrer Art stößt sie aber auch den einen oder anderen wichtigen Hinweis. Dann gibt es noch Almas Lover, der genau wie die Mutter ziemlich überzeichnet ist. Als kleines Sahnehäubchen auf allem, zerbricht sich Alma dann auch noch über 300 Seiten lang den Kopf, ob sie nun schwanger ist oder nicht. Diese zwischenmenschlichen Geschichten bringen viel Charme mit. Man wandert durch Wien, kehrt in so manches Kaffeehaus ein, spaziert Straßen entlang und besucht diverse Orte. Ja, an Lokalkolorit fehlt es nicht. Aber manches Mal hätte man sich doch etwas mehr Tiefgang gewünscht, wenn es um den eigentlichen Kriminalfall geht. Diesen gibt es nämlich auch noch, hält auch ein paar überraschende Wendungen bereit, ist aber bei weitem nicht so spannend, wie man es sich von einem Buch dieses Genre erwartet.

"Böse Samariter" ist der dritte Fall für Alma Liebkind, ihres Zeichens Psychiaterin. Es gibt viel Lokalkolorit, so manch überzeichneten Charakter und ein brisantes Thema: Sterbehilfe. Wer das mag, der wird an diesem Krimi Gefallen haben. Wer jedoch nach fesselnder Spannung und nervenaufreibenden Ermittlungen sucht, ist bei diesem Buch leider fehl am Platz.

Details

Bewertung

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  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt: