Selbstmordmonat

von Carsten Zehm
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. April 2014

Selbstmordmonat

Was wären Krimis ohne Morde? Vermutlich ein wenig zahnlose Geschichten von Polizisten und anderen Ermittlern, die irgendwelchen Verbrechen nachgehen. Der Mord ist also das Salz in der Suppe des Krimis. Was kann man jedoch erwarten, wenn ein Buch den Namen "Selbstmordmonat" trägt und eine Sammlung aus Kurzkrimis enthält? Eine Frage, der man nachgehen kann, wenn man das Werk von Carsten Zehm näher in Augenschein nimmt.

Es gibt eine ganze Menge Krimis, bei denen ein etwas übernatürlicher Aspekt eine Rolle spielt. Auch der erste im Buch enthaltene Krimi hat ein solches Element. In "Das fremde Gefühl" glaubt Alexandra Pfeiffer die Gefühle anderer Leute fühlen zu können. Was sie zuerst auf ihre Fastenkur zurückführt, wird zunehmend schockierend, als sie einen Mord aus erster Hand mitfühlt. In Panik wird sie von einem Auto erfasst und landet im Krankenhaus, wo sie ihre Erlebnisse dem Chefarzt schildert. Rein zufällig ist dessen Sohn Kommissar bei der Kriminalpolizei und hört sich ihre Geschichte an. Eine Tatsache die noch Folgen hat.
Der gleiche Kommissar mit Namen Marcel Voigt, der einen Hang zu T-Shirts mit ungewöhnlichen Slogans hat, wird kurz darauf mit einem weiteren Fall konfrontiert. Denn obwohl seine Hauptinformationsquellen eine alte Meerschaumpfeife und die Aussage einer notorischen Querulantin sind, wird er in einen Fall von Menschenhandel sowie kreativ entsorgten Leichen verwickelt. Und er lernt dabei Alexandra, der er noch ein Essen schuldet, auch um einiges näher kennen.
Bleiben Opfer immer Opfer oder werden sie gelegentlich auch zu Tätern? Dieser Frage geht die Geschichte "Der Tote am Feldweg" nach. Eine Geschichte, bei der schon im Vorhinein klargestellt wird, dass sie kein Happy End hat.
Die letzte Geschichte im Buch ist die titelgebende. Hier kommt es zu einer überraschenden Häufung von Selbstmorden, unter anderem auch ein Kollege des Kommissars. Erst bei diesem beginnt die Gerichtsmedizin auf sein Geheiß hin genauer nachzuforschen, denn der Mann war absolut kein Selbstmordkandidat. Und dann gerät Voigt selbst in Gefahr...

Krimis sind nicht jedermanns Sache. Das liegt zum einen daran, dass man im Normalfall weiß, was auf einen zukommt. Ein mehr oder weniger seltsamer Mord und ein (Privat- oder Polizei-)Ermittler, der sich trotz des Widerstands der Behörden oder seiner Vorgesetzten in diesem Fall festbeißt und den oder die Ganoven am Ende natürlich entlarvt, stoppt oder beides. Zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel, denn gerade der Verfasser dieser Rezension ist alles andere ein Krimifreund. Und von "Selbstmordmonat" kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es sich nicht um eine durchschnittliche Sammlung von Krimis hält. Selbst die Charaktere unterscheiden sich von den gewöhnlich-ungewöhnlichen Protagonisten. Moderne Ermittler müssen immer schrullig sein, irgendeinen Tick besitzen oder gar ein nicht verarbeitetes traumatisches Erlebnis in der Jugend oder der unmittelbaren Vergangenheit mit sich herumschleppen. Dass der einzige Tick des Protagonisten dieser Erzählungen darin besteht, T-Shirts mit mehr oder weniger amüsanten Sprüchen zu tragen und ansonsten seinen Job zu machen und normal zu leben, ist erfreulich erfrischend. Auch ist die Mischung aus ein wenig mysteriösen Krimis, überraschenden Krimis und Krimis ohne Happy End sehr gut gelungen - denn spannend sind sie alle. Insofern kann man das neueste Werk von Carsten Zehm allen Freunden guter Krimis nur empfehlen.

"Selbstmordmonat" ist ein Buch, das nicht nur eingefleischten Krimifans gefallen wird. Denn zum einen halten sich die mittlerweile üblichen Klischees in Grenzen, zum anderen ist die Mischung der vier Kurzkrimis sehr gut gewählt. Und zu guter Letzt bieten die Geschichten sowohl die notwendige Spannung als auch Charaktere, die auch im persönlichen Bereich überzeugen können. Alle Fans des Autors werden ohnehin zugreifen, aber auch anderen Krimiliebhabern kann man dieses Werk, das überdies auch als Ebook erhältlich ist, mit gutem Gewissen empfehlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2013
  • Umfang:
    250 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    1481995944
  • ISBN 13:
    9781481995948
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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