Amizaras-Chronik

Raphadona

von Valerian Çaithoque
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Mai 2016

Raphadona

Eine Trilogie hat einen großen Vorteil, der gleichzeitig ein Nachteil ist. Denn wenn man nicht gerade Douglas Adams oder Christopher Paolini heißt, hat eine Trilogie genau drei Bände. Damit weiß man einerseits, wie viel man lesen muss, andererseits ist die Geschichte leider nach diesen drei Bänden zu Ende. Auch im Fall der „Amizaras-Chronik“ ist mittlerweile der dritte Teil der Trilogie erschienen. Wir haben uns „Raphadona“ daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge angesehen.

Einige Tatsachen wurden am Ende von „Sarathoas“ aufgedeckt, mit denen man vielleicht gerechnet hat, vielleicht aber auch nicht. So hat sich die Möglichkeit, dass es sich beim etwas dicklichen und sehr beredten Kunsthändler Attila tatsächlich um den geheimnisvollen Amizaras selbst handelt, tatsächlich bewahrheitet. Allerdings besitzt er nur zweitweise dessen Erinnerungen und vergisst auch die dazwischenliegenden Phasen, bei denen er das Gefäß des Ariach wird. Doch während die Handlung rund um den immer noch im dunklen liegenden Plan des Amizaras vorangetrieben wird, gibt es zwei parallele Handlungsstränge in der Vergangenheit, welche die Geschichte eines Nebencharakters vorstellen. Sissy alias Medea hat zahlreiche Geheimnisse. Eines davon ist ein Kind mit einem der Ariach. Dieses Mädchen ist eine übermenschlich begabte Bannzauberin, die auch im weiteren Verlauf der Handlung noch eine wichtige Rolle spielt. Doch die Geschichte rund um den Plan, dem Seraphen Azrahel seine Kräfte zurückzugeben und die Wiederkehr von Amizaras Gefährtin Raphadona, ist keineswegs linear. Liya, Attila, Medea und die anderen geraten von einer Gefahr in die nächste und wissen selbst nicht, worauf sie eigentlich hinarbeiten...

Im Gegensatz zum zweiten Band der Reihe, dessen Handlung sich etwas mehr in der „Gegenwart“, also der Geschichte im Jahr 2003 gedreht hat, wird in „Raphadona“ wieder mehr Vergangenheit aufgearbeitet. Dies ist aber auch notwendig, um die plötzlich für die Haupthandlung so wichtige Medea mitsamt ihrer Motivation zu verstehen. Davon abgesehen werden immer mehr Puzzleteile von Amizaras Plan bekannt – trotzdem bleibt das Gesamtbild unscharf und man wird tatsächlich überrascht. Der dritte Band nimmt stark an Fahrt auf und im Hinblick auf das Gewaltaufkommen zu. Auch in Bezug auf sexuelle Handlungen wird die Geschichte expliziter – wobei gewisse Szenen eher humorvoller als wirklich erotischer Natur sind. Insgesamt ist das Werk – bis auf einige wenige Seiten, auf denen der Text wirklich schwer lesbar wird – auch dieses Mal ein Augenschmaus. Illustrationen, Fotos und Darstellung phantastischer Elemente ergänzen die Geschichte hervorragend – genauso wie die handschriftlichen Notizen des Autors, die wie immer halb informativ, halb provokant sind. Was man auch festhalten kann ist, dass die Reihe mit „Raphadona“ würdig abgeschlossen wird und man sich jetzt bereits auf Adaptionen für andere Medien freuen kann. Ob nun Hörbuch, Auszüge als Graphic Novel oder gar eine Multimedia-Ergänzung zu den Romanen, man darf gespannt sein und kann sich sicherlich noch weiter auf die Welt einlassen. Und bestimmt war der vorliegende Roman nicht das letzte Werk, das man aus der Welt der „Amizaras-Chronik“ lesen konnte.

„Raphadona“ ist der dritte Band der „Amizaras-Chroniken“, der wieder unter dem Autorennamen Valerian Çaithoque erschienen. Der Roman stellt einen würdigen Abschluss der Reihe dar und vermag sowohl mit seiner Handlung als auch mit Illustrationen, Layout und handschriftlichen Anmerkungen des Autors zu überzeugen. Daher ist es natürlich ein wenig schade, dass Reihe bereits zu Ende ist – wenngleich man das für weitere Adaptionen und Folgewerke im gleichen Universum sicher nicht behaupten kann.

Details

Bewertung

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  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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