Amizaras Diarium 1893 AD

von Valerian Çaithoque
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. Dezember 2017

Amizaras Diarium 1893 AD

Geht es darum zusätzliche Romane zu einer epischen Saga zu schreiben, ist ein Prequel beinahe beliebter als ein Sequel. Im Grunde liegen die Vorteile auf der Hand. Man muss die Geschichte nach dem gelungenen Ende nicht gefährden und kann gleichzeitig eine bisher nur angedeutete Vorgeschichte weiter ausgestalten. So ist es auch im Rahmen der „Amizaras-Chronik“ geschehen. Denn hier ist nun der erste Prequel-Band „Amizaras Diarum 1893 AD“ erschienen. Wir waren gespannt, ob das Werk der Qualität der Original-Trilogie zumindest nahekommt.

Wir schreiben das Jahr 1893. London steckt im viktorianischen Zeitalter und Wien in der Monarchie. Doch im Hintergrund, für so gut wie niemanden sichtbar, werden Ränke von beinahe unsterblichen und mächtigen Kreaturen geschmiedet. Meist allen anderen einen Schritt voraus ist Amizaras, der seit geraumer Zeit versucht, seine geliebte Raphadona wieder zu erreichen, was aber nicht zuletzt an ihrem Widerstand scheitert. Mitten auf dem Spielbrett finden sich vier Sterbliche wieder. Die Samurai Nakano Takeko, der Bühnenzauberer Harry Houdini und Okkultist Aleister Crowley sind die bekannten unter ihnen. Das Quartett vervollständigt ein Amerikaner mit Namen Rickenbacker. Jeder hat ein eigenes Ziel und genau das wird von den verschiedenen Ariach ausgenutzt, um sich den einen oder anderen der vier gefügig zu machen. Und die Spieler unter den engelsartigen Wesen sind keine Anfänger. Adrastheia, Amizaras und Aschamdon sind nur einige wenige, die ihre Hände mit den sieben Fingern im Spiel haben. Auch Mendoza, das Oberhaupt der Purgatio Kongregation spielt eine gewichtige Rolle für den Verlauf der Handlung. Doch wie wird das Streben der unterschiedlichen Seelen nach den eigenen Zielen enden? Und wie kommt es letztendlich zur Ausgangssituation in „Aschamdon“?

Ja, das Buch „Amizaras Diarium 1893 AD“ beantwortet diese Fragen. Das Werk ist in sich abgeschlossen, lässt aber trotzdem das Fundament der ursprünglichen „Amizaras-Chronik“ entstehen. Als mutige Entscheidung kann man sehen, drei historische Charaktere in die Handlung mit einzubinden. Vor allem, da es sich nicht um unbekannte Persönlichkeiten handelt. Entfesslungskünstler und Bühnenmagier Harry Houdini ist vermutlich jedem ein Begriff. Auch dem Okkultisten und Hexenmeister Aleister Crowley begegnet man in Literatur und anderen Medien immer wieder. Nakano Takeko ist in diesen Breiten nicht so bekannt, wird aber in der japanischen Geschichte als letzte Samurai bezeichnet. Die drei werden gelungen, wenngleich etwas überzeichnet, in die Handlung integriert. Ein großes Fragezeichen ist der Amerikaner namens Rickenbacker. Denn die einzige wirkliche Assoziation, die man zu seinem Namen hat, ist die einer Gitarrenmarke – das Instrument, das er jedoch am besten spielt, ist wohl sein Colt.
Es kommen im Buch zahlreiche magische Rituale und blutige Kämpfe vor. Das macht das Werk für junge Leser eher weniger geeignet. Die Gestaltung des Werks ist wie gewohnt einzigartig. Mit einem erhabenen Cover, unzähligen Illustrationen und Glossar kann man den Machern keinen Vorwurf machen. Auch zwei Karten eines Ariach-Tarots sind im Buch enthalten. Die Regeln und die unterschiedliche Verwendbarkeit des Tarots ebenso. Also welchen Grund kann man finden, das Werk nicht zu kaufen?

„Amizaras Diarum 1893 AD“ ist ein weiterer gelungener Band aus der Welt der „Amizaras-Chronik“. Vor dieser angesiedelt, erzählt das Werk einen Teil der Vorgeschichte und enthüllt Ereignisse, die zur Ausgangssituation von „Aschamdon“ geführt haben. Einziger Knackpunkt ist die Integration dreier historischer Persönlichkeiten, über die man möglicherweise unterschiedlicher Meinung sein kann. Uns hat diese jedoch nicht gestört und die Gestaltung des Bandes allein ist schon fast den Kauf wert, aber die Geschichte selbst macht das Werk dann zu einem Pflichtkauf.

Details

Bewertung

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