Die Eisraben-Chroniken

Monsterjäger

von Richard Schwartz
Rezension von Stefan Cernohuby | 05. Mai 2019

Monsterjäger

Wer Flüche bricht, jagt auch Monster. Meistens. Die Frage ob dies eine zulässige Schlussfolgerung ist, stellt sich jedoch nicht. Denn „Die Eisraben-Chroniken“ von Richard Schwartz gehen in die zweite Runde und der Titel des vorliegenden Bandes ist schlicht und einfach „Monsterjäger“. Welche Rolle der ehemaligen Kampfpilotin Alexandra McInnes in der virtuellen Welt von Vorena dabei weiter zuteilwird, bleibt jedoch noch offen.

Nachdem Alex aus ihrem Koma erwacht ist, das ihr beinahe drei Wochen ihres Lebens gekostet hat, macht sie sich daran, ihr Herzogtum, das ihr von der KI des Spiels zugestanden wurde, gegen Gefahren abzusichern. Und diese gibt es in mannigfaltiger Weise, hauptsächlich jedoch durch andere Spieler, die sich immer noch in einem konventionellen Online-Game wähnen. Doch die Quantencomputer, welche die Welt erschaffen haben, sind bei weitem komplexer und jeder Charakter – auch die Nichtspielercharaktere – besitzen ein eigenes Leben, inklusive Wünschen, Hoffnungen und Gefühlen. Während Alexandra mit ihren Freunden Mouse, Cat, Fire, Hog, ihrer Vertrauten Wyvern-Kreatur Wesex und dem Nichtspielercharakter Elena es mit anderen Gilden aufnimmt, Attentatsversuche abwehrt und damit beginnt, riesige Spinnenkreaturen zu jagen, geschieht etwas völlig Unerwartetes. Der Wissenschaftler, der Alex in das Spiel eingeklinkt hat, um ihr Leben zu retten, erklärt ihr, dass sich ihr Körper weit schneller als erwartet erholt. Und er vertraut ihr auch an, dass die Technologie, mit der das passiert, nicht das ist, was er zu Beginn des Experiments behauptet hat...

Grundsätzlich war das gesamte Szenario, das Richard Schwartz um die Ereignisse gewoben hat, bereits ein Science-Fiction-Gebilde. Es hat sich nur nie so angefühlt, weil es trotz allem ein Fantasy-Roman war – die tatsächliche Verkörperung einer Rollenspielerin, die buchstäblich Eins mit ihrer Rolle wird. Nun bringt der Autor einen weiteren Aspekt mit in die Handlung ein, der sich insgesamt mehr in Richtung Science-Fiction orientiert und für den dritten Band der Reihe eine ganz andere Ausrichtung andeutet. Der zweite Roman selbst ist zwar ein Brücken-Band, aber ein sehr guter. Es gibt eine spannende Charakterentwicklung – und damit sind nicht nur die Stufen-Aufstiege gemeint. Es gibt einen tief verankerten Metaplot, den weder die Charaktere im Rollenspiel erkennen können und den nicht einmal die Wissenschaftler, die das ganze Experiment leiten, verstehen. Hier muss man als Leser einfach darauf gespannt sein, was sich der Autor noch einfallen lässt. Der aktuell vorliegende LitRPG-Roman macht auf jeden Fall viel Spaß, auch dank der vielen amüsanten Nebencharaktere, und verbindet so gelungen eine klassische RPG-Welt mit Fantasy und Spiel, dass man einfach nur weiterleisen kann, bis man das Buch beendet hat. Man fragt sich dabei, wie vielen offenen Enden der Autor seine Charaktere noch folgen lassen kann? Denn auch in Computerspielen kann man selten jede einzelne Queste erfüllen.

„Monsterjäger“ ist der zweite Band der Reihe „Die Eisraben-Chroniken“ von Richard Schwartz. Auch bei diesem Werk handelt es sich um einen LitRPG-Roman, der die Handlung von „Fluchbrecher“ fortführt. Noch scheint es sich um eine stetige Charakterentwicklung in einem Online-Rollenspiel zu handeln, in dem die Protagonistin keine andere Chance hat als darin zu leben. Doch die Zeichen stehen auf Veränderung und machen sehr viel Lust auf den dritten Roman der Reihe. Denn dort wird mehr als nur die vierte Wand durchbrochen, dessen kann man sich bereits jetzt sicher sein.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

Könnte Ihnen auch gefallen: