Das Geheimnis der Großen Schwerter
Die Nornenkönigin
von Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby
| 18. November 2010
In den gängigsten Fantasywelten mit verschiedenen Völkern gibt es zumeist eine Konstante. Die Menschheit, aus der die Helden sehr oft stammen, ist von allen Völkern das jüngste, unsteteste und doch jenes mit dem größten Potenzial für die Zukunft. Aufgrund der vergleichbar kurzen Lebensspanne will der Mensch etwas bewegen, was ihn von den oftmals statisch wirkenden älteren Völkern unterscheidet. Doch wenn ein altes Volk einmal in Bewegung kommt, ist es nur schwer wieder aufzuhalten. Ein Thema, das sich auch im dritten Band von Tad Williams Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter" mit dem Titel "Die Nornenkönigin widerspiegelt.
Alles ändert sich. Kinder werden erwachsen, Erwachsene werden zum Ritter geschlagen und Ritter werden alt. Und doch kann jeder in seiner Rolle etwas bewegen - so sprechen zumindest religiöse Texte und mystische Prophezeiungen. Seoman "Simon" Schneelocke befindet sich plötzlich im Zentrum der Ereignisse. Nachdem er für seinen Herren Josua mehrere Male dabei geholfen hat, Angreifer zurückzuschlagen, stellt er fest, dass das Kriegshandwerk nur offenkundig ruhmreich ist. Viel mehr ist es eine brutale und traurige Aufgabe, die viele Freunde kostet. Doch es gibt auch Hoffnung. Nachdem Camaris, der größte Held dieses Zeitalters wieder gefunden wurde, reist er mit Prinzession Miriamel, ihrem Begleiter Cadrach und Baron Isgrimnur durch das Land und bringt neue Hoffnung. Selbst die Sithi sind unterwegs und greifen in den Kampf zwischen Josua und seinem Bruder Elias ein, allerdings nur, weil ihnen die Feinde der Freunde eher zufällig auch im Weg sind. Denn am Ende läuft es auf eine Konfrontation der Sithi mit den Nornen hinaus. Welche Rolle die legendären drei Schwerter noch spielen werden ist eine Frage, die momentan noch nicht beantwortet wurde. Diese Frage wird wohl erst im letzten Band der Reihe geklärt werden können. Der aktuell vorliegende endet in jedem Fall damit, dass eine Art "Vor-Krieg" geführt wird.
Viele Kritiker sagen Tad Williams nach, dass seine Werke vorhersehbar sind. Doch gerade der Band "Die Nornenkönigin" der Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter" erzählt von Begebenheiten, neuen Wesenheiten und Interaktion, die nur ein wirklich guter Wahrsager vorhersagen könnte. Die Charaktere werden in alle Himmelsrichtungen versendet, erleben eigene Abenteuer und finden sich am Ende doch wieder zusammen. Dennoch handelt es sich um Unter-Handlungen, denen man ohne Probleme folgen kann und die jede für sich gesehen wichtig für den Hauptplot ist. Und jene Haupthandlung ist wohlüberlegt, episch und nur an manchen Stellen vielleicht etwas zu groß angelegt für die handelnden Charaktere, die sich mit schnell wachsenden Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Dies tut aber der Qualität des Werks keinen Abbruch sondern macht eher die Figuren realistischer. Wer als ehemaliger Tellerwäscher ohne Umgewöhnungsphase einen Ritter darstellen kann, ist entweder ein sehr guter Schauspieler oder schlichtweg unglaubwürdig. Insofern kann man den Roman jedem Kenner der ersten Bände wärmstens empfehlen. Quereinsteiger werden eher scheitern, sind sie doch trotz Kurzzusammenfassung mit der Unzahl an wichtigen Persönlichkeiten nicht vertraut.
"Die Nornenkönigin" ist der dritte Band der Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter" von Tad Williams. Qualitativ und situationstechnisch setzt er genau dort an, wo der Vorgänger geendet hat. Für jeden Fan von Tad Williams ist dieser Band genauso wie auch die gesamte Reihe Pflichtlektüre. Von den "klassischen" Fantasysagas ist diese eindeutig eine der besseren. Und die knapp 25 Euro muss einem das Buch einfach wert sein.
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