Ordinary Farm
Die Drachen der Tinkerfarm
von Deborah Beale, Tad Williams
Rezension von Stefan Cernohuby
| 26. November 2009
Eines der schlimmsten Dinge, die man Kindern und Jugendlichen antun kann, sind langweilige Ferien - zumindest ihrer eigenen Meinung nach. Denn harte und langweilige Semester in der Schule müssen selbstredend durch spannende und unterhaltsame Ferien ausgeglichen werden. Auch im Tad Willams und Deborah Beales Roman "Die Drachen der Tinkerfarm" geht es um dieses Thema. Doch in diesem Fall sehen sich die Charaktere eher einer Überdosis Spannung gegenüber.
Lucinda und Tyler führen ein beinahe normales Leben, abgesehen davon, dass ihre Eltern geschieden sind und ihre Mutter auf der Suche nach einem neuen Freund ist. Das ist etwas, was beide Jugendlichen stört. Als die etwas verzweifelte Mutter beschließt, ihre Chancen in Form eines Single-Urlaubs zu verbessern, kommt das Angebot ihres entfernten Verwandten und mutmaßlichen Großonkels Gideon nur recht. Kurzerhand werden ihre beiden Kindern in den Zug verfrachtet, um zur "Ordinary Farm" zu fahren - ein Name, der alles andere als verheißungsvoll klingt. Doch schon als sie ankommen ist das Leben auf der Farm alles andere als gewöhnlich. Denn gibt es normalerweise feuerspeiende Kühe? Als absolute Stadtmenschen sind die beiden in dieser Hinsicht nicht allzu sattelfest. Aber auch andere Tiere auf der Farm sind alles andere als gewöhnlich. Es gibt Einhörner, seltene Echsen und vieles mehr. Und vor allem gibt es Drachen, die sich gerade in einer schwierigen Phase befinden, nämlich in der Zeit des Brütens. Zusätzlich gibt es allerdings noch andere Geheimnisse, die ein unbeschwertes Ferienvergnügen auf der Farm nicht zulassen. Spione von außerhalb, gefährliche Orte auf der Farm und die andere Seite von Spiegeln bereiten den jungen Helden ziemliches Kopfzerbrechen...
Drachen verkaufen sich derzeit sehr gut. Das ist auch dem Klett-Cotta Verlag bewusst. Aus diesem Grund erscheint das neue Werk von Tad Williams und Daborah Beale auch nicht unter seinem "normalen" und übersetzten Titel "Ordinary Farm", sondern bekommt einen Drachenanteil in seinen Namen implantiert. Dies wäre wirklich nicht nötig gewesen, besitzen die Werke von Tad Williams doch bekannterweise hohe Qualität und sein Name bereits eine gewisse Anziehungskraft. Und die Drachen spielen in diesem Buch keine so große Rolle, dass sie extra erwähnt werden müssten.
Von diesem Kritikpunkt einmal abgesehen ist das Buch sehr gut gelungen. Die Autoren erzählen eine Geschichte, die sowohl jungen Lesern als auch großen Kindern zu gefallen weiß. Vieles wird nur angedeutet und nicht völlig aufgedeckt, was das Interesse für die bestimmt folgenden weiteren Bänden aufrecht erhält. Insofern kann das Werk allen empfohlen werden, die einerseits ein phantastisches Werk für ihren Nachwuchs suchen oder sich andererseits wieder einmal selbst auf eine Fantasie am Rande der Realität einlassen wollen. Zwar merkt man dem Buch an, dass es für ein junges Zielpublikum geschrieben wurde, das schmälert allerdings das Lesevergnügen nicht. Zudem sind unter 20 Euro für einen Hardcoverband durchaus in Ordnung.
"Die Drachen der Tinkerfarm" von Tad Williams und Deborah Beale hat zwar nicht zwangsläufig nur mit Drachen zu tun, kann aber trotzdem mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Spannend und unterhaltsam weiß das Werk nicht nur ein jugendliches Publikum, sondern auch erwachsene Leser zu begeistern. Da auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, kann man sich getrost an diesem Auftakt einer neuen Serie versuchen. Auch Leser mit hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht sein.
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