Drei Frauen am See

von Dora Heldt, Anneke Kim Sarnau (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 20. September 2018

Drei Frauen am See

Es gibt zweierlei Arten von Schulfreundschaften. Die einen halten während besagter Schulzeit und auch noch eine Weile darüber hinaus. Aber irgendwann verliert man sich aus den Augen, geht eigene Wege und schließt neue Freundschaften.
Dann aber gibt es auch Freundschaften, die ein Leben lang halten. Bei denen es egal ist, welche unterschiedlichen Wege eingeschlagen werden oder wie sehr sich jeder einzelne verändert. Diese Freundschaften überdauern Jahre, halten Stürme aus und haben ihre Wurzeln tief in unsere Herzen gegraben. Von solch einer Freundschaft handelt Dora Heldts neuester Roman „Drei Frauen am See“, der auch als Hörbuch erschienen ist.

Vier beste Freundinnen, ein großer Streit, eine Tradition

In ihrer Kindheit und Jugend waren sie unzertrennlich, Marie, Alexandra, Jule und Frederike. Jedes Pfingsten trafen sie sich im Haus am See, das Maries Familie und später ihr gehörte. Doch ein Streit beendete diese langjährige Freundschaft, die bisher so viel erlebt hatte. Zehn Jahre später erreicht Frederike, Alexandra und Jule ein Brief. Sie werden nach dem Tod ihrer Freundin Marie zur Testamentseröffnung einbestellt. Marie hat ihnen das Haus am See vererbt - unter einer Bedingung. In den kommenden fünf Jahren müssen sich die drei Freundinnen hier an Pfingsten treffen - so wie sie es in ihrer Jugend getan haben.
Frederike, Alexandra und Jule sind wie vor den Kopf gestoßen. Was sollen sie tun? Wie tief sitzen die Wunden ihres damaligen Streits und wären sie für Marie bereit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen?

Vier Lebensgeschichten großartig erzählt

Dora Heldt kannte man bisher von ihren unterhaltsamen Frauenromanen, Stichwort „Urlaub mit Papa“. Zuletzt überzeugte sie auch als Krimiautorin, wobei auch in diese Bücher noch viel von ihrem Humor einfloss. Nun zeigt sich die erfolgreiche Autorin von einer ganz anderen Seite. Ernster und mit großen Emotionen.
Meisterhaft erzählt Dora Heldt in ihrem jüngsten Werk die Lebensgeschichten von vier Frauen. Es ist die Geschichte einer Freundschaft zwischen vier sehr unterschiedlichen Menschen. Doch genau diese Unterschiede sind es, die diese Freundschaft zu etwas Besonderem machen und sie über so viele Jahrzehnte bestehen lässt. Immer waren die Freundinnen füreinander da, ließen alles stehen und liegen, wenn eine von ihnen Hilfe brauchte. Bis eben jener verhängnisvolle Streit die Frauen trennte. Diesen Streit arbeitet die Autorin, und damit ihre Figuren, nach und nach auf. In zahlreichen Rückblicken bekommt der Hörer Fragmente aus der Jugend der vier präsentiert. Kleine Ereignisse, kurze Momente, die ein Bild der vier Menschen und ihrer Beziehung zueinander entstehen lassen. Nach und nach verknotet Dora Heldt diese losen Handlungsfäden und lässt ein großes Gesamtbild entstehen. Es ist ein geschickt gewähltes Stilmittel, das dem Roman überhaupt erst seinen Reiz verleiht, dass ihn so gefühlvoll und stark macht. Der Hörer lernt die Figuren viel besser kennen und kann ihre Beweggründe verstehen. Man beginnt, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, bleibt aber trotzdem ein Stück weit auf Distanz. Es ist eine gute Entfernung, um einerseits noch sachlich die Geschehnisse beurteilen zu können, andererseits aber auch genug Sympathien und Verständnis für jede einzelne mitzubringen.

Große Gefühle, eine große Freundschaft und vier unterschiedliche Lebensgeschichten - das präsentiert Dora Heldt in ihrem neuen und völlig anderen Roman „Drei Frauen am See“. Es ist eine komplett andere Richtung, die die Autorin hier einschlägt und dieser Richtungswechsel ist ihr absolut gelungen. Mitreißend, bewegend und ergreifend erzählt sie die Geschichte von vier Frauen, vier Freundinnen, von der man als Hörer schon nach wenigen Minuten nicht mehr lassen kann.

Details

Bewertung

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