Wien Museum

Ich bin Ich

von Ernst Seibert, Georg Huemer, Lisa Noggler-Gürtler (Hrsg.)
Rezension von Stefan Cernohuby | 21. Dezember 2014

Ich bin Ich

Die eigene Identität ist etwas, dem viele Menschen ihr ganzes Leben lang nachjagen. Sie suchen sie an unterschiedlichsten Orten und mithilfe verschiedenster Personen oder Mittel. Kult-Kinderbuchautorin Mira Lobe hatte für tiefschürfende Fragen meist einfache Antworten, wie auch einer ihrer bekanntesten Buchtitel verrät: "Ich bin Ich". Unter dem gleichnamigen Titel ist nun in Zusammenarbeit des Wien Museums und des Residenz Verlags ein Werk erschienen, das gleichermaßen als Retrospektive, Biografie und als eigenständiges Kunstwerk zählen kann.

Das Buch beginnt mit einer Einleitung, die der Direktor des Wien Museums verfasst hat. Wolfgang Kos schreibt über die Reaktionen auf eine angekündigte Mira Lobe Ausstellung, die Geisteshaltung der Autorin und über einzelne Exponate.
Über die weiteren Inhalte Kapitel für Kapitel zu schreiben fällt sehr schwer, das sich selbige über viele einzelne Abschnitte verteilen. Aber hier sollen Einblicke in die unterschiedlichen Aspekte des großen Ganzen ermöglicht werden.
Es gibt Ansätze von Biografien, sowohl von Mira Lobe als auch von Susi Weigel. Es gibt Spurensuchen, dort, wo verlässliche Informationen fehlen. Es gibt Interpretationen, psychologische Betrachtungsweisen und Einblicke in ihre Leben. Man findet Zitate, die Umschlagsgestaltung aller erschienenen Werke. Man findet Zeugnisse von Schulen, Entwürfe, Porträtzeichnungen von Susi Weigel. Die politische Bedeutung und Zugehörigkeit von beiden Künstlerinnen werden ebenso aufgearbeitet, wie man die Geschichte unterschiedlicher Medien verfolgt, an denen die beiden mitgearbeitet haben. Aber nicht nur politische, auch (nicht-)religiöse Aspekte werden erwähnt, Übersetzungen in andere Sprachen näher beleuchtet und selbst die Hintergründe für die Verfassung bestimmter Werke gezeigt - beziehungsweise in Briefen abgedruckt. Alles immer zusammen mit Einblicken in Werke mit unterschiedlichen Reifegraden, gemeinsam mit Anmerkungen von Autorin und Illustratorin und dem dahinter liegenden Briefwechsel der beiden.

Diese Beschreibungen werden dem Werk in seiner Vielfalt, den unterschiedlichen Druckgrößen, den mannigfaltigen Zitaten, Zeichnungen und Texten kaum gerecht. Hier wurden wirklich die gesammelte Information des Museums genutzt, um ein Künstlerduo aus möglichst vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Und dies ist mehr als gelungen. Denn nicht nur die volle Tragweite des Schaffens der beiden - also quantitativ - wird dargestellt. Auch der Eindruck den die Werke auf die Kritiker in unterschiedlichen Jahrzenten machten und die Hintergründe sind Detailaufnahmen, die man in einer trockenen Biografie so nie hätte darstellen können. Das gleiche gilt für Bilder, Texte, Anmerkungen und Briefe - die nicht nur zitiert sondern tatsächlich abgedruckt sind. Das macht das Buch zuallererst für Besucher der Ausstellung sowie Kenner und Fans von Autorin und Illustratorin beinahe zu einer Pflichtlektüre. Doch auch als interessierter Quereinsteiger, der möglicherweise in der Kindheit das eine oder andere der behandelten Werke selbst gelesen hat, ist dieses Buch eine tolle Chance. Eine Möglichkeit ein großes Ganzes zu erkennen, von dem man bisher nur einige Ausschnitte kannte. Das macht "Ich bin Ich" sehr empfehlenswert.

"Ich bin Ich" ist mehr als nur ein Namensteil des vermutlich bekanntesten Werkes von Mira Lobe und Susi Weigel. Es ist darüber hinaus der Name einer ihnen gewidmeten Ausstellung im Wien Museum und auch der Titel eines parallel dazu entstandenen überformatigen Buchs, das Leben, Werk und Geist der beiden Künstlerinnen behandelt. Ein Ergebnis, das getrost selbst als Kunstwerk bezeichnet werden und allen Kennern nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

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