Secret Empire

von Nick Spencer
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. März 2019

Secret Empire

Es gibt Situationen im Leben, in denen alles auseinanderzubrechen scheint. Momente, in denen alles, an was man jemals geglaubt hat, sich als Lüge herausstellt. Augenblicke, in denen man von denen verraten wird, denen man bedingungslos vertraut hat. Auch im Marvel-Universum hat es ein solches Ereignis gegeben. Dieses trägt den Titel „Secret Empire“ und ist nun in einem über 400-seitigen Sonderband erschienen.

Captain America ist nicht derjenige, für den man ihn immer gehalten hat. Er ist nicht jener unbeugsame Kämpfer für das Gute, der seit dem zweiten Weltkrieg das Böse jagt. Nein, tatsächlich ist der perfekte Untergrundspion, der all diese Zeit in Wahrheit für Hydra gearbeitet hat. Und als Hydra die Macht übernimmt, ist er derjenige, der an der Spitze der Organisation steht. Unglaube macht sich unter den Helden der Erde breit. Kann das wahr sein? Anscheinend ist es der Fall, denn Steve Rogers hat auf den perfekten Augenblick gewartet. Er hat die mächtigsten Wesen mit Hilfe einer Energiekuppel von der Erde ausgesperrt und unterwirft alle anderen seinem Willen. Obwohl keine direkte Gedankenkontrolle ausgeübt wird, wird dennoch die Geschichte umgeschrieben. Hydra ist es nun, welche die Geschicke der Welt bestimmt, inklusive Baron Zemo, Anim Zola und Madame Hydra. Natürlich regt sich Widerstand, aber dieser wird gnadenlos niedergeschlagen. Die einzige Hoffnung sind die Splitter eines kosmischen Würfels, nach dem die Helden auf der Suche sind. Aber nicht nur Hawkeye, Black Widow und die anderen Rebellen jagen dieser Machtquelle nach, auch Hydra ist bereits auf der Suche. Und irgendwie hegen alle immer noch die Hoffnung, dass all das, was ihnen gerade widerfährt, nicht wahr ist ...

Es war ein geschickter Schachzug, denjenigen, der immer und unter allen Umständen die Fahne der Rechtschaffenheit hochgehalten hatte, zu korrumpieren. Denn wenn jemand Captain America heißt, trägt jene Fahne Stars and Stripes. Dabei erweist sich der Hydra-Cap als weit gewiefterer Taktiker, als man ihm gemeinhin zutraut. Vielleicht liegt das auch daran, dass er in diesem Szenario viele Jahre auf den richtigen Moment gewartet und sich dementsprechend vorbereitet hat. Fakt ist, man findet sich auch als Leser in einer beklemmenden Situation wieder und weiß nicht, wie einem geschieht. Ist das alles doch nur Illusion? Ist der böse Captain vielleicht ein Klon? Und was sind das für Traumsequenzen, in denen ein guter Captain sein Gedächtnis verloren hat und versucht, mehr über sich herauszufinden? Das muss man als Leser selbst unter die Lupe nehmen. Alle, die das Event selbst verpasst haben und sich jetzt fragen, wieso Wilson Fisk plötzlich Bürgermeister der mächtigsten Stadt der Welt ist, wieso manche Helden sich plötzlich spinnefeind sind, einige vieles gutzumachen haben, können diese Wissenslücke mit dem über 400 Seiten starken Sammelband von „Secret Empire“ schließen. Das lohnt sich.

Nick Spencer war der Verantwortliche für eines der überraschendsten Events im Marvel-Universum der letzten Jahre. „Secret Empire“ ging von der Prämisse aus, dass der größte Held tatsächlich der größte Verbrecher war. Captain America als Chef von Hydra. Man muss diese Ausgangssituation erst einmal verdauen, aber wenn man sich damit abgefunden hat, ist der vorliegende Band beinahe ein Muss – außer man besitzt ohnehin schon alle damit verbundenen Geschichten der verschiedenen Serien.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    02/2019
  • Umfang:
    412 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783741611230
  • Preis (D):
    38,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration: