Der Richter und sein Henker

von Friedrich Dürrenmatt
Rezension von Stefan Cernohuby | 18. Juni 2009

Der Richter und sein Henker

Kriminalliteratur wird oft zu Unrecht als Trivialliteratur abgetan. Denn viele namhafte Autoren haben sich diesem Genre in ihrem großen Schaffen gewidmet. Neben Fjodor Dostojewski oder Theodor Fontane ist in diesem Zusammenhang in jedem Fall auch Friedrich Dürrenmatt zu nennen, dessen Krimi "Der Richter und sein Henker" beinahe schon zur Standardschulliteratur gehört. Jener Klassiker wurde im Rahmen eines Schweizer Schulprojektes in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in Comicform umgewandet und ist im Zytglogge Verlag erschienen. Wir haben hier nun die sechste Auflage dieser Adaption vorliegen. Man darf gespannt sein ob der Comic in der Lage ist, die gleiche Stimmung zu verbreiten wie die Romanvorlage.

Die Geschichte ist vermutlich den meisten Lesern der Rezension bekannt, soll aber hier vollständigkeitshalber nochmals zusammengefasst werden.
Außerhalb des kleinen Dorfs Twann in der Nähe von Genf findet ein Streifenpolizist ein parkendes Auto mit laufendem Motor. Der Lenker ist über dem Lenkrad zusammengesunken. Der Streifenpolizist Clenin glaubt zuerst an einen alkoholisierten Fahrer, muss aber schnell feststellen, dass es sich um einen Toten handelt der erschossen wurde und zudem noch Polizist ist.
So betritt der alte und kranke Kommissär Bärlach das Parkett. Sichtlich gezeichnet von seinen Leiden, wünscht er sich von seinem Chef einen Assistenten für den Fall. Bärlachs Wahl fällt auf Tschanz, eine Entscheidung die sein Vorgesetzter Lutz billigt, ist dieser doch in seinen Augen dabei sich von der vorsintflutlichen Art der schweizer Kriminalistik zu lösen und mehr die amerikanische Methodik anzuwenden.
Bärlach schert sich nicht viel um die Meinungen anderer. Mit zahlreichen Schrulligkeiten und Eigenheiten geht er seinen eigenen Weg. Und die Ermittlungen führen zu einem seiner ältesten Bekannten und Feinde. Hat er nun das letzte Mal die Chance seinen schlimmsten Widersacher eines Verbrechens zu überführen?

Friedrich Dürrenmatt hat sich mit seinem Kommissär Bärlach weit von den strahlenden Ermittlern des Genres entfernt. Besonders klar wird das am Hauptcharakter, der ein todkranker Mann ist. Aber auch die Tatsache, dass er bei seinen Ermittlungen keinen Wert darauf legt die Leiche des Toten zu sehen, sowie andere offensichtliche Fakten, die er einfach ignoriert, lassen ihn als seltsamen Ermittler erscheinen. Erst am Ende wird klar, warum er auf diese Weise vorgeht.
Die Umsetzung als Comic wurde sichtlich ambitioniert angegangen, doch leider mussten an wichtigen Stellen starke Kürzungen vorgenommen werden. Um nicht zu sagen an essentiellen Stellen. So wird beinahe die gesamte Aufklärung des Falls in einer Box unter einem Bild untergebracht, weil sie sonst einfach keinen Platz hat. Auch die Zeichnungen selbst sowohl vom stilistischen Standpunkt, als auch von der Aussagekraft eher mittelprächtig gelungen. So erscheint Kommissär Bärlach etwas zu wenig gewichtig und auch nicht so alt, wie man ihn sich vorstellt. Die Einfachheit der Zeichnungen und der Verzicht auf viele Details lassen unter Berücksichtigung der bisher erwähnten Punkte den Comic nur als durchschnittlich einstufen. Manche Dürrenmatt-Liebhaber werden ihre Freude damit haben, aber als Comic für die Breite Masse ist es eher ungeeignet.

Ambitioniert wurde versucht den Klassiker "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt in Comicfassung umzuarbeiten. Aufgrund massiver Kürzungen und eher einfacher Zeichnungen kann das Resultat eines Schulprojekts aber nicht wirklich überzeugen und kann somit auch nur bedingt empfohlen werden.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2003
  • Umfang:
    48 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783729603059
  • Preis (D):
    14 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung
  • Illustration: