Tote Hose

von Ray Müller
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2015

Tote Hose

Man stelle sich einen Ort vor, an dem tote Hose herrscht. Den Mond zum Beispiel. Oder die Party im Jugendclub am vergangenen Wochenende. Dem Starnberger See kann man diese Eigenschaft jedenfalls nicht zusprechen, also ereignislos zu sein. Und noch weniger in Ray Müllers Kriminalroman "Tote Hose".

Denn in diesem wird Kommissar Anton Biersack an eben jenen bayrischen See bestellt, da darin eine Leiche gefunden wurde. Die Leiche eines Schwarzen, der mit einer typisch bayrischen Lederhose bekleidet war. Tote Hose? Keineswegs, denn nun läuft im Morddezernat alles auf Hochtouren. Und als wäre das nicht genug, gibt es nur wenige Tage später erneut ein Gewaltopfer. Ein Schönheitschirurg wird am helllichten Tag und vor vollem Wartezimmer von einem Unbekannten erschossen. Dieser (oder diese) verlässt ebenso seelenruhig die Räumlichkeiten, wie sie zuvor betreten wurden.
Nur Biersack ist nicht seelenruhig. Denn weder kommt er im Mordfall Starnberger See weiter, noch besteht ein Zusammenhang zwischen diesem und dem Mord an dem Schönheitschirurgen. Oder etwa doch? Plötzlich wendet sich das Blatt und Biersack findet endlich eine Spur. Dank dieser kann er nicht nur einige Zusammenhänge zwischen dem Schwarzen und dem Arzt herstellen, sondern kommt der Lösung seines Falls auch erheblich näher - wenngleich er sich dabei in einem Netz aus Intrigen verstrickt.

Von toter Hose ist im gleichnamigen Roman zwar keine Spur, aber von übermäßiger Spannung kann man auch nicht unbedingt sprechen. Tatsächlich hält man mit Ray Müllers "Tote Hose" einen soliden Kriminalroman in den Händen, der mit bayrischer Gemütlichkeit und viel Lokalkolorit aufwarten kann. Besonders München-Kenner und -Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Nicht nur, weil der Roman in der "Weltstadt mit Herz" spielt, sondern auch auf deren Einwohner, Institutionen und Umgebung selbiger mitunter ein kritischer Blick geworfen wird. Dazu kommen noch so mancher Wortwitz, lockere und freche Sprüche - insbesondere von Biersacks Kollegen - und natürlich zweier Mordfälle.
Im Mittelpunkt steht der Mittfünfziger Anton Biersack, seines Zeichens Kommissar bei der Münchner Mordkommission. Während er gerade dabei ist, seinem Liebeslieben ein wenig auf die Sprünge zu verhelfen, werden zwei Leichen gefunden. Die Ermittlungen kommen langsam in die Gänge - eben ganz nach bayrischer Gemütlichkeit - wobei Biersack es versteht, so manche Nachforschungen auf die junge, hübsche Mitarbeiterin zu übertragen, die gerade erst ihre Ausbildung beendet hat.
Während die junge Dame also fleißig Nachforschungen betreibt, lässt Kommissar Biersack sein Eheleben Revue passieren und versucht neu anzufangen. Sein Kollege Herbert, der sich selbst als Experte für jegliches Anliegen rund um das Thema Liebe und Beziehungen sieht, steht ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite. Er rät ihm nicht nur zu Partnerbörsen, Blind Dates sondern gibt ihm auch die eine oder andere Eroberungsstrategie für Singlefrauen.
Dabei wird der Mordfall natürlich nicht vergessen, wenngleich manche Spuren ins Leere führen und sich mancher Verdächtige als unschuldig entpuppt. Doch am Ende präsentiert uns der Autor einen Täter, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hat.

"Tote Hose" ist ein solider Krimi, der zwar nicht mit übermäßiger Spannung unterhält, dafür jedoch mit Lokalkolorit. Viel Münchner Flair und ein bayrischer Kommissar auf der Suche nach neuem Liebesglück und einem Mörder machen das Werk zu einem durchschnittlichen, durchaus unterhaltsamen Kriminalroman.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2014
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442383139
  • Preis (D):
    8,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung