Raffael


Das Lächeln der Madonna
von Noah Martin
Rezension von Emilia Engel | 28. April 2020

Raffael

Raffael Sanzio ist einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance. Aufgewachsen bei einem Vater, der selbst Künstler war, hat er schon früh mit dem Malen begonnen und dank seines Talents in einem Alter die Meisterschaft erlangt, in dem andere noch Lehrlinge sind. Raffael hat ein großes Sammelsurium an künstlerischen Werken hinterlassen. Doch so schön das auch klingen mag, so war es doch keine leichte Zeit - weder für den Künstler noch für Italien. In diesem historischen Roman tauchen wir ein in diese turbulente Zeit und das Leben dieses außergewöhnlichen Künstlers.

In Italien herrschen unruhige Zeiten. Es gibt einen ständigen Kampf um die italienischen Stadtstaaten, die einmal in französischer Hand sind, dann in spanischer oder wieder unter Herrschaft des Kirchenstaates. Politische Bündnisse werden geschlossen, neu verhandelt und wieder verworfen.
In diesen Zeiten wächst Raffael Sanzio zu einem jungen Maler und Meister heran. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse, der anderen Menschen stets freundlich gegenübertritt.
Der frühe Tod seines Vaters hält Raffael nicht lange in seiner Heimat Urbino. In Siena soll er gemeinsam mit einem befreundeten Künstler arbeiten. Dort verliebt er sich in die junge Bäckerin Margherita Luti, die für den jungen Mann weit mehr ist als eine Muse. Ihre Liebe scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn schwer überwindbare Hindernisse legen sich ihnen in den Weg.
Raffaels Wege führen ihn weiter durch Italien. Er lernt große Künstler kennen - Michelangelo Buonarroti und Leonardo Da Vinci. Während der eine sofort mit Verachtung auf ihn herab blickt, wird der andere ein enger Freund und jemand, von dem er vieles lernt.
Schließlich landet er in Rom - dort wo er als junger aufstrebender Künstler sein muss. Hier trifft er auch seinen alten Freund aus Urbino wieder, Daniele Brandi. Er ist ein junger Geistlicher, dessen Weg ihn ebenfalls nach Rom geführt hat und der inmitten der kirchlichen Intrigen und Verschwörungen versucht seine Integrität zu bewahren. Was gar nicht so einfach ist, wenn sein Herr Bernardo Dovizi heißt.
Es ist eine Zeit von herausragenden Künstlern - umso mehr gibt es Neider und Konkurrenten. Intrige und Verrat steht sowohl bei den Künstlern als auch bei den Kirchenmännern an der Tagesordnung. Aber es gibt auch Liebe, Vertrauen und Freundschaft - die sich in den herausragenden Werken von Raffael wiederspiegeln.

Der Autor Noah Martin hat mit seinem Debütroman einen grandiosen Start in die Bücherwelt hingelegt. Dieser historische Roman lässt wahrlich keine Wünsche offen.
Zuerst muss man lobend hervorheben wie gründlich recherchiert die Thematik des Buches ist - sowohl was die Kunstgeschichte anbelangt, als auch die historischen Fakten und die historischen Persönlichkeiten. Zu Beginn des Buches bietet uns der Autor eine Liste der im Buch vorkommenden Charakteren an, chronologisch von Beginn an und auch nach den Orten des Geschehens. Schon hier ist klar hervorgehoben, welche dieser Personen eine historische Persönlichkeit ist und welche nicht. Im Nachwort erklärt der Autor an welchen Stellen - und es sind sehr wenige - er sich eine künstlerische Freiheit erlaubt hat und warum.
Der Schreibstil Noah Martins ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Bei so vielen wichtigen Personen und Orten wie in diesem Buch kann es sein, dass es etwas dauert bis sich der Leser so richtig in die Geschichte einfinden kann. Ab da ist es ein packendes und fesselndes Buch, das man kaum aus der Hand legen mag. Dass nach über 600 Seiten dann doch Schluss ist, stimmt dann traurig.
Natürlich steht das Leben Raffaels im Vordergrund. Der Leser freut sich über die Erfolge dieses sympathischen Künstlers, erlebt mit ihm die große  Liebe, aber auch Enttäuschungen und Kummer. Wir spüren förmlich die Aufregung als er das erste Mal Leonardo begegnet und Michelangelo. Noah Martin hat es wirklich gut geschafft, dass sich der Leser gut in seinen Künstler hineinversetzen kann.
Aber auch all die anderen Handlungsstränge sind interessant und spannend erzählt. Allen voran das Leben von Daniele Brandi, der schon als Kind mit Raffael befreundet war und der unter mehreren Päpsten gedient hat. Mittendrin in den Intrigen des Vatikans gibt er uns einen wunderbaren Einblick in all die üblen Machenschaften.
Auch in die kriegerischen Handlungen dieser Zeit wird der Leser herangeführt. Eine brutale und gnadenlose Zeit, die vielen Menschen das Leben gekostet hat.

“Raffael - Das Lächeln der Madonna” ist ein gelungener und sehr empfehlenswerter historischer Roman. Gerade für Kunstliebhaber ist dieses Buch eine wahre Freude - mit all den künstlerischen Details und Beschreibungen vieler Kunstwerke, die sich leicht auch im Web heraussuchen und bewundern lassen. Ein fundiertes Werk, das auch eine zarte, schöne - wenngleich dezente - Liebesgeschichte bereithält.

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