Oracle Year


Tödliche Wahrheit
von Charles Soule
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. November 2018

Oracle Year

Etwas über die Zukunft zu wissen, das unvermeidlich ist, würde einem Menschen Macht verleihen. Andererseits ist es natürlich ein Fluch, wenn man nicht in der Lage ist, Ereignisse zu verhindern, die bevorstehen. Der bekannte Comicautor Charles Soule hat mit seinem Debütroman „Oracle Year – Tödliche Wahrheit“ genau dieses Thema behandelt. Ob der Comic-Starautor den Formatwechsel geschafft hat, wollten wir uns genauer ansehen.

Will Dando hat eine Website in Auftrag gegeben, die bereits seit einiger Zeit online ist. Eigentlich ist es eine sehr simple Homepage, auf der sich nur wenig Text befindet. Doch dieser hat es in sich. Er besteht aus Prophezeiungen, die sich allesamt erfüllt haben oder noch auf ihre Erfüllung warten. Denn er ist das Orakel. Seit er eines Nachts in einem Traum etwas über hundert Prophezeiungen erfahren hat, hat sich für ihn alles geändert. Nachdem er einige von ihnen veröffentlicht hat, um zu beweisen, dass sie real sind, versucht er gemeinsam mit seinem Freund Hazma Profit aus der Angelegenheit zu schlagen. Und es gelingt. Verschiedene Hedgefonds und Investoren sind bereit, viele Millionen an sie zu überweisen, um nur eine wirtschaftlich relevante Information zu erhalten. Doch dabei macht Will anderen Angst und verärgert auch einen mächtigen Fernsehprediger. Schnell machen Menschen Jagd auf ihn, schreiben ein Kopfgeld aus und bezeichnen ihn als Staatsfeind. Obwohl Will und Hazma vorsichtig sind, haben sie Spuren hinterlassen. Spuren, die sowohl sie als auch ihre Familien in Gefahr bringen. Denn es gibt Menschen, die keinerlei Skrupel kennen und alle Ressourcen nutzen, die sie kriegen können – selbst wenn das bedeutet, dass Menschen sterben.

Charles Soule hat mit „Oracle Year – Tödliche Wahrheit“ einen rasanten Thriller geschaffen, der dem Leser keine Minute Zeit lässt, um sich zu erholen. Die Spannung bleibt von Anfang an aufrecht. Zu Beginn gelingt das Konzept perfekt, auch wie die Handlung kippt und beinahe zu einem Agententhriller wird, ist gelungen aufgebaut. Allerdings ist die Wandlung des Protagonisten ab einem gewissen Zeitpunkt etwas fragwürdig. Wie er von einem völlig normalen Menschen zu einem wirklich übercoolen Helden wird, den man sicher getrost mit Lando Carissian irgendwohin ins Weltall losschicken könnte. Das ist dann etwas unglaubwürdig. Und auch die Auflösung der Ereignisse, die vieles offen lässt, aber überraschend vieles zu etwas fragwürdigen Enden führt, ist sicher nicht jedermanns Sache. Nichtsdestotrotz ist Charles Soules Romandebüt ein gelungenes. Es gelingt ihm, den Leser zu fesseln, gut zu unterhalten und eine Geschichte mit perfekt abgerundetem Spannungsbogen zu erzählen. Das ist bei vielen vergleichbaren Thrillern nicht der Fall. Insofern kann man das im Goldmann Verlag erschienene Werk, das darüber hinaus auch noch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat, durchaus empfehlen.

„Oracle Year – Tödliche Wahrheit“ ist ein Thriller von Charles Soule, der sich mit unabwendbaren Prophezeiungen, dem Informationszeitalter und einer sich gefühlsmäßig immer schneller drehenden Welt und immer riskanter werdenden Zeit beschäftigt. Auch wenn das Werk hinsichtlich seines Protagonisten und der Auflösung aller Ereignisse ein paar kleinere Schwächen hat, kann man das Werk des Comic-Starautors allen Thriller-Fans bedenkenlos ans Herz legen. Man darf gespannt sein, ob es bei diesem einmaligen Ausflug zu den Romanciers bleibt.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The Oracle Year
  • Verlag:
  • Erschienen:
    08/2018
  • Umfang:
    512 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442487202
  • Preis (D):
    10,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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