Die Märchen der Königskinder

von Norbert Loh
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Die Märchen der Königskinder

Seit Jahrzehnten wachsen Kinder mit Märchen auf. Bereits unsere Großeltern ließen sich von diesen verzaubern und auch wir werden unseren Jüngsten jene fabelhaften und spannenden Geschichten erzählen. Doch womit wachsen eigentlich die wirklichen Königskinder (unserer Welt) auf? Bekommen auch sie die Märchen von Rapunzel, Schneewittchen oder dem Froschkönig vorgelesen? Oder gibt es für sie gar eigene Erzählungen, die sich von denen des gemeinen Volkes unterscheiden? Dieser Frage ist der Hofberichterstatter Norbert Loh nachgegangen und er hat ein einzigartiges Märchenbuch veröffentlicht: "Die Märchen der Königskinder".

Was wird denn nun den kleinen Prinzessinnen und Prinzen abends vor dem Schlafengehen vorgelesen? Die Antwort auf diese Frage ist in allen Ländern gleich: Die schönsten Märchen aus dem eigenen Reich, manchmal sogar selbstverfasste Erzählungen der Großmütter oder Mütter. Mit solchen beginnt auch das vorliegende Buch. Den Anfang machen nämlich Märchen aus der Feder von Belgiens Königin Fabiola. Sie erzählt vom "Prinz vom Weißen Berge", "wie die Schnecken ihre Häuschen bekamen" oder woher "die indischen Seerosen" stammen. Anders ist es bei den norwegischen Märchen. Hier begegnen uns die altbekannten Erzählungen, wie etwa jene von "Der Prinzessin auf der Erbse" oder dem "König Drosselbart". Interessant wird es anschließend mit dem Kapitel über die Märchen aus Japan. Auch hier schreibt die Kaiserin eigene Erzählungen für ihre Tochter. Diese werden jedoch nicht im Buch vorgestellt, dafür finden sich aber einige andere, wunderschöne Erzählungen. Großbritanniens "Binsenkappe" und "Tom Tit Tot" beinhalten Elemente aus den uns so gut vertraten Märchen "Die Salzprinzessin" und "Aschenputtel" sowie "Rumpelstilzchen". Wieder anders präsentieren sich die Märchen aus demschwedischen Königshaus. Hier werden abenteuerliche Erzählungen, wie etwa die vom "Goldenen Vogel" vorgetragen. In Spanien gibt es neben "Rapunzel" noch allerlei andere, lustige wie auch lehrreiche Erzählungen. Auch wenn die ehemalige persische Kaiserin Farah im Exil lebt, so erinnert sie sich noch sehr gut an die Märchen, die sie ihrer Tochter als Kind vorlas. Märchen voller Romantik und dem Zauber aus tausendundeiner Nacht. Den Abschluss dieses Buches bilden die Niederlande. Königin Beatrix ist eine fröhliche Frau und so gibt es auf Schloss Huis ten Bosch ebenfalls viele heitere Geschichten zu erzählen.

"Die Märchen der Königskinder" ist somit keine weitere Sammlung unserer klassischen Volksgeschichten, sondern eine bunte Mischung aus Märchen verschiedener Königshäuser und Länder. Der Leser wird schnell erkennen, dass trotz hoher Geburt auch in Königsfamilien die altbekannten Geschichten vorgetragen werden: Erzählungen, die ebenso von guten und gerechten als auch von gierigen und bösen Herrschern handeln; Märchen die verzaubern und in fremde Reiche führen; tragische Geschichten, die sich am Ende doch immer zum Guten wenden und Fabeln, die nicht nur unterhalten, sondern auch eine Botschaft enthalten.
Die Gestaltung des Buches ist schlicht. Zwar erscheint der Einband in königlichem Rot mit Goldverzierungen, jedoch ist der Rest des Werkes eher einfach gestaltet. Jedem Land und Königshaus wurde ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem die schönsten Geschichten vorgestellt werden. Diesen geht eine Einleitung voran, in dem der Herausgeber Norbert Loh über Begegnungen und Lebensabschnitte der jeweiligen Familie erzählt. Auch das ein oder andere Schwarz-Weiß-Foto, auf dem Mitglieder der jeweiligen königlichen Familie zu sehen sind, begleitet jeden Einleitungstext.
Der Kern des Buches, die Märchen, ist eine bunte Mischung aus den traditionellen Volksgeschichten und neuen Erzählungen. Hier treffen wir auf bekannte Autoren wie Hans-Christian Andersen, und oftmals wird der Leser bei dem ein oder anderen Märchens an ein Äquivalent der Grimmschen Märchen erinnert. So klingt die britische Geschichte "Tom Tit Tot" sehr nach dem deutschen "Rumpelstilzchen".
Die Märchen sind nicht in ihrer Originalfassung niedergeschrieben, sondern werden dem Leser in gekürzter Form präsentiert. Dies ist keineswegs schlecht, gehen dadurch weder der Charme noch der Zauber der Märchen verloren.
Welches Zielpublikum möchte Norbert Loh mit seinem Buch ansprechen? Nun, erst einmal sicherlich Erwachsene, die sich sowohl für die königlichen Familien und deren Leben interessieren, aber gleichzeitig auch Märchen mögen. Erst in zweiter Instanz wurde bei der Veröffentlichung des Werkes an die Kinder gedacht. Diesen Verdacht lässt die Gestaltung des Buches aufkommen. Sind Märchenbücher zum größten Teil reich bebildert, finden sich in diesem, wie bereits erwähnt, lediglich Fotografien der Königsfamilien. Trotzdem eignet es sich gut als Vorlesebuch. Durch die Kürzungen sind die Märchen nicht mehr so lang wie ihre Originale und es kann vor dem Zubettgehen rasch noch eine zweite Geschichte vorgelesen werden.

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Insgesamt liegt mit "Die Märchen der Königskinder" eine schöne Sammlung klassischer Erzählungen vor. Diese gewähren nicht nur einen Einblick in die Vielseitigkeit der Volksgeschichten, sondern auch in das Lesegut junger Prinzessinnen und Prinzen. Nicht nur Interessenten adligen Familien wird das Werk gefallen, sondern auch Kindern, denen diese Märchen vor dem Zubettgehen oder zu anderen Gelegenheiten vorgelesen werden können.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2007
  • Umfang:
    303 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783426662878
  • Preis (D):
    15 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
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  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung