Horak hasste es, sich zu ärgern

von Karoline Cvancara
Rezension von Daniela Steinbach | 19. Mai 2018

Horak hasste es, sich zu ärgern

Bei dem Titel „Horak hasste es, sich zu ärgern“ von Karoline Cvancara denkt man vermutlich zuerst an eine Person, die sehr gemütlich und gesellschaftstauglich ist und einfach jegliche Art von Streit vermeidet. Ein harmoniebedürftiger Mensch, sozusagen. Doch bei Horak ist das ein wenig anders und die Autorin des im Wortreich-Verlages erschienen Werkes beschreibt ihren Protagonisten, naja, sagen wir einfach: typisch wienerisch.

Erwin Horak, der nur beim Unterrichten im Gymnasium und mit seinem besten Freund Kurt Gruber Konversation übt, zählt nicht zur kommunikativen Sorte Mensch, denn am allerliebsten ist ihm seine heilige Ruhe. Ein perfekter Tag für ihn sieht folgendermaßen aus: Natürlich sind Schulferien, er geht seine Runde zum Greißler und zur Trafik, wo er seine Zigarren ohne Worte bereits hingelegt bekommt, wieder zurück nach Hause, um eine zu rauchen und später ins Café Hummel, wo er sich sein Abendessen servieren lässt, denn kochen mag Horak nicht so gerne. Mit dem kürzlich pensionierten Kurt, der nicht nur sein einziger Freund ist, sondern auch Kollege war, spielt er jeden Mittwoch Abend Karten im Hummel, ohne zu viel Privates von sich zu geben, wobei Kurt schon sehr lange mit seiner Resi verheiratet ist und immer wieder versucht, eine „normale“ Konversation mit seinem Gegenüber zu beginnen.

Elfriede, die sich ein halbes Jahr zuvor scheiden gelassen hat, treibt es nun auch immer häufiger ins Café Hummel. Eines Abends, als es plötzlich zu regnen beginnt, begibt sie sich mit ihrem Gläschen Rotwein ins Innere des Kaffeehauses, um im Trockenen auszutrinken. Der einzig freie Platz ist bei Horak, der vertieft in seine tägliche Zeitungslektüre ist. Natürlich versucht er sofort, Elfriede loszuwerden und grantelt ordentlich herum, doch Elfriede entdeckt in sich einen Kampfgeist, den sie vorher nicht gekannt hat. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden werden – wohl oder übel – Tischkumpanen und bestellen sogar das Essen miteinander, obwohl Erwin Horak sehr knapp und ungehobelt mit Elfriede spricht.

Gerade diese Passagen, in denen sich das ungleiche Paar unterhält, machen deutlich, welchen Charakter Horak haben muss. Er wird von Karoline Cvancara als unguter Wiener dargestellt, dem seine Ruhe wichtiger ist als alles andere. Selbst Autohupen regt ihn furchtbar auf und die Autorin beschreibt diese Szene so genau, dass man meint, selbst das Fenster vor lauter Lärm schließen zu müssen. Der Roman fängt die Stimmung gut auf und gibt jedem Charakter eine persönliche und tiefgehende Färbung, sodass der Leser sich mit jedem (Erwin Horak, Kurt, Resi und Elfriede) identifizieren kann, obwohl das Verhalten oftmals unverständlich ist, bis man die Personen näher kennengelernt hat. Durch die Ernsthaftigkeit in der Beschreibung einer Person, die ein Erwin Horak sein könnte, nimmt der Humor nicht ab, sondern es wird mit jeder Seite lustiger, bis man am Ende den Roman schmunzelnd zur Seite legen kann.

„Horak hasste es, sich zu ärgern“ ist eine, auf liebevolle Art und Weise erzählte Geschichte über einen Wiener Grantler, der über seinen Schatten springen muss und schließlich doch noch etwas übers Leben lernt.

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Bewertung

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