Hilmer - Der Lemming, der nicht sterben wollte

von Jörg Olbrich
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. August 2013

Hilmer - Der Lemming, der nicht sterben wollte

Wenn jemand versucht etwas zu unternehmen das allen gesellschaftlichen Konventionen widerspricht, führt dies meist zu Unverständnis und Aggression. Besonders gilt dies, wenn man die Richtlinien und Gepflogenheiten einer ganzen Spezies ignoriert. Genau dies passiert in Jörg Olbrichs Kurzroman "Hilmer - Der Lemming, der nicht sterben wollte". Eine Situation, die wir uns gerne näher ansehen wollten.

Hilmers Vettern Turgi, Torgi und Targi sind nicht nur überrascht, als ihnen Hilmer am Tag ihres geplanten Todes mitteilt, sich nicht vom Schicksalsberg auf den Todesfelsen stürzen zu wollen. Sie sind geradezu schockiert. Das Gesetz will es so, dass jeder Lemming der 15 Monate alt ist, sich in den Tod stürzt, um das Bevölkerungswachstum unter Kontrolle zu halten. Und weil es Gesetz ist, schafft der Wächter des Hügels, unterstützt durch die drei Vettern, Hilmer vor die oberste Instanz - König Helmut.
Dieser ist ebenfalls gerade damit beschäftigt, die beiden Erfinder Henni und Hörg einzukerkern. Denn diese haben ihm gerade eine unerhörte Erfindung vorgelegt, ein Kaubonbon durch dessen Konsumation Weibchen nicht mehr trächtig werden. Etwas, das einerseits den heiligen Regeln des Propheten Wonibalt widerspricht und den König, der sich lieber mit einem männlichen Hamster verlustiert, andererseits nicht wirklich interessiert.
Hilmer wird dazu verurteilt, doch vom Felsen zu springen, schafft aber sich festzuhalten und den Berg hinabzuklettern. Dafür soll er zum Tode durch den Strang verurteilt werden - was aber einige Tage dauert, da es bislang keinen Galgen gibt. So sieht Hilmer nur eine Möglichkeit. Er muss die geheimen Schriften des Propheten finden und herausfinden, ob sie wirklich alle zum Untergang verurteilt sind. Unterstützt durch Henni und Hörg, gejagt von den drei Vettern erwartet ihn eine Aufgabe, die ihn nicht nur mit Ratten und Kröten konfrontiert, sondern alles abverlangt...

Ist etwas, nur weil es schon seit Menschengedenken so gehandhabt wird, automatisch richtig? Natürlich nicht. Dies ist auch die Prämisse von "Hilmer - Der Lemming, der nicht sterben wollte". Die Geschichte baut unter anderem auch auf der These auf, dass man, wenn man keinerlei Zugang zu relevanten Informationen hat, schwerlich eine schlüssige Argumentationskette aufbauen kann, die alle überzeugt. Damit wird auch der Protagonist konfrontiert. Doch durch Sturheit, mit ein wenig Hilfe und schlussendlich durch eine erschütternde Wahrheit kann eine schreckliche Tat in der Vergangenheit aufgedeckt werden. Hier lassen sich beliebig viele Parallelen zur Realität, Glaubenssystemen und Diktaturen ziehen. Die Handlung selbst ist abgesehen von einigen Schleifen in denen sich Ereignisse wiederholen, ziemlich geradlinig. Einige Timings und Zufälle sind allerdings ziemlich weit hergeholt. Eine Diskussion zwischen dem König und seinem Hamster, das Treffen der Ratten-Ältesten und der komplette Sinneswandel der gefürchteten Kröte sind wohl für die Handlung notwendig, aber nicht unbedingt logisch nachzuvollziehen. Hauptsächlich ist die Geschichte jedoch nicht auf logische Zusammenhänge hin ausgerichtet, sondern versucht humorvoll zu unterhalten und dabei noch ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Dies gelingt dem soliden Werk. Da das Ebook darüber hinaus nur knapp 3 Euro kostet, ist es definitiv eine Empfehlung wert.

Auch wenn "Hilmer - Der Lemming, der nicht sterben wollte" nicht unbedingt als Meisterwerk zu bezeichnen ist, weiß das humorvolle und unterhaltsame Ebook dennoch zu gefallen. Es bringt zum Lachen und regt gleichzeitig ein wenig zum Nachdenken an. Zudem ist es mit knapp 3 Euro preiswert. Dementsprechend können wir das Werk mit gutem Gewissen empfehlen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
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