Die Saat der Erde

von Michael Cobley
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. Oktober 2010

Die Saat der Erde

Science-Fiction-Romane, in denen die Menschheit in einer fernen Zukunft einer überlegenen und ihr feindlich gesonnenen Rasse von Außerirdischen gegenübersteht, gibt es eine Menge. Doch jene Romane, bei denen die Erde hoffnungslos unterliegt, sind dabei eher in der Unterzahl. Michael Cobley versucht sich an dieser Herausforderung mit seinem Roman "Die Saat der Erde". Wir wollen uns näher ansehen, ob ihm dies geglückt ist.

Über 100 Jahre sind vergangen, seit drei Schiffe mit Siedlern die Erde verlassen haben. Die in einem intergalaktischen Krieg auf hoffnungslosem Posten stehenden Menschen sahen keinen anderen Ausweg, als drei Archen mit zufällig programmiertem Kurs in die Weiten des Alls auszusenden. Die Nachfahren eines dieser Schiffe leben auf dem Planeten Darien. Der langweilige Alltag der Kolonie, auf dem man in friedlicher Koexistenz mit den Uvovo lebt, wird urplötzlich dadurch gestört, erstmals eine Nachricht von der "alten" Erde zu erhalten. Und dabei bleibt es nicht. Denn sowohl ein Abgesandter namens Horst als auch dessen Vertrauter (eine künstliche Intelligenz) und ein Vertreter einer verbündeten Spezies treffen ein, um Kontakt aufzunehmen. Doch von da an geht alles schief. Es gibt Attentate, Tote und die Kolonie scheint gegen ihren Willen in einen intergalaktischen Konflikt zu schlittern - vielleicht auch deshalb, weil die Welt in einem umkämpften Territorium zweier Supermächte liegt. Doch auch Nachfahren eines weiteren Kolonistenschiffs haben im All überlebt, so auch Kao Chih, der chinesischen Traditionen folgt. Er soll einen wichtigen Auftrag ausführen, der sein Volk aus der Knechtschaft befreien könnte. Dazu kommt noch ein uralter Konflikt zwischen zwei Maschinenvölkern...

Man sieht, "Die Saat der Erde" bietet reichlich Konfliktpotenzial. Eine Menschenkolonie, die lange Zeit ohne Einmischung von außen existiert und dann brutal in einen Strudel aus Politik und Gewalt gezogen wird, ist sicherlich keine schlechte Idee. Seltsam ist allerdings, dass für den Klappentext des Werks die Vorgeschichte gewählt wurde, die während der eigentlichen Handlung schon seit Langem Geschichte ist. Dies könnte potenzielle Käufer verärgern, die einen Siedlungs- und Abenteuerroman erwartet haben.
Die weiteren Perspektiven und Fragmente im Roman sind durchwegs spannend geschrieben, sind zum Teil jedoch auch etwas seltsam. So werden plötzlich neue Parteien ins Spiel geworfen, die vorher keinerlei Erwähnung gefunden haben. Es wird eine alternative Sichtweise des Universums auf den Tisch geknallt und diversen unterschiedlichen Spezies Hintergedanken angedichtet, ohne dass auf diese je wirklich eingegangen wird. So hat man keine Ahnung, wer eigentlich die grauen Eminenzen hinter den großen Machtblöcken sind. Daher ist Michael Cobleys Roman, der zudem den Auftakt einer (nicht erwähnten) Trilogie darstellt zwar unterhaltsam und gut geschrieben, kann im Vergleich mit anderen Werken des Genres, wie in etwa Alastair Reynolds oder John Scalzi, nicht bestehen. Große Fans der Science-Fiction können trotzdem zugreifen.

"Die Saat der Erde" lautet der Titel von Michael Cobleys erstem Science-Fiction-Roman. Der bisher auf Fantasy festgelegte Autor beweist, dass er durchaus in der Lage ist, auch in einer fernen Zukunft sattelfeste Erzählungen zu produzieren. Doch leider hat das Werk einige Schwächen, die letztendlich dazu führen, dass es nicht aus der Menge der ähnlich situierten Erzählungen herausragt. Dementsprechend kann man das Buch nur all jenen empfehlen, die sich der Science-Fiction wirklich verbunden fühlen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2010
  • Umfang:
    640 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453525426
  • ISBN 13:
    9783453525429
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung