Der Magier

von Stefan Papp
Rezension von Stefan Cernohuby | 24. Juni 2016

Der Magier

Menschen entwickeln sich weiter. Oder zumindest sollten sie das, um völligen Stillstand in zu vermeiden und dann plötzlich vor dem Ruhestand zu stehen, ohne jemals ein Ziel erreicht zu haben. Um eine Weiterentwicklung geht es auch im zweiten Roman von Stefan Papp, welcher den Titel „Der Magier“ trägt. Und hier geht es nicht nur um eine Wandlung von einer Tarotfigur zur anderen, Veränderung ist ein zentrales Thema des Romans.

Der erste, der sein früheres Leben hinter sich lassen will ist Sam, Protagonist des Vorgängerrromans. Stets war er ein Narr, richtete sich nach anderen und verfolgte Hobbys, die ihn nicht weiterbrachten. Nun möchte er dem Pfad des Magiers folgen. Auch Chefinspektor Remmel hat eine Veränderung vor sich. Denn nach einem Essduell, bei dem er im Krankenhaus landet, muss er eine strenge Diät einhalten und abnehmen. Dass man dabei noch sein Leben umkrempeln will, schmeckt ihm überhaupt nicht. Und so macht „Remmi“ das, was er am besten kann: Er schaltet auf Stur. Das ist allerdings nicht hilfreich, weil es plötzlich eine Mordserie gibt und bei den Opfern seltsame okkulte Zeichen gefunden werden. Hanni, Remmels Kollegin verpflichtet den zufällig in der Gegend befindlichen Sam, um ihnen bei der Deutung der Symbole zu helfen. Die Entschlüsselung derselben bringt noch zahlreiche weitere Charaktere mit ins Spiel, die sich einem Orden angeschlossen haben, der den Namen „Orden 93“ trägt. Die Angehörigen haben einen Pakt geschlossen, bei dem es darum geht ein vereinbartes Lebensziel in einer bestimmten Zeitspannte zu erreichen, oder man wird getötet. Doch weder die frustrierte Hausfrau Wiebke, die Möchtegern-Gotic-Queen Melitta, noch Turnlehrer und selbsternannter Sexgott Otto haben eine Ahnung, auf was sie sich da wirklich eingelassen haben... genauso wenig wie Thor, der sich einem Plan von Loki fügt.

Vor einer Transformation zu etwas Neuem, Besseren träumen im vorliegenden Roman viele Charaktere. Manche sind sehr genau ausgearbeitet, werden dem Leser mit all ihren Stärken und Schwächen präsentiert, andere haben nur einen kurzen Auftritt. Doch irgendwie sind alle Handlungsfäden miteinander verknüpft, sogar jener mit Thor und Loki. Die Haupthandlung läuft natürlich zwischen Polizei, Mordopfern und dem nunmehr selbsternannten Magier Sam ab, aber auch einige eher skurrile Nebencharaktere wie der „Supersexler“ Otto bekommen erstaunlich viel Platz eingeräumt. Zwischen allen springt man immer wieder hin und her. Und das ist der größte Kritikpunkt am Buch. Die ganze Handlung passiert unter großem Zeitdruck. Lücken im Ablauf durfte es offenbar keine geben und so taucht man in die Gedankenwelt von Möchtegern-Großmeistern und vom Leben enttäuschten Frauen und Männern, die sich zu hohe Ziele gesteckt haben. Die Motivation der Ordensmitglieder ist nicht wirklich klar und zwischen den Musikzitaten und anderen Anspielungen bleibt noch genügend Platz, damit Loki aus dem „Faust“ zitieren kann und dabei die Rolle von Mephistopheles einnimmt. Insgesamt ist das Buch handwerklich gut gelungen, wird aber mit dem Lauf der Handlung etwas unübersichtlich. Kenner von „Der Narr“ sollten dennoch zugreifen, für Quereinsteiger wird es trotz eigenständigem Kriminalfall eher schwierig – man sollte Interesse für Okkultismus, Rollenspiel, Literatur und eventuell auch Metal mitbringen, wenn man sich für „Der Magier“ begeistern will.

„Der Magier“ ist der zweite Band einer Trilogie von Stefan Papp. Ein Buch das etwas auf sich warten hat lassen und die Geschichte aus „Der Narr“ fortsetzt. Leider verteilt sich die Handlung im vorliegenden Roman auf sehr viele Charaktere, was irgendwann auch zu Lasten der Übersichtlichkeit des Metaplots geht. Insofern ist das Werk eher jenen zu empfehlen, denen der Schreibstil von Stefan Papp zusagt und die sich für Okkultes und Obskures begeistern können.

Details

Bewertung

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