Der grausame Monat

von Louise Penny
Rezension von Janett Cernohuby | 24. April 2009

Der grausame Monat

So mancher hat schon Monate erlebt, die alles andere als erfreulich waren. Vielleicht weil das Wetter nicht zu den geplanten Aktivitäten passte, man einen Monat kein Einkommen erhielt, im Büro extrem viel Arbeit zu erledigen war oder während des Studiums eine Klausurenreiche Zeit anstand. Auch die kanadische Schriftstellerin Louise Penny weiß in ihrem dritten Roman "Der grausame Monat" von einem solchen zu erzählen.

Das kanadische Dorf Three Pines feiert Ostern auf seine Art und Weise. So werden etwa Holzeier versteckt, welche die Kinder am Ostersonntag suchen und gegen Schokoladeneier eintauschen können. Einige der Dorfbewohner praktizieren sogar ein etwas makaber anmutendes Ritual: eine Seance. Nachdem der ursprünglich dafür gewählte Ort jedoch zu viel positive Energie ausstrahlt, will man die Geisterbeschwörung im alten Hadley-Haus abhalten. Dieses ist nicht nur seit langer Zeit unbewohnt, in ihm geschahen auch Geiselnahme und Mord. Somit steht die Seance von Anfang an unter einem düsteren Stern. Dies bewahrheitet sich, als plötzlich eine der Teilnehmerinnen während der Sitzung zu Tode kommt. Hat sich die Arme wortwörtlich zu Tode erschreckt oder wurde hier nachgeholfen? Inspector Armand Gamache von der Surete Quebec ermittelt in dem Fall und findet bald heraus, dass scheinbar jeder der Teilnehmer ein Motiv hat. Doch dem nicht genug, scheint auch im Ermittlungsteam einiges im Argen zu liegen und der Verdacht kommt auf, dass ein Maulwurf eingeschleust wurde.

Wie bereits in ihren ersten beiden Büchern wählt Lousie Penny auch Three Pines als Handlungsort. In einem verschlafenen Tal liegend, auf keiner Karte verzeichnet und nur selten von Touristen gefunden, sollte das kleine Dorf eine Oase der Ruhe sein. Und doch ereignen sich hier immer wieder schreckliche Gewaltverbrechen sowie tragische Ereignisse, die den kleinen Ort erschüttern. So nimmt sich die Autorin auch die Zeit und den Platz, um das Leben in Three Pines genau zu beschreiben. Mit Worten zeichnet sie dem Leser das Bild eines versteckt liegenden Dorfes, dessen Einwohner ein wenig verschroben und skurril wirken. Daher plätschert die Geschichte auch erst einmal etwas vor sich hin, bevor es zum eigentlichen Todesfall kommt. So hat der Leser aber auch die Zeit, die Charaktere kennen zu lernen und einen ersten Eindruck von ihnen zu erhalten.
Doch auch mit dem Mord lässt die Autorin den Erzählstil nicht kippen. Kurzweil, rasante Abläufe oder fesselnde Action werden die Leser wohl vergeblich suchen. Zahlreiche lange Dialoge führen den Leser durch die Story, umfassende Beschreibungen und Erläuterungen lassen die Handlung nicht selten langatmig erscheinen. Gleichzeitig bieten aber genau diese Stilmittel die Möglichkeit, sich näher mit dem Ort und den Personen auseinanderzusetzen. Man erhält einen Einblick in das Dorfleben und kann sich so sehr gut in selbiges hineinversetzen. Gleiches gilt aber auch für Inspector Gamache und dessen Team. So wird der Leser bald merken, dass nicht alles im Team stimmt und sogar jemand versucht, diesem ins Handwerk zu pfuschen.
Diese ganzen, teilweise komplizierten Beziehungsgeflechte sowie der ausschweifende Erzählstil lassen den Roman keineswegs zur leichten Lektüre werden. Spannung gibt es zwar, jedoch hält sie den Leser nicht ganz so fest im Griff, wie man es vielleicht aus anderen Thrillern gewohnt ist. Daher wird das Buch wohl eher Lesern zusagen, die etwa die Romane von Susan Hill mit Begeisterung verschlungen haben. Auch sollte erwähnt werden, dass man dieses Buch zwar unabhängig von seinen Vorgängern lesen kann, jedoch einem dadurch auch der eine oder andere Zusammenhang verschlossen bleibt. So gibt es immer wieder Situationen oder Ereignisse, die sich auf die älteren Fälle beziehen. Daher ist es eigentlich ratsam, zuerst die ersten beiden Bände der Autorin zu lesen, bevor man sich an "Der grausame Monat" heranwagt.

Zusammengefasst ist der dritte Roman Louise Pennys also eher ein Roman für jene Leser, die sich von ausführlichen Personen- und Ortsbeschreibungen nicht langweilen oder gar abschrecken lassen. Denn der Autorin ging es nicht alleine darum, einen fesselnden und packenden Roman zu schreiben, sondern auch die Welt von Three Pines und Armand Gamaches realistisch erscheinen zu lassen. Wer sich darauf einlassen kann, dem wird hier ein sehr unterhaltsamer Thriller geboten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2009
  • Umfang:
    471 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783809025580
  • Preis (D):
    19,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung